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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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gar mit dem Herrn Doctor mich zanken
sollte.

Nun werden sie vermuthlich, lieber Herr
Professor, mit Briefen über diesen Punkt
überflüssig versehen seyn, allein mit schlecht
geschriebenen Briefen dieser Art, von ganz
gemeinen Handwerksleuten, werden Sie viel-
leicht nur diesen einzigen haben. So werden
Sie doch nicht böse auf mich seyn, wenn ich
Sie bitte, dass sie auch meine Beichte
hören.

In meiner Vaterstadt lernte auch leider ich
dieses Laster sehr fruhe, wo ich nicht irre,
schon in dem 10ten oder 12ten Jahre, kennen.
Eine Frau, deren Namen ich vergessen, war
von N. mit ihrem Sohne, welcher in meinem
Alter war, und mit mir zugleich in die Schule
gieng, dahin gezogen. Einmal bin ich mit
ihm, und mit noch 3 oder 4 meiner Camera-
den, in einem Hause, da zeigt uns dieser al-
len das abscheuliche Laster zum erstenmal,
als eine grosse Erfiudung, welches wir alle
bald nachmachten. Er versicherte uns auch,
dass er es bestaendig alle Abend und Morgen

im

gar mit dem Herrn Doctor mich zanken
ſollte.

Nun werden ſie vermuthlich, lieber Herr
Profeſſor, mit Briefen über dieſen Punkt
überflüſſig verſehen ſeyn, allein mit ſchlecht
geſchriebenen Briefen dieſer Art, von ganz
gemeinen Handwerksleuten, werden Sie viel-
leicht nur dieſen einzigen haben. So werden
Sie doch nicht böſe auf mich ſeyn, wenn ich
Sie bitte, daſs ſie auch meine Beichte
hören.

In meiner Vaterſtadt lernte auch leider ich
dieſes Laſter ſehr fruhe, wo ich nicht irre,
ſchon in dem 10ten oder 12ten Jahre, kennen.
Eine Frau, deren Namen ich vergeſſen, war
von N. mit ihrem Sohne, welcher in meinem
Alter war, und mit mir zugleich in die Schule
gieng, dahin gezogen. Einmal bin ich mit
ihm, und mit noch 3 oder 4 meiner Camera-
den, in einem Hauſe, da zeigt uns dieſer al-
len das abſcheuliche Laſter zum erſtenmal,
als eine groſse Erfiudung, welches wir alle
bald nachmachten. Er verſicherte uns auch,
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[338/0348] gar mit dem Herrn Doctor mich zanken ſollte. Nun werden ſie vermuthlich, lieber Herr Profeſſor, mit Briefen über dieſen Punkt überflüſſig verſehen ſeyn, allein mit ſchlecht geſchriebenen Briefen dieſer Art, von ganz gemeinen Handwerksleuten, werden Sie viel- leicht nur dieſen einzigen haben. So werden Sie doch nicht böſe auf mich ſeyn, wenn ich Sie bitte, daſs ſie auch meine Beichte hören. In meiner Vaterſtadt lernte auch leider ich dieſes Laſter ſehr fruhe, wo ich nicht irre, ſchon in dem 10ten oder 12ten Jahre, kennen. Eine Frau, deren Namen ich vergeſſen, war von N. mit ihrem Sohne, welcher in meinem Alter war, und mit mir zugleich in die Schule gieng, dahin gezogen. Einmal bin ich mit ihm, und mit noch 3 oder 4 meiner Camera- den, in einem Hauſe, da zeigt uns dieſer al- len das abſcheuliche Laſter zum erſtenmal, als eine groſse Erfiudung, welches wir alle bald nachmachten. Er verſicherte uns auch, daſs er es beſtændig alle Abend und Morgen im

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/348>, abgerufen am 30.04.2024.