wie Schönheit der Abbildungen. Die zahlreichen Figuren Grew's, sorgfältiger als die von Malpighi in Kupfer gestochen, geben in der That zumal von dem Bau der Wurzeln und Stämme eine so klare Anschauung, daß noch jetzt ein Anfänger sie zur ersten Orientirung mit Nutzen gebrauchen kann; Figuren, wie die auf Tafel 36, 40 u. a. zeigen, daß Grew mit vielem Nachdenken seine Beobachtungen zu einem klaren Bild des Gesehenen zu ge- stalten wußte. Im Einzelnen finden sich freilich und selbstver- ständlich viele Irrthümer, wo es sich um den feineren Bau der verschiedenen Gefäß- und Zellenformen handelt.
Malpighi hatte Nichts darüber gesagt, ob er sich die Schläuche des Parenchyms (der Name Parenchym stammt von Grew) völlig geschlossen oder porös denke und in welcher Weise sie unter einander zusammenhängen; Grew läßt über diesen Punct keinen Zweifel; er sagt ausdrücklich p. 64, die Zellen oder Blasen des Parenchyms seien in sich geschlossen, ihre Wände nicht von sichtbaren Poren durchbohrt, so daß das Parenchym mit Bierschaum verglichen werden könne. Betreffs der Gefäße im Holz führt er ausdrücklich Malpighi's Ansicht an, ergänzt dieselbe aber dadurch, daß das Spiralband nicht immer bloß ein einzelnes sei, sondern daß auch zwei oder mehr von einander ganz isolirte Bänder die Wand des Gefäßes bilden, auch sei der Spiralfaden nicht flach, sondern rundlich wie ein Draht, die Windung desselben je nach dem Pflanzentheil einander mehr oder weniger genähert. Auch hebt er hervor, daß die Spiralröhren niemals verzweigt sind und daß, wenn sie gerade verlaufen, wie im spanischen Rohr, man auf weite Strecken durch sie hindurch- sehen kann. Die von Malpighi ausgegangene und dann durch das ganze 18. Jahrhundert festgehaltene Vorstellung vom Bau der Spiralgefäße hat Grewp. 117 klarer, als jener aus- gesprochen; wobei man jedoch beachten muß, daß er sowohl, wie Malpighi die eigentlichen Spiralgefäße mit abrollbarer Spiral- faser von den im secundären Holz vorkommenden Gefäßformen, die nur bei der Zerreißung eine spiralige Structur zeigen, nicht scharf unterscheidet. Durch die Art, sagt er, wie die Fasern ge-
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Malpighi und Grew.
wie Schönheit der Abbildungen. Die zahlreichen Figuren Grew's, ſorgfältiger als die von Malpighi in Kupfer geſtochen, geben in der That zumal von dem Bau der Wurzeln und Stämme eine ſo klare Anſchauung, daß noch jetzt ein Anfänger ſie zur erſten Orientirung mit Nutzen gebrauchen kann; Figuren, wie die auf Tafel 36, 40 u. a. zeigen, daß Grew mit vielem Nachdenken ſeine Beobachtungen zu einem klaren Bild des Geſehenen zu ge- ſtalten wußte. Im Einzelnen finden ſich freilich und ſelbſtver- ſtändlich viele Irrthümer, wo es ſich um den feineren Bau der verſchiedenen Gefäß- und Zellenformen handelt.
Malpighi hatte Nichts darüber geſagt, ob er ſich die Schläuche des Parenchyms (der Name Parenchym ſtammt von Grew) völlig geſchloſſen oder porös denke und in welcher Weiſe ſie unter einander zuſammenhängen; Grew läßt über dieſen Punct keinen Zweifel; er ſagt ausdrücklich p. 64, die Zellen oder Blaſen des Parenchyms ſeien in ſich geſchloſſen, ihre Wände nicht von ſichtbaren Poren durchbohrt, ſo daß das Parenchym mit Bierſchaum verglichen werden könne. Betreffs der Gefäße im Holz führt er ausdrücklich Malpighi's Anſicht an, ergänzt dieſelbe aber dadurch, daß das Spiralband nicht immer bloß ein einzelnes ſei, ſondern daß auch zwei oder mehr von einander ganz iſolirte Bänder die Wand des Gefäßes bilden, auch ſei der Spiralfaden nicht flach, ſondern rundlich wie ein Draht, die Windung desſelben je nach dem Pflanzentheil einander mehr oder weniger genähert. Auch hebt er hervor, daß die Spiralröhren niemals verzweigt ſind und daß, wenn ſie gerade verlaufen, wie im ſpaniſchen Rohr, man auf weite Strecken durch ſie hindurch- ſehen kann. Die von Malpighi ausgegangene und dann durch das ganze 18. Jahrhundert feſtgehaltene Vorſtellung vom Bau der Spiralgefäße hat Grewp. 117 klarer, als jener aus- geſprochen; wobei man jedoch beachten muß, daß er ſowohl, wie Malpighi die eigentlichen Spiralgefäße mit abrollbarer Spiral- faſer von den im ſecundären Holz vorkommenden Gefäßformen, die nur bei der Zerreißung eine ſpiralige Structur zeigen, nicht ſcharf unterſcheidet. Durch die Art, ſagt er, wie die Faſern ge-
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Malpighi und Grew.
wie Schönheit der Abbildungen. Die zahlreichen Figuren Grew's,
ſorgfältiger als die von Malpighi in Kupfer geſtochen, geben
in der That zumal von dem Bau der Wurzeln und Stämme
eine ſo klare Anſchauung, daß noch jetzt ein Anfänger ſie zur erſten
Orientirung mit Nutzen gebrauchen kann; Figuren, wie die auf
Tafel 36, 40 u. a. zeigen, daß Grew mit vielem Nachdenken
ſeine Beobachtungen zu einem klaren Bild des Geſehenen zu ge-
ſtalten wußte. Im Einzelnen finden ſich freilich und ſelbſtver-
ſtändlich viele Irrthümer, wo es ſich um den feineren Bau
der verſchiedenen Gefäß- und Zellenformen handelt.
Malpighi hatte Nichts darüber geſagt, ob er ſich die
Schläuche des Parenchyms (der Name Parenchym ſtammt von
Grew) völlig geſchloſſen oder porös denke und in welcher Weiſe
ſie unter einander zuſammenhängen; Grew läßt über dieſen
Punct keinen Zweifel; er ſagt ausdrücklich p. 64, die Zellen oder
Blaſen des Parenchyms ſeien in ſich geſchloſſen, ihre Wände nicht
von ſichtbaren Poren durchbohrt, ſo daß das Parenchym mit
Bierſchaum verglichen werden könne. Betreffs der Gefäße im
Holz führt er ausdrücklich Malpighi's Anſicht an, ergänzt
dieſelbe aber dadurch, daß das Spiralband nicht immer bloß ein
einzelnes ſei, ſondern daß auch zwei oder mehr von einander
ganz iſolirte Bänder die Wand des Gefäßes bilden, auch ſei der
Spiralfaden nicht flach, ſondern rundlich wie ein Draht, die
Windung desſelben je nach dem Pflanzentheil einander mehr oder
weniger genähert. Auch hebt er hervor, daß die Spiralröhren
niemals verzweigt ſind und daß, wenn ſie gerade verlaufen, wie
im ſpaniſchen Rohr, man auf weite Strecken durch ſie hindurch-
ſehen kann. Die von Malpighi ausgegangene und dann
durch das ganze 18. Jahrhundert feſtgehaltene Vorſtellung vom
Bau der Spiralgefäße hat Grew p. 117 klarer, als jener aus-
geſprochen; wobei man jedoch beachten muß, daß er ſowohl, wie
Malpighi die eigentlichen Spiralgefäße mit abrollbarer Spiral-
faſer von den im ſecundären Holz vorkommenden Gefäßformen,
die nur bei der Zerreißung eine ſpiralige Structur zeigen, nicht
ſcharf unterſcheidet. Durch die Art, ſagt er, wie die Faſern ge-
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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