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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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III.

Ueberhaupt habe ich die Erfahrung ge-
macht, dass ich es nie haeufiger that, als
wenn ich eine Zeit lang ununterbrochen, durch
fleissiges Studium irgend eines Klassikers, wars
auch kein unmoralischer, bloss für die Berei-
cherung meines Verstandes und Gedaechtnisses
sorgte, ohne durch Lektüre eines guten Dich-
ters oder -- -- empfindsamen Romans (de-
nen ich viel zu danken habe, wenigstens kei-
ne Verführung schuld geben kann) für mein
Herz gesorgt, und es zu tugendhaften, edeln,
grossen Empfindungen (nicht alle Onaniten,
lieber Salzmann! sind Ferdinands von Brav)
erhoben zu haben. Martial aber wird durch
mich, an dem Orte seiner Strafe, seine gewiss
schon unaussprechbare Peinigungen, noch um
einige vermehrt sehen.

Lange ists mir schon bedenklich gewe-
sen, dass man der Jugend die Bibel in die
Haende giebt. Was mag sie sich wohl da-
bey denken, wenn sie Judas, Loths, Da-
vids, Salomos, Geschichte liesst! Hier ist
ein Zeugniss, dass auch die Bibel zum Laster

ver-
III.

Ueberhaupt habe ich die Erfahrung ge-
macht, daſs ich es nie hæufiger that, als
wenn ich eine Zeit lang ununterbrochen, durch
fleiſſiges Studium irgend eines Klaſſikers, wars
auch kein unmoraliſcher, bloſs für die Berei-
cherung meines Verſtandes und Gedæchtniſſes
ſorgte, ohne durch Lektüre eines guten Dich-
ters oder — — empfindſamen Romans (de-
nen ich viel zu danken habe, wenigſtens kei-
ne Verführung ſchuld geben kann) für mein
Herz geſorgt, und es zu tugendhaften, edeln,
groſsen Empfindungen (nicht alle Onaniten,
lieber Salzmann! ſind Ferdinands von Brav)
erhoben zu haben. Martial aber wird durch
mich, an dem Orte ſeiner Strafe, ſeine gewiſs
ſchon unausſprechbare Peinigungen, noch um
einige vermehrt ſehen.

Lange iſts mir ſchon bedenklich gewe-
ſen, daſs man der Jugend die Bibel in die
Hænde giebt. Was mag ſie ſich wohl da-
bey denken, wenn ſie Judas, Loths, Da-
vids, Salomos, Geſchichte lieſst! Hier iſt
ein Zeugniſs, daſs auch die Bibel zum Laſter

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[154/0164] III. Ueberhaupt habe ich die Erfahrung ge- macht, daſs ich es nie hæufiger that, als wenn ich eine Zeit lang ununterbrochen, durch fleiſſiges Studium irgend eines Klaſſikers, wars auch kein unmoraliſcher, bloſs für die Berei- cherung meines Verſtandes und Gedæchtniſſes ſorgte, ohne durch Lektüre eines guten Dich- ters oder — — empfindſamen Romans (de- nen ich viel zu danken habe, wenigſtens kei- ne Verführung ſchuld geben kann) für mein Herz geſorgt, und es zu tugendhaften, edeln, groſsen Empfindungen (nicht alle Onaniten, lieber Salzmann! ſind Ferdinands von Brav) erhoben zu haben. Martial aber wird durch mich, an dem Orte ſeiner Strafe, ſeine gewiſs ſchon unausſprechbare Peinigungen, noch um einige vermehrt ſehen. Lange iſts mir ſchon bedenklich gewe- ſen, daſs man der Jugend die Bibel in die Hænde giebt. Was mag ſie ſich wohl da- bey denken, wenn ſie Judas, Loths, Da- vids, Salomos, Geſchichte lieſst! Hier iſt ein Zeugniſs, daſs auch die Bibel zum Laſter ver-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/164>, abgerufen am 24.11.2024.