Die erstern sind grossentheils, in An- sehung dieses Punkts, ganz unwissend und auf eine unverantwortliche Art unbesorgt. Wenn ich auftrete und sage: der grössere Theil der Kinder, ist von diesem Uebel an- gesteckt -- wie wenige werden es glau- ben! wie viele über meine Behauptung spot- ten! Ist denn nicht schon diess ein Beweiss, dass in Ansehung dieses Punktes, eine lieb- reiche Belehrung nöthig sey? Beweisst es nicht auch die Nachlaessigkeit, die man in Rücksicht auf dieses Uebel bewiesen hat? Ists nicht unleugbar, dass noch in vielen Schu- len, 2 und 2 in einem Bette schlafen? O ihr Lehrer und Erzieher! kenntet ihr die Aus- schweifungen der Jugend, wie waere es mög- lich, dass ihr jemals so etwas haettet gestatten können! Ists nicht wahr, dass auf manchen Schulen Schüler in einem Zimmer zusam- men schlaffen, ohne einen andern Aufseher als die aeltern Schüler zu haben, die, wie ich gewiss weis, mehrentheils die Verführer sind, und die unschuldigsten Kinder, durch
Lieb-
(A 3)
Die erſtern ſind groſsentheils, in An- ſehung dieſes Punkts, ganz unwiſſend und auf eine unverantwortliche Art unbeſorgt. Wenn ich auftrete und ſage: der gröſsere Theil der Kinder, iſt von dieſem Uebel an- geſteckt — wie wenige werden es glau- ben! wie viele über meine Behauptung ſpot- ten! Iſt denn nicht ſchon dieſs ein Beweiſs, daſs in Anſehung dieſes Punktes, eine lieb- reiche Belehrung nöthig ſey? Beweiſst es nicht auch die Nachlæſſigkeit, die man in Rückſicht auf dieſes Uebel bewieſen hat? Iſts nicht unleugbar, daſs noch in vielen Schu- len, 2 und 2 in einem Bette ſchlafen? O ihr Lehrer und Erzieher! kenntet ihr die Aus- ſchweifungen der Jugend, wie wære es mög- lich, daſs ihr jemals ſo etwas hættet geſtatten können! Iſts nicht wahr, daſs auf manchen Schulen Schüler in einem Zimmer zuſam- men ſchlaffen, ohne einen andern Aufſeher als die æltern Schüler zu haben, die, wie ich gewiſs weis, mehrentheils die Verführer ſind, und die unſchuldigſten Kinder, durch
Lieb-
(A 3)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0015"n="5"/><p>Die erſtern ſind groſsentheils, in An-<lb/>ſehung dieſes Punkts, ganz unwiſſend und<lb/>
auf eine unverantwortliche Art unbeſorgt.<lb/>
Wenn ich auftrete und ſage: der gröſsere<lb/>
Theil der Kinder, iſt von dieſem Uebel an-<lb/>
geſteckt — wie wenige werden es glau-<lb/>
ben! wie viele über meine Behauptung ſpot-<lb/>
ten! Iſt denn nicht ſchon dieſs ein Beweiſs,<lb/>
daſs in Anſehung dieſes Punktes, eine lieb-<lb/>
reiche Belehrung nöthig ſey? Beweiſst es<lb/>
nicht auch die Nachlæſſigkeit, die man in<lb/>
Rückſicht auf dieſes Uebel bewieſen hat? Iſts<lb/>
nicht unleugbar, daſs noch in vielen Schu-<lb/>
len, 2 und 2 in einem Bette ſchlafen? O ihr<lb/>
Lehrer und Erzieher! kenntet ihr die Aus-<lb/>ſchweifungen der Jugend, wie wære es mög-<lb/>
lich, daſs ihr jemals ſo etwas hættet geſtatten<lb/>
können! Iſts nicht wahr, daſs auf manchen<lb/>
Schulen Schüler in einem Zimmer zuſam-<lb/>
men ſchlaffen, ohne einen andern Aufſeher<lb/>
als die æltern Schüler zu haben, die, wie<lb/>
ich gewiſs weis, mehrentheils die Verführer<lb/>ſind, und die unſchuldigſten Kinder, durch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(A 3)</fw><fwplace="bottom"type="catch">Lieb-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[5/0015]
Die erſtern ſind groſsentheils, in An-
ſehung dieſes Punkts, ganz unwiſſend und
auf eine unverantwortliche Art unbeſorgt.
Wenn ich auftrete und ſage: der gröſsere
Theil der Kinder, iſt von dieſem Uebel an-
geſteckt — wie wenige werden es glau-
ben! wie viele über meine Behauptung ſpot-
ten! Iſt denn nicht ſchon dieſs ein Beweiſs,
daſs in Anſehung dieſes Punktes, eine lieb-
reiche Belehrung nöthig ſey? Beweiſst es
nicht auch die Nachlæſſigkeit, die man in
Rückſicht auf dieſes Uebel bewieſen hat? Iſts
nicht unleugbar, daſs noch in vielen Schu-
len, 2 und 2 in einem Bette ſchlafen? O ihr
Lehrer und Erzieher! kenntet ihr die Aus-
ſchweifungen der Jugend, wie wære es mög-
lich, daſs ihr jemals ſo etwas hættet geſtatten
können! Iſts nicht wahr, daſs auf manchen
Schulen Schüler in einem Zimmer zuſam-
men ſchlaffen, ohne einen andern Aufſeher
als die æltern Schüler zu haben, die, wie
ich gewiſs weis, mehrentheils die Verführer
ſind, und die unſchuldigſten Kinder, durch
Lieb-
(A 3)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/15>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.