Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

sie selbst ihre Fehler gestehen. Das Mittel,
sie dahin zu bringen, ist bekannt. Man sey
nicht bloss ihr Befehlshaber, sondern ihr
Freund der Theilnehmer und der Beförderer
ihrer Freuden, man bezeige Nachsicht gegen
ihre Verirrungen, und verzeihe leicht selbst-
gestandne Fehler.

In Schulen und Erziehungsanstalten,
wo man die Jugend zum blinden Gehorsame
zu gewöhnen sucht, wo die Lehrer und Er-
zieher stets die Stelle der Befehlshaber und
Zuchtmeister spielen, erstirbt die Aufrichtig-
keit, wird die Heucheley genaehrt, und die
Entdeckung heimlicher Sünden beynahe un.
möglich gemacht. Die Erfahrungen, die
ich mir aus meiner bisherigen Correspon-
denz gesammlet habe, stimmen damit über-
ein und beweisen, dass diese Sünden gerade
in den Schulen und Erziehungsanstalten am
staerksten grassiren, wo die Schüler und Zög-
linge am strengsten gehalten werden.

Die

ſie ſelbſt ihre Fehler geſtehen. Das Mittel,
ſie dahin zu bringen, iſt bekannt. Man ſey
nicht bloſs ihr Befehlshaber, ſondern ihr
Freund der Theilnehmer und der Beförderer
ihrer Freuden, man bezeige Nachſicht gegen
ihre Verirrungen, und verzeihe leicht ſelbſt-
geſtandne Fehler.

In Schulen und Erziehungsanſtalten,
wo man die Jugend zum blinden Gehorſame
zu gewöhnen ſucht, wo die Lehrer und Er-
zieher ſtets die Stelle der Befehlshaber und
Zuchtmeiſter ſpielen, erſtirbt die Aufrichtig-
keit, wird die Heucheley genæhrt, und die
Entdeckung heimlicher Sünden beynahe un.
möglich gemacht. Die Erfahrungen, die
ich mir aus meiner bisherigen Correſpon-
denz geſammlet habe, ſtimmen damit über-
ein und beweiſen, daſs dieſe Sünden gerade
in den Schulen und Erziehungsanſtalten am
ſtærkſten graſſiren, wo die Schüler und Zög-
linge am ſtrengſten gehalten werden.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0286" n="276"/>
&#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t ihre Fehler ge&#x017F;tehen. Das Mittel,<lb/>
&#x017F;ie dahin zu bringen, i&#x017F;t bekannt. Man &#x017F;ey<lb/>
nicht blo&#x017F;s ihr Befehlshaber, &#x017F;ondern ihr<lb/>
Freund der Theilnehmer und der Beförderer<lb/>
ihrer Freuden, man bezeige Nach&#x017F;icht gegen<lb/>
ihre Verirrungen, und verzeihe leicht &#x017F;elb&#x017F;t-<lb/>
ge&#x017F;tandne Fehler.</p><lb/>
            <p>In Schulen und Erziehungsan&#x017F;talten,<lb/>
wo man die Jugend zum blinden Gehor&#x017F;ame<lb/>
zu gewöhnen &#x017F;ucht, wo die Lehrer und Er-<lb/>
zieher &#x017F;tets die Stelle der Befehlshaber und<lb/>
Zuchtmei&#x017F;ter &#x017F;pielen, er&#x017F;tirbt die Aufrichtig-<lb/>
keit, wird die Heucheley genæhrt, und die<lb/>
Entdeckung heimlicher Sünden beynahe un.<lb/>
möglich gemacht. Die Erfahrungen, die<lb/>
ich mir aus meiner bisherigen Corre&#x017F;pon-<lb/>
denz ge&#x017F;ammlet habe, &#x017F;timmen damit über-<lb/>
ein und bewei&#x017F;en, da&#x017F;s die&#x017F;e Sünden gerade<lb/>
in den Schulen und Erziehungsan&#x017F;talten am<lb/>
&#x017F;tærk&#x017F;ten gra&#x017F;&#x017F;iren, wo die Schüler und Zög-<lb/>
linge am &#x017F;treng&#x017F;ten gehalten werden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0286] ſie ſelbſt ihre Fehler geſtehen. Das Mittel, ſie dahin zu bringen, iſt bekannt. Man ſey nicht bloſs ihr Befehlshaber, ſondern ihr Freund der Theilnehmer und der Beförderer ihrer Freuden, man bezeige Nachſicht gegen ihre Verirrungen, und verzeihe leicht ſelbſt- geſtandne Fehler. In Schulen und Erziehungsanſtalten, wo man die Jugend zum blinden Gehorſame zu gewöhnen ſucht, wo die Lehrer und Er- zieher ſtets die Stelle der Befehlshaber und Zuchtmeiſter ſpielen, erſtirbt die Aufrichtig- keit, wird die Heucheley genæhrt, und die Entdeckung heimlicher Sünden beynahe un. möglich gemacht. Die Erfahrungen, die ich mir aus meiner bisherigen Correſpon- denz geſammlet habe, ſtimmen damit über- ein und beweiſen, daſs dieſe Sünden gerade in den Schulen und Erziehungsanſtalten am ſtærkſten graſſiren, wo die Schüler und Zög- linge am ſtrengſten gehalten werden. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/286
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/286>, abgerufen am 09.05.2024.