Erste inductive Versuche und Eröffnung neuer Gesichtspuncte etc.
Thieren und Pflanzen und geeignet, durch eine kleine Veränderung der Textur die Einen oder die Anderen zu ernähren.
Aus seinen Experimenten folge, fährt er fort, daß die Blätter bei der Ernährung der Pflanzen sehr nützlich sind, inso- fern sie Nahrung aus der Erde heraufziehen, sie scheinen jedoch noch zu anderen edlen und wichtigen Diensten geeignet; sie lassen das überflüssige Wasser abdunsten und halten dessen nahrhafte Theile zurück, indem sie auch ihrerseits Salz, Salpeter u. s. w. auch Thau und Regen aufsaugen; und indem er, wie Newton, das Licht für einen Stoff hält, schließt er weiter: mag nicht das Licht ebenfalls, indem es in die Flächen der Blätter und Blüthen eindringt, viel zur Veredlung der Stoffe in der Pflanze beitragen?
Aus diesen Aeußerungen könnte man schließen, daß Hales nur den in der Luft suspendirten Stoffen eine Bedeutung für die Ernährung eingeräumt habe; dem ist jedoch nicht so; denn im 6. Capitel heißt es, er habe durch seine Experimente be- wiesen, daß eine Menge wahrer, permanent elastischer Luft durch die Gährung und Dissolution (trockene Destillation) aus pflanz- lichen und thierischen Körpern erzeugt wird; der Substanz der- selben sei die Luft zu einem großen Theil unmittelbar und fest inkorporirt und es folge daraus, daß bei der Bildung dieser Körper eine große Quantität von elastischer Luft beständig ver- braucht werden muß.
Hales sieht in der Luft aber nicht bloß eine ernährende Substanz, sondern in ihrer Elasticität, welche der Attraktion der anderen Stoffe entgegenwirkt, auch die Kraftquelle, durch welche die inneren Bewegungen unterhalten werden. Wenn alle ma- teriellen Theile, sagt er, nur mit Attraktionskraft begabt wären, so würde die ganze Natur sofort zu einem unthätigen Klumpen sich zusammenziehen; daher war es absolut nöthig, um diese ungeheure Masse attraktiver Materie in Bewegung zu setzen, und zu beleben, daß mit ihr ein hinreichendes Quantum stark ab- stoßender, elastischer Materie gemengt sei; und da diese elastischen Partikeln beständig in großer Menge durch die Attraktion der
Erſte inductive Verſuche und Eröffnung neuer Geſichtspuncte etc.
Thieren und Pflanzen und geeignet, durch eine kleine Veränderung der Textur die Einen oder die Anderen zu ernähren.
Aus ſeinen Experimenten folge, fährt er fort, daß die Blätter bei der Ernährung der Pflanzen ſehr nützlich ſind, inſo- fern ſie Nahrung aus der Erde heraufziehen, ſie ſcheinen jedoch noch zu anderen edlen und wichtigen Dienſten geeignet; ſie laſſen das überflüſſige Waſſer abdunſten und halten deſſen nahrhafte Theile zurück, indem ſie auch ihrerſeits Salz, Salpeter u. ſ. w. auch Thau und Regen aufſaugen; und indem er, wie Newton, das Licht für einen Stoff hält, ſchließt er weiter: mag nicht das Licht ebenfalls, indem es in die Flächen der Blätter und Blüthen eindringt, viel zur Veredlung der Stoffe in der Pflanze beitragen?
Aus dieſen Aeußerungen könnte man ſchließen, daß Hales nur den in der Luft ſuspendirten Stoffen eine Bedeutung für die Ernährung eingeräumt habe; dem iſt jedoch nicht ſo; denn im 6. Capitel heißt es, er habe durch ſeine Experimente be- wieſen, daß eine Menge wahrer, permanent elaſtiſcher Luft durch die Gährung und Diſſolution (trockene Deſtillation) aus pflanz- lichen und thieriſchen Körpern erzeugt wird; der Subſtanz der- ſelben ſei die Luft zu einem großen Theil unmittelbar und feſt inkorporirt und es folge daraus, daß bei der Bildung dieſer Körper eine große Quantität von elaſtiſcher Luft beſtändig ver- braucht werden muß.
Hales ſieht in der Luft aber nicht bloß eine ernährende Subſtanz, ſondern in ihrer Elaſticität, welche der Attraktion der anderen Stoffe entgegenwirkt, auch die Kraftquelle, durch welche die inneren Bewegungen unterhalten werden. Wenn alle ma- teriellen Theile, ſagt er, nur mit Attraktionskraft begabt wären, ſo würde die ganze Natur ſofort zu einem unthätigen Klumpen ſich zuſammenziehen; daher war es abſolut nöthig, um dieſe ungeheure Maſſe attraktiver Materie in Bewegung zu ſetzen, und zu beleben, daß mit ihr ein hinreichendes Quantum ſtark ab- ſtoßender, elaſtiſcher Materie gemengt ſei; und da dieſe elaſtiſchen Partikeln beſtändig in großer Menge durch die Attraktion der
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Erſte inductive Verſuche und Eröffnung neuer Geſichtspuncte etc.
Thieren und Pflanzen und geeignet, durch eine kleine Veränderung
der Textur die Einen oder die Anderen zu ernähren.
Aus ſeinen Experimenten folge, fährt er fort, daß die
Blätter bei der Ernährung der Pflanzen ſehr nützlich ſind, inſo-
fern ſie Nahrung aus der Erde heraufziehen, ſie ſcheinen jedoch
noch zu anderen edlen und wichtigen Dienſten geeignet; ſie laſſen
das überflüſſige Waſſer abdunſten und halten deſſen nahrhafte
Theile zurück, indem ſie auch ihrerſeits Salz, Salpeter u. ſ. w.
auch Thau und Regen aufſaugen; und indem er, wie Newton,
das Licht für einen Stoff hält, ſchließt er weiter: mag nicht
das Licht ebenfalls, indem es in die Flächen der Blätter und
Blüthen eindringt, viel zur Veredlung der Stoffe in der Pflanze
beitragen?
Aus dieſen Aeußerungen könnte man ſchließen, daß Hales
nur den in der Luft ſuspendirten Stoffen eine Bedeutung für
die Ernährung eingeräumt habe; dem iſt jedoch nicht ſo; denn
im 6. Capitel heißt es, er habe durch ſeine Experimente be-
wieſen, daß eine Menge wahrer, permanent elaſtiſcher Luft durch
die Gährung und Diſſolution (trockene Deſtillation) aus pflanz-
lichen und thieriſchen Körpern erzeugt wird; der Subſtanz der-
ſelben ſei die Luft zu einem großen Theil unmittelbar und feſt
inkorporirt und es folge daraus, daß bei der Bildung dieſer
Körper eine große Quantität von elaſtiſcher Luft beſtändig ver-
braucht werden muß.
Hales ſieht in der Luft aber nicht bloß eine ernährende
Subſtanz, ſondern in ihrer Elaſticität, welche der Attraktion der
anderen Stoffe entgegenwirkt, auch die Kraftquelle, durch welche
die inneren Bewegungen unterhalten werden. Wenn alle ma-
teriellen Theile, ſagt er, nur mit Attraktionskraft begabt wären,
ſo würde die ganze Natur ſofort zu einem unthätigen Klumpen
ſich zuſammenziehen; daher war es abſolut nöthig, um dieſe
ungeheure Maſſe attraktiver Materie in Bewegung zu ſetzen, und
zu beleben, daß mit ihr ein hinreichendes Quantum ſtark ab-
ſtoßender, elaſtiſcher Materie gemengt ſei; und da dieſe elaſtiſchen
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/531>, abgerufen am 24.11.2024.
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