Wenn es also gewiss ist, dass fast alle Kinder erfahren, was man ihnen von der Natur und Bestimmung der Geschlechtsthei- le zu verheimlichen sucht, so ist diese Ver- heimlichung doch wirklich laecherlich.
Sie ist aber eben so beklagens und be- weinenswürdig, weil sie unbeschreiblich gro- ssen Schaden thut. Verheimlichung ist das wirksamste Mittel, die Neugier zu reizen. Man lege ein Buch z. E. öffentlich hin, das Kind wird es kaum bemerken, man verstecke es aber, sobald das Kind in das Zimmer tritt, und es wird nach Lesung desselben Be- gierde empfinden, und allerley Mittel ersin- nen, seine Begierde zu befriedigen. Und diese gereizte Neugier, wird gewiss weit tie- fer in die Geheimnisse eindringen, als es würde geschehen seyn, wenn man ihr zuvor gekommen waere.
Wenn Eltern und Lehrer sich nicht mehr schaemten, sich mit den Kindern über
die
Wenn es alſo gewiſs iſt, daſs faſt alle Kinder erfahren, was man ihnen von der Natur und Beſtimmung der Geſchlechtsthei- le zu verheimlichen ſucht, ſo iſt dieſe Ver- heimlichung doch wirklich læcherlich.
Sie iſt aber eben ſo beklagens und be- weinenswürdig, weil ſie unbeſchreiblich gro- ſsen Schaden thut. Verheimlichung iſt das wirkſamſte Mittel, die Neugier zu reizen. Man lege ein Buch z. E. öffentlich hin, das Kind wird es kaum bemerken, man verſtecke es aber, ſobald das Kind in das Zimmer tritt, und es wird nach Leſung deſſelben Be- gierde empfinden, und allerley Mittel erſin- nen, ſeine Begierde zu befriedigen. Und dieſe gereizte Neugier, wird gewiſs weit tie- fer in die Geheimniſſe eindringen, als es würde geſchehen ſeyn, wenn man ihr zuvor gekommen wære.
Wenn Eltern und Lehrer ſich nicht mehr ſchæmten, ſich mit den Kindern über
die
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Wenn es alſo gewiſs iſt, daſs faſt alle
Kinder erfahren, was man ihnen von der
Natur und Beſtimmung der Geſchlechtsthei-
le zu verheimlichen ſucht, ſo iſt dieſe Ver-
heimlichung doch wirklich læcherlich.
Sie iſt aber eben ſo beklagens und be-
weinenswürdig, weil ſie unbeſchreiblich gro-
ſsen Schaden thut. Verheimlichung iſt das
wirkſamſte Mittel, die Neugier zu reizen.
Man lege ein Buch z. E. öffentlich hin, das
Kind wird es kaum bemerken, man verſtecke
es aber, ſobald das Kind in das Zimmer
tritt, und es wird nach Leſung deſſelben Be-
gierde empfinden, und allerley Mittel erſin-
nen, ſeine Begierde zu befriedigen. Und
dieſe gereizte Neugier, wird gewiſs weit tie-
fer in die Geheimniſſe eindringen, als es
würde geſchehen ſeyn, wenn man ihr zuvor
gekommen wære.
Wenn Eltern und Lehrer ſich nicht
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/126>, abgerufen am 22.11.2024.
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