Ist wohl etwas anders denkbar, worin- ne man den Grund dieser auffallenden Ver- schiedenheit suchen könnte, als die Ver- schiedenheit der Milch, die sie in sich sogen?
Es ist wahr, dies beweisst nicht gerade zu, dass die Unkeuschheit durch die Milch fortgepflanzt werde. Das beweisst es aber doch, dass der Charakter sich durch die Milch mittheile, und laesst uns diess von ei- nem wollüstigen Charakter um so viel eher besorgen, je gewisser es ist, dass die Wollust ihren Sitz vorzüglich in den menschlichen Saeften habe.
In den mehresten Haeusern herrscht ei- ne solche Einrichtung, durch welche das, durch die Erzeugung und Saeugung ausge- streuete, Samenkorn der Wollust so gepflegt wird, dass es seiner Entwickelung immer mehr entgegen waechst. Das so schaedliche, und doch so tief eingewurzelte, Vorurtheil,
das
Iſt wohl etwas anders denkbar, worin- ne man den Grund dieſer auffallenden Ver- ſchiedenheit ſuchen könnte, als die Ver- ſchiedenheit der Milch, die ſie in ſich ſogen?
Es iſt wahr, dies beweiſst nicht gerade zu, daſs die Unkeuſchheit durch die Milch fortgepflanzt werde. Das beweiſst es aber doch, daſs der Charakter ſich durch die Milch mittheile, und læſst uns dieſs von ei- nem wollüſtigen Charakter um ſo viel eher beſorgen, je gewiſſer es iſt, daſs die Wolluſt ihren Sitz vorzüglich in den menſchlichen Sæften habe.
In den mehreſten Hæuſern herrſcht ei- ne ſolche Einrichtung, durch welche das, durch die Erzeugung und Sæugung ausge- ſtreuete, Samenkorn der Wolluſt ſo gepflegt wird, daſs es ſeiner Entwickelung immer mehr entgegen wæchſt. Das ſo ſchædliche, und doch ſo tief eingewurzelte, Vorurtheil,
das
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Iſt wohl etwas anders denkbar, worin-
ne man den Grund dieſer auffallenden Ver-
ſchiedenheit ſuchen könnte, als die Ver-
ſchiedenheit der Milch, die ſie in ſich
ſogen?
Es iſt wahr, dies beweiſst nicht gerade
zu, daſs die Unkeuſchheit durch die Milch
fortgepflanzt werde. Das beweiſst es aber
doch, daſs der Charakter ſich durch die
Milch mittheile, und læſst uns dieſs von ei-
nem wollüſtigen Charakter um ſo viel eher
beſorgen, je gewiſſer es iſt, daſs die Wolluſt
ihren Sitz vorzüglich in den menſchlichen
Sæften habe.
In den mehreſten Hæuſern herrſcht ei-
ne ſolche Einrichtung, durch welche das,
durch die Erzeugung und Sæugung ausge-
ſtreuete, Samenkorn der Wolluſt ſo gepflegt
wird, daſs es ſeiner Entwickelung immer
mehr entgegen wæchſt. Das ſo ſchædliche,
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/132>, abgerufen am 22.11.2024.
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