da die neueren phytotomischen Werke in dieser Richtung meist sehr unvollkommen sind. Bei all dem ist jedoch nicht zu unter- schätzen, was Malpighi und Grew über die feinere Anatomie, besonders über die Beschaffenheit des festen Zellhautgerüstes in der Pflanze sagen; so unvollkommen und unfertig auch ihre Ansichten darüber sind, so blieben sie doch über hundert Jahre lang die Grundlage alles dessen, was man über die zellige Struktur der Pflanzen wußte und als am Anfang unseres Jahrhun- derts die Phytotomie einen neuen Aufschwung nahm, waren es gerade Malpighi's und Grew's zerstreute Bemerkungen über die Verbindung der Zellen unter einander, über die Struktur der Fasern und Gefäße, an welche die neueren Phytotomen an- knüpfend ihre eigenen Untersuchungen aufnahmen.
Wenn in den hier berührten Puncten Malpighi und Grew der Hauptsache nach übereinstimmten, so war doch die Darstellung beider im Uebrigen sehr verschieden. Malpighi hielt sich mehr an das unmittelbar Sichtbare, Grew gefiel sich darin, an das Gesehene die mannigfaltigsten theoretischen Er- örterungen zu knüpfen, besonders suchte er auf speculativem Wege über die Grenzen des mikroskopisch Sichtbaren hinauszu- gehen. Malpighi's Darstellung macht mehr den Eindruck eines genialen Entwurfs, Grew's den der sorgfältigsten, selbst etwas pedantischen Ausführung; in Malpighi verräth sich eine größere formale Bildung, welche die Fragen halb spielend, andeutend, fast im Conversationston behandelt. Grew dagegen ist bemüht, die neue Wissenschaft schulmäßig in ein wohl durch- dachtes System, auch mit der Chemie, Physik und vor Allem mit der cartesianischen Korpuskularphilosophie in Zusammen- hang zu bringen. Malpighi war einer der berühmtesten Mediciner und Zootomen seiner Zeit und behandelte die Phyto- tomie von den in der Zootomie bereits eröffneten Gesichtspuncten aus; Grew beschäftigte sich zwar auch gelegentlich mit Zootomie, er war aber in der That fachmäßig Pflanzenanatom, der sich zumal seit 1668 fast ausschließlich mit der Struktur der Pflanzen beschäftigte, so zwar, daß bis auf Mirbel
Malpighi und Grew.
da die neueren phytotomiſchen Werke in dieſer Richtung meiſt ſehr unvollkommen ſind. Bei all dem iſt jedoch nicht zu unter- ſchätzen, was Malpighi und Grew über die feinere Anatomie, beſonders über die Beſchaffenheit des feſten Zellhautgerüſtes in der Pflanze ſagen; ſo unvollkommen und unfertig auch ihre Anſichten darüber ſind, ſo blieben ſie doch über hundert Jahre lang die Grundlage alles deſſen, was man über die zellige Struktur der Pflanzen wußte und als am Anfang unſeres Jahrhun- derts die Phytotomie einen neuen Aufſchwung nahm, waren es gerade Malpighi's und Grew's zerſtreute Bemerkungen über die Verbindung der Zellen unter einander, über die Struktur der Faſern und Gefäße, an welche die neueren Phytotomen an- knüpfend ihre eigenen Unterſuchungen aufnahmen.
Wenn in den hier berührten Puncten Malpighi und Grew der Hauptſache nach übereinſtimmten, ſo war doch die Darſtellung beider im Uebrigen ſehr verſchieden. Malpighi hielt ſich mehr an das unmittelbar Sichtbare, Grew gefiel ſich darin, an das Geſehene die mannigfaltigſten theoretiſchen Er- örterungen zu knüpfen, beſonders ſuchte er auf ſpeculativem Wege über die Grenzen des mikroſkopiſch Sichtbaren hinauszu- gehen. Malpighi's Darſtellung macht mehr den Eindruck eines genialen Entwurfs, Grew's den der ſorgfältigſten, ſelbſt etwas pedantiſchen Ausführung; in Malpighi verräth ſich eine größere formale Bildung, welche die Fragen halb ſpielend, andeutend, faſt im Converſationston behandelt. Grew dagegen iſt bemüht, die neue Wiſſenſchaft ſchulmäßig in ein wohl durch- dachtes Syſtem, auch mit der Chemie, Phyſik und vor Allem mit der carteſianiſchen Korpuskularphiloſophie in Zuſammen- hang zu bringen. Malpighi war einer der berühmteſten Mediciner und Zootomen ſeiner Zeit und behandelte die Phyto- tomie von den in der Zootomie bereits eröffneten Geſichtspuncten aus; Grew beſchäftigte ſich zwar auch gelegentlich mit Zootomie, er war aber in der That fachmäßig Pflanzenanatom, der ſich zumal ſeit 1668 faſt ausſchließlich mit der Struktur der Pflanzen beſchäftigte, ſo zwar, daß bis auf Mirbel
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Malpighi und Grew.
da die neueren phytotomiſchen Werke in dieſer Richtung meiſt
ſehr unvollkommen ſind. Bei all dem iſt jedoch nicht zu unter-
ſchätzen, was Malpighi und Grew über die feinere Anatomie,
beſonders über die Beſchaffenheit des feſten Zellhautgerüſtes in
der Pflanze ſagen; ſo unvollkommen und unfertig auch ihre
Anſichten darüber ſind, ſo blieben ſie doch über hundert Jahre
lang die Grundlage alles deſſen, was man über die zellige
Struktur der Pflanzen wußte und als am Anfang unſeres Jahrhun-
derts die Phytotomie einen neuen Aufſchwung nahm, waren es
gerade Malpighi's und Grew's zerſtreute Bemerkungen über
die Verbindung der Zellen unter einander, über die Struktur der
Faſern und Gefäße, an welche die neueren Phytotomen an-
knüpfend ihre eigenen Unterſuchungen aufnahmen.
Wenn in den hier berührten Puncten Malpighi und
Grew der Hauptſache nach übereinſtimmten, ſo war doch die
Darſtellung beider im Uebrigen ſehr verſchieden. Malpighi
hielt ſich mehr an das unmittelbar Sichtbare, Grew gefiel ſich
darin, an das Geſehene die mannigfaltigſten theoretiſchen Er-
örterungen zu knüpfen, beſonders ſuchte er auf ſpeculativem
Wege über die Grenzen des mikroſkopiſch Sichtbaren hinauszu-
gehen. Malpighi's Darſtellung macht mehr den Eindruck
eines genialen Entwurfs, Grew's den der ſorgfältigſten, ſelbſt
etwas pedantiſchen Ausführung; in Malpighi verräth ſich
eine größere formale Bildung, welche die Fragen halb ſpielend,
andeutend, faſt im Converſationston behandelt. Grew dagegen
iſt bemüht, die neue Wiſſenſchaft ſchulmäßig in ein wohl durch-
dachtes Syſtem, auch mit der Chemie, Phyſik und vor Allem
mit der carteſianiſchen Korpuskularphiloſophie in Zuſammen-
hang zu bringen. Malpighi war einer der berühmteſten
Mediciner und Zootomen ſeiner Zeit und behandelte die Phyto-
tomie von den in der Zootomie bereits eröffneten Geſichtspuncten
aus; Grew beſchäftigte ſich zwar auch gelegentlich mit Zootomie,
er war aber in der That fachmäßig Pflanzenanatom, der
ſich zumal ſeit 1668 faſt ausſchließlich mit der Struktur
der Pflanzen beſchäftigte, ſo zwar, daß bis auf Mirbel
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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