Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Geschichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. worden war. Da die Meisten phytotomische Untersuchungenselbst gar nicht machten, so verstanden sie auch das von jenen Gesagte nur theilweise, man behalf sich mit verschwommenen und oft ganz unrichtigen Vorstellungen vom inneren Bau des Holzes und der Rinde und glaubte doch, mit solchen eine Einsicht in die Saftbewegung gewinnen zu können. Bei der Lectüre von Malpighi's, Grew's, Mariotte's und Hales', ja selbst bei der von Wolff's Schriften erfreut man sich, trotz zahl- reicher Fehler im Einzelnen doch an dem logischen Zusammen- hang und dem Scharfsinn, womit sie das Wichtige vom Unbe- deutenden zu sondern wußten, wogegen uns die hier zu nennenden Beobachter höchstens durch vereinzelte Angaben entschädigen und wir keineswegs die Genugthuung empfinden, in ihnen mit Män- nern von hervorragendem Verstand zu verkehren. Die ganz unbedeutenden Schriften von Friedrich Walther 1) Der Inhalt dieser Schrift ist mir jedoch nur aus Sprengel's Ge-
schichte der Bot. I 229 und aus Reichel's und Bonnet's weiter unten genannten Schriften bekannt. Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. worden war. Da die Meiſten phytotomiſche Unterſuchungenſelbſt gar nicht machten, ſo verſtanden ſie auch das von jenen Geſagte nur theilweiſe, man behalf ſich mit verſchwommenen und oft ganz unrichtigen Vorſtellungen vom inneren Bau des Holzes und der Rinde und glaubte doch, mit ſolchen eine Einſicht in die Saftbewegung gewinnen zu können. Bei der Lectüre von Malpighi's, Grew's, Mariotte's und Hales', ja ſelbſt bei der von Wolff's Schriften erfreut man ſich, trotz zahl- reicher Fehler im Einzelnen doch an dem logiſchen Zuſammen- hang und dem Scharfſinn, womit ſie das Wichtige vom Unbe- deutenden zu ſondern wußten, wogegen uns die hier zu nennenden Beobachter höchſtens durch vereinzelte Angaben entſchädigen und wir keineswegs die Genugthuung empfinden, in ihnen mit Män- nern von hervorragendem Verſtand zu verkehren. Die ganz unbedeutenden Schriften von Friedrich Walther 1) Der Inhalt dieſer Schrift iſt mir jedoch nur aus Sprengel's Ge-
ſchichte der Bot. I 229 und aus Reichel's und Bonnet's weiter unten genannten Schriften bekannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0534" n="522"/><fw place="top" type="header">Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.</fw><lb/> worden war. Da die Meiſten phytotomiſche Unterſuchungen<lb/> ſelbſt gar nicht machten, ſo verſtanden ſie auch das von jenen<lb/> Geſagte nur theilweiſe, man behalf ſich mit verſchwommenen<lb/> und oft ganz unrichtigen Vorſtellungen vom inneren Bau des<lb/> Holzes und der Rinde und glaubte doch, mit ſolchen eine Einſicht<lb/> in die Saftbewegung gewinnen zu können. Bei der Lectüre von<lb/><hi rendition="#g">Malpighi</hi>'s, <hi rendition="#g">Grew</hi>'s, <hi rendition="#g">Mariotte</hi>'s und <hi rendition="#g">Hales</hi>', ja ſelbſt<lb/> bei der von <hi rendition="#g">Wolff</hi>'s Schriften erfreut man ſich, trotz zahl-<lb/> reicher Fehler im Einzelnen doch an dem logiſchen Zuſammen-<lb/> hang und dem Scharfſinn, womit ſie das Wichtige vom Unbe-<lb/> deutenden zu ſondern wußten, wogegen uns die hier zu nennenden<lb/> Beobachter höchſtens durch vereinzelte Angaben entſchädigen und<lb/> wir keineswegs die Genugthuung empfinden, in ihnen mit Män-<lb/> nern von hervorragendem Verſtand zu verkehren.</p><lb/> <p>Die ganz unbedeutenden Schriften von Friedrich Walther<lb/> (1740), Anton Wilhelm Platz (1751) und von Rudolph Böhmer<lb/> (1753) können wir hier als bloße unfruchtbare Stielübungen<lb/> völlig übergehen. Einige Aufmerkſamkeit aber können wir denen<lb/> von <hi rendition="#g">De la Baiſſe</hi> und Reichel ſchenken, da dieſe wenigſtens<lb/> bemüht waren, etwas Neues zu Tage zu fördern. Aber freilich<lb/> war gerade die von ihnen benutzte Methode, farbige Flüſſigkeiten<lb/> von lebenden Pflanzen aufſaugen zu laſſen, geeignet, damals<lb/> und noch lange nachher grobe Irrthümer herbeizuführen. Nach-<lb/> dem ſchon <hi rendition="#g">Magnol</hi> 1709 derartige Verſuche erwähnt hatte,<lb/> war es zuerſt der Jeſuitenpater <hi rendition="#g">Sarrabat</hi>, genannt <hi rendition="#b">De la<lb/> Baiſſe,</hi> der ſich in ſeiner von der Akademie zu <hi rendition="#g">Bordeaux</hi><lb/> preisgekrönten Diſſertation: <hi rendition="#aq">Sur la circulation de la sève des<lb/> plantes</hi> 1733 mit derartigen Experimenten befaßte. <note place="foot" n="1)">Der Inhalt dieſer Schrift iſt mir jedoch nur aus Sprengel's Ge-<lb/> ſchichte der Bot. <hi rendition="#aq">I</hi> 229 und aus Reichel's und <hi rendition="#g">Bonnet</hi>'s weiter unten<lb/> genannten Schriften bekannt.</note> Er ſetzte<lb/> die Wurzeln verſchiedener Pflanzen in den rothen Saft der Phy-<lb/> tolacca-Früchte und fand zwei bis drei Tage ſpäter die geſammte<lb/> Wurzelrinde, ganz beſonders aber die Endigungen der Wurzel-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [522/0534]
Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
worden war. Da die Meiſten phytotomiſche Unterſuchungen
ſelbſt gar nicht machten, ſo verſtanden ſie auch das von jenen
Geſagte nur theilweiſe, man behalf ſich mit verſchwommenen
und oft ganz unrichtigen Vorſtellungen vom inneren Bau des
Holzes und der Rinde und glaubte doch, mit ſolchen eine Einſicht
in die Saftbewegung gewinnen zu können. Bei der Lectüre von
Malpighi's, Grew's, Mariotte's und Hales', ja ſelbſt
bei der von Wolff's Schriften erfreut man ſich, trotz zahl-
reicher Fehler im Einzelnen doch an dem logiſchen Zuſammen-
hang und dem Scharfſinn, womit ſie das Wichtige vom Unbe-
deutenden zu ſondern wußten, wogegen uns die hier zu nennenden
Beobachter höchſtens durch vereinzelte Angaben entſchädigen und
wir keineswegs die Genugthuung empfinden, in ihnen mit Män-
nern von hervorragendem Verſtand zu verkehren.
Die ganz unbedeutenden Schriften von Friedrich Walther
(1740), Anton Wilhelm Platz (1751) und von Rudolph Böhmer
(1753) können wir hier als bloße unfruchtbare Stielübungen
völlig übergehen. Einige Aufmerkſamkeit aber können wir denen
von De la Baiſſe und Reichel ſchenken, da dieſe wenigſtens
bemüht waren, etwas Neues zu Tage zu fördern. Aber freilich
war gerade die von ihnen benutzte Methode, farbige Flüſſigkeiten
von lebenden Pflanzen aufſaugen zu laſſen, geeignet, damals
und noch lange nachher grobe Irrthümer herbeizuführen. Nach-
dem ſchon Magnol 1709 derartige Verſuche erwähnt hatte,
war es zuerſt der Jeſuitenpater Sarrabat, genannt De la
Baiſſe, der ſich in ſeiner von der Akademie zu Bordeaux
preisgekrönten Diſſertation: Sur la circulation de la sève des
plantes 1733 mit derartigen Experimenten befaßte. 1) Er ſetzte
die Wurzeln verſchiedener Pflanzen in den rothen Saft der Phy-
tolacca-Früchte und fand zwei bis drei Tage ſpäter die geſammte
Wurzelrinde, ganz beſonders aber die Endigungen der Wurzel-
1) Der Inhalt dieſer Schrift iſt mir jedoch nur aus Sprengel's Ge-
ſchichte der Bot. I 229 und aus Reichel's und Bonnet's weiter unten
genannten Schriften bekannt.
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