sind Ausdrücke der Liebe und Freundschaft, andere der Wollust. Die Grenzlinie, die die letztern von den erstern scheidet, und die ein unverdorbnes Gefühl leicht entdeckt, darf unter der Kinder Augen nie überschrit- ten werden. Die übrigen Klugheitsregeln, die bey dem ehelichen Umgange zu beob- achten sind, ergeben sich von selbst aus dem, was oben von der grossen Sorglosigkeit der Eheleute, in Ansehung dieses Punkts, ist ge- sagt worden.
Bey Tische und jeder andern Gelegen- heit, wo die Erwachsenen mit den Kindern zusammen sind, müssen alle obscöne, schlü- pfrige, zweydeutige, Scherze vermieden wer- den. Wird dieses nicht beobachtet, so wer- den alle übrige gute Erinnerungen und An- stalten wenig helfen. Wie kann das Kind glauben, dass die Wollust so schaedlich sey, als man ihm sagte, wenn es seine Eltern und die erwachsenen Freunde derselben, be- staendig damit scherzen höret? Eben deswe-
gen
(Q 4)
ſind Ausdrücke der Liebe und Freundſchaft, andere der Wolluſt. Die Grenzlinie, die die letztern von den erſtern ſcheidet, und die ein unverdorbnes Gefühl leicht entdeckt, darf unter der Kinder Augen nie überſchrit- ten werden. Die übrigen Klugheitsregeln, die bey dem ehelichen Umgange zu beob- achten ſind, ergeben ſich von ſelbſt aus dem, was oben von der groſsen Sorgloſigkeit der Eheleute, in Anſehung dieſes Punkts, iſt ge- ſagt worden.
Bey Tiſche und jeder andern Gelegen- heit, wo die Erwachſenen mit den Kindern zuſammen ſind, müſſen alle obſcöne, ſchlü- pfrige, zweydeutige, Scherze vermieden wer- den. Wird dieſes nicht beobachtet, ſo wer- den alle übrige gute Erinnerungen und An- ſtalten wenig helfen. Wie kann das Kind glauben, daſs die Wolluſt ſo ſchædlich ſey, als man ihm ſagte, wenn es ſeine Eltern und die erwachſenen Freunde derſelben, be- ſtændig damit ſcherzen höret? Eben deswe-
gen
(Q 4)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0257"n="247"/>ſind Ausdrücke der Liebe und Freundſchaft,<lb/>
andere der Wolluſt. Die Grenzlinie, die<lb/>
die letztern von den erſtern ſcheidet, und<lb/>
die ein unverdorbnes Gefühl leicht entdeckt,<lb/>
darf unter der Kinder Augen nie überſchrit-<lb/>
ten werden. Die übrigen Klugheitsregeln,<lb/>
die bey dem ehelichen Umgange zu beob-<lb/>
achten ſind, ergeben ſich von ſelbſt aus dem,<lb/>
was oben von der groſsen Sorgloſigkeit der<lb/>
Eheleute, in Anſehung dieſes Punkts, iſt ge-<lb/>ſagt worden.</p><lb/><p>Bey Tiſche und jeder andern Gelegen-<lb/>
heit, wo die Erwachſenen mit den Kindern<lb/>
zuſammen ſind, müſſen alle obſcöne, ſchlü-<lb/>
pfrige, zweydeutige, Scherze vermieden wer-<lb/>
den. Wird dieſes nicht beobachtet, ſo wer-<lb/>
den alle übrige gute Erinnerungen und An-<lb/>ſtalten wenig helfen. Wie kann das Kind<lb/>
glauben, daſs die Wolluſt ſo ſchædlich ſey,<lb/>
als man ihm ſagte, wenn es ſeine Eltern<lb/>
und die erwachſenen Freunde derſelben, be-<lb/>ſtændig damit ſcherzen höret? Eben deswe-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(Q 4)</fw><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[247/0257]
ſind Ausdrücke der Liebe und Freundſchaft,
andere der Wolluſt. Die Grenzlinie, die
die letztern von den erſtern ſcheidet, und
die ein unverdorbnes Gefühl leicht entdeckt,
darf unter der Kinder Augen nie überſchrit-
ten werden. Die übrigen Klugheitsregeln,
die bey dem ehelichen Umgange zu beob-
achten ſind, ergeben ſich von ſelbſt aus dem,
was oben von der groſsen Sorgloſigkeit der
Eheleute, in Anſehung dieſes Punkts, iſt ge-
ſagt worden.
Bey Tiſche und jeder andern Gelegen-
heit, wo die Erwachſenen mit den Kindern
zuſammen ſind, müſſen alle obſcöne, ſchlü-
pfrige, zweydeutige, Scherze vermieden wer-
den. Wird dieſes nicht beobachtet, ſo wer-
den alle übrige gute Erinnerungen und An-
ſtalten wenig helfen. Wie kann das Kind
glauben, daſs die Wolluſt ſo ſchædlich ſey,
als man ihm ſagte, wenn es ſeine Eltern
und die erwachſenen Freunde derſelben, be-
ſtændig damit ſcherzen höret? Eben deswe-
gen
(Q 4)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/257>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.