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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entwicklungsgeschichte der Zelle, Entstehung der
Cellulose-Haut ein abgeschlossenes Ganze bilde, das seine eigene
hautartige Begrenzung, den Primordialschlauch, besitzt, so müsse
man, wenn man die Bezeichnung Zelle nicht bloß auf die um-
hüllende Haut oder Kammer anwenden und den Inhaltskörper
mit einem andern Namen belegen wolle, gerade diesen letzteren
als die eigentliche Zelle bezeichnen. Diese Auffassungsweise,
welche bei der Bildung der Schwärmsporen der Algen und Pilze,
aber auch in vielen anderen Fällen sich ganz unmittelbar dem
Beobachter als die richtige darstellt, ist fortan ein wesentliches
Moment der Zellenlehre geblieben. Alexander Braun trug
außerdem zur Klärung der Begriffe dadurch bei, daß er alle
bis zum Jahre 1850 ihm bekannt gewordenen Modalitäten der
Zellbildung systematisch übersichtlich zusammenstellte und klassifi-
cirte, besonders auch die Copulationsformen eingehender als bis-
her behandelte. Ganz an die deutschen Beobachter lehnten sich
Henfrey's Mittheilungen (Flora 1846 und 1847) an, ohne
selbständig wesentlich Neues zu Tage fördern. Dagegen trugen
Hofmeister's neue Beobachtungen über die Entwicklung des
Pollens 1848 und die zahlreichen Mittheilungen über Zellbil-
dungsvorgänge in seinen epochemachenden embryologischen Unter-
suchungen (1851) vielfach zur Aufklärung zweifelhafter Puncte,
zumal über das Verhalten des Zellkerns bei der Zellbildung und
über die Entstehung der Theilungswände bei. Mohl, der sich
bis 1846 der damals herrschenden Schleiden'schen Theorie
gegenüber, trotz seiner eigenen guten Beobachtungen, einigermaßen
rathlos verhielt, gab nun 1851 in seiner schon genannten Ab-
handlung "die vegetabilische Zelle" eine vortreffliche, übersicht-
liche und klare Darstellung der bis dahin gewonnenen Ergebnisse.
Besonders hob er betreffs der Zelltheilung hervor, daß die neuen
Kerne schon vor beginnender Theilung des Inhalts die Central-
puncte der künftigen Tochterzellen einnehmen; dagegen hielt er
auch jetzt noch an seiner alten Meinung fest, daß bei jeder Zell-
theilung, wie bei Cladophora, die Scheidewand von außen
nach innen fortschreitend sich bilden müsse, gegenüber Nägeli's
und Hofmeister's ganz richtigen Angaben, daß auch simul-

Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der
Celluloſe-Haut ein abgeſchloſſenes Ganze bilde, das ſeine eigene
hautartige Begrenzung, den Primordialſchlauch, beſitzt, ſo müſſe
man, wenn man die Bezeichnung Zelle nicht bloß auf die um-
hüllende Haut oder Kammer anwenden und den Inhaltskörper
mit einem andern Namen belegen wolle, gerade dieſen letzteren
als die eigentliche Zelle bezeichnen. Dieſe Auffaſſungsweiſe,
welche bei der Bildung der Schwärmſporen der Algen und Pilze,
aber auch in vielen anderen Fällen ſich ganz unmittelbar dem
Beobachter als die richtige darſtellt, iſt fortan ein weſentliches
Moment der Zellenlehre geblieben. Alexander Braun trug
außerdem zur Klärung der Begriffe dadurch bei, daß er alle
bis zum Jahre 1850 ihm bekannt gewordenen Modalitäten der
Zellbildung ſyſtematiſch überſichtlich zuſammenſtellte und klaſſifi-
cirte, beſonders auch die Copulationsformen eingehender als bis-
her behandelte. Ganz an die deutſchen Beobachter lehnten ſich
Henfrey's Mittheilungen (Flora 1846 und 1847) an, ohne
ſelbſtändig weſentlich Neues zu Tage fördern. Dagegen trugen
Hofmeiſter's neue Beobachtungen über die Entwicklung des
Pollens 1848 und die zahlreichen Mittheilungen über Zellbil-
dungsvorgänge in ſeinen epochemachenden embryologiſchen Unter-
ſuchungen (1851) vielfach zur Aufklärung zweifelhafter Puncte,
zumal über das Verhalten des Zellkerns bei der Zellbildung und
über die Entſtehung der Theilungswände bei. Mohl, der ſich
bis 1846 der damals herrſchenden Schleiden'ſchen Theorie
gegenüber, trotz ſeiner eigenen guten Beobachtungen, einigermaßen
rathlos verhielt, gab nun 1851 in ſeiner ſchon genannten Ab-
handlung „die vegetabiliſche Zelle“ eine vortreffliche, überſicht-
liche und klare Darſtellung der bis dahin gewonnenen Ergebniſſe.
Beſonders hob er betreffs der Zelltheilung hervor, daß die neuen
Kerne ſchon vor beginnender Theilung des Inhalts die Central-
puncte der künftigen Tochterzellen einnehmen; dagegen hielt er
auch jetzt noch an ſeiner alten Meinung feſt, daß bei jeder Zell-
theilung, wie bei Cladophora, die Scheidewand von außen
nach innen fortſchreitend ſich bilden müſſe, gegenüber Nägeli's
und Hofmeiſter's ganz richtigen Angaben, daß auch ſimul-

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[362/0374] Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der Celluloſe-Haut ein abgeſchloſſenes Ganze bilde, das ſeine eigene hautartige Begrenzung, den Primordialſchlauch, beſitzt, ſo müſſe man, wenn man die Bezeichnung Zelle nicht bloß auf die um- hüllende Haut oder Kammer anwenden und den Inhaltskörper mit einem andern Namen belegen wolle, gerade dieſen letzteren als die eigentliche Zelle bezeichnen. Dieſe Auffaſſungsweiſe, welche bei der Bildung der Schwärmſporen der Algen und Pilze, aber auch in vielen anderen Fällen ſich ganz unmittelbar dem Beobachter als die richtige darſtellt, iſt fortan ein weſentliches Moment der Zellenlehre geblieben. Alexander Braun trug außerdem zur Klärung der Begriffe dadurch bei, daß er alle bis zum Jahre 1850 ihm bekannt gewordenen Modalitäten der Zellbildung ſyſtematiſch überſichtlich zuſammenſtellte und klaſſifi- cirte, beſonders auch die Copulationsformen eingehender als bis- her behandelte. Ganz an die deutſchen Beobachter lehnten ſich Henfrey's Mittheilungen (Flora 1846 und 1847) an, ohne ſelbſtändig weſentlich Neues zu Tage fördern. Dagegen trugen Hofmeiſter's neue Beobachtungen über die Entwicklung des Pollens 1848 und die zahlreichen Mittheilungen über Zellbil- dungsvorgänge in ſeinen epochemachenden embryologiſchen Unter- ſuchungen (1851) vielfach zur Aufklärung zweifelhafter Puncte, zumal über das Verhalten des Zellkerns bei der Zellbildung und über die Entſtehung der Theilungswände bei. Mohl, der ſich bis 1846 der damals herrſchenden Schleiden'ſchen Theorie gegenüber, trotz ſeiner eigenen guten Beobachtungen, einigermaßen rathlos verhielt, gab nun 1851 in ſeiner ſchon genannten Ab- handlung „die vegetabiliſche Zelle“ eine vortreffliche, überſicht- liche und klare Darſtellung der bis dahin gewonnenen Ergebniſſe. Beſonders hob er betreffs der Zelltheilung hervor, daß die neuen Kerne ſchon vor beginnender Theilung des Inhalts die Central- puncte der künftigen Tochterzellen einnehmen; dagegen hielt er auch jetzt noch an ſeiner alten Meinung feſt, daß bei jeder Zell- theilung, wie bei Cladophora, die Scheidewand von außen nach innen fortſchreitend ſich bilden müſſe, gegenüber Nägeli's und Hofmeiſter's ganz richtigen Angaben, daß auch ſimul-

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/374>, abgerufen am 28.11.2024.