bis auf das Maximum seiner Leistungsfähigkeit brachte, so vor Allem war es Amici, dem das heutige Mikroskop seine Voll- kommenheit ganz wesentlich mitverdankt, und nicht unerwähnt darf hier Mohl bleiben, der die mikroskopische Messung durch zweckmäßige Einrichtung förderte und durch ein Buch über die praktische Einrichtung des Mikroskops den Optikern vielfach Winke gab, auf welche Puncte sie ihre Aufmerksamkeit zu lenken hätten, (Mikrographie 1846), während Nägeli und Schwendener später um die Theorie des mikroskopischen Sehens sich Verdienste erwarben.
Nach dem Gesagten werden also die wichtigsten Momente in der Geschichte der Pflanzenanatomie nicht ohne Weiteres und ganz passiv von der Geschichte des Mikroskops abhängen; vielmehr werden dieselben auch hier durch eine innere logische Nothwen- digkeit bestimmt: es sind auch hier die Ziele ins Auge zu fassen, welche sich die fortschreitende Forschung stellte. Ueberblicken wir in diesem Sinne die Geschichte unserer Disciplin, so zeigt sich, daß die Begründer derselben im letzten Drittel des 17. Jahr- hunderts, Malpighi und Grew, vorwiegend darüber in's Reine zu kommen suchten, in welcher Weise die zelligen und faserigen Strukturelemente sich verbinden; es wurden zwei Grundformen des Gewebes von vornherein angenommen: das aus Kammern oder Schläuchen bestehende saftige Zellengewebe im Gegensatz zu den langgezogenen, im Allgemeinen faserförmigen oder röhrenförmigen Elementarorganen, deren Unterscheidung in unbegrenzte offene Röhren oder Gefäße und in blind endigende Fasern vielfach zweifelhaft blieb. Das Charakteristische dieser Periode liegt auch darin, daß die Untersuchung der feineren Struktur sich überall mit Reflexionen über die Funktion der Elementarorgane innig verwebt, daß also Anatomie und Physio- logie einander stützen, aber auch bei der Unvollkommenheit bei- der einander Schaden zufügen. Im Grunde überwog bei den ersten Phytotomen bei Weitem das physiologische Interesse, dem die anatomische Untersuchung dienstbar gemacht wurde.
Allein die Unvollkommenheit der Mikroskope während des
Einleitung.
bis auf das Maximum ſeiner Leiſtungsfähigkeit brachte, ſo vor Allem war es Amici, dem das heutige Mikroſkop ſeine Voll- kommenheit ganz weſentlich mitverdankt, und nicht unerwähnt darf hier Mohl bleiben, der die mikroſkopiſche Meſſung durch zweckmäßige Einrichtung förderte und durch ein Buch über die praktiſche Einrichtung des Mikroſkops den Optikern vielfach Winke gab, auf welche Puncte ſie ihre Aufmerkſamkeit zu lenken hätten, (Mikrographie 1846), während Nägeli und Schwendener ſpäter um die Theorie des mikroſkopiſchen Sehens ſich Verdienſte erwarben.
Nach dem Geſagten werden alſo die wichtigſten Momente in der Geſchichte der Pflanzenanatomie nicht ohne Weiteres und ganz paſſiv von der Geſchichte des Mikroſkops abhängen; vielmehr werden dieſelben auch hier durch eine innere logiſche Nothwen- digkeit beſtimmt: es ſind auch hier die Ziele ins Auge zu faſſen, welche ſich die fortſchreitende Forſchung ſtellte. Ueberblicken wir in dieſem Sinne die Geſchichte unſerer Disciplin, ſo zeigt ſich, daß die Begründer derſelben im letzten Drittel des 17. Jahr- hunderts, Malpighi und Grew, vorwiegend darüber in's Reine zu kommen ſuchten, in welcher Weiſe die zelligen und faſerigen Strukturelemente ſich verbinden; es wurden zwei Grundformen des Gewebes von vornherein angenommen: das aus Kammern oder Schläuchen beſtehende ſaftige Zellengewebe im Gegenſatz zu den langgezogenen, im Allgemeinen faſerförmigen oder röhrenförmigen Elementarorganen, deren Unterſcheidung in unbegrenzte offene Röhren oder Gefäße und in blind endigende Faſern vielfach zweifelhaft blieb. Das Charakteriſtiſche dieſer Periode liegt auch darin, daß die Unterſuchung der feineren Struktur ſich überall mit Reflexionen über die Funktion der Elementarorgane innig verwebt, daß alſo Anatomie und Phyſio- logie einander ſtützen, aber auch bei der Unvollkommenheit bei- der einander Schaden zufügen. Im Grunde überwog bei den erſten Phytotomen bei Weitem das phyſiologiſche Intereſſe, dem die anatomiſche Unterſuchung dienſtbar gemacht wurde.
Allein die Unvollkommenheit der Mikroſkope während des
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Einleitung.
bis auf das Maximum ſeiner Leiſtungsfähigkeit brachte, ſo vor
Allem war es Amici, dem das heutige Mikroſkop ſeine Voll-
kommenheit ganz weſentlich mitverdankt, und nicht unerwähnt
darf hier Mohl bleiben, der die mikroſkopiſche Meſſung durch
zweckmäßige Einrichtung förderte und durch ein Buch über die
praktiſche Einrichtung des Mikroſkops den Optikern vielfach Winke
gab, auf welche Puncte ſie ihre Aufmerkſamkeit zu lenken hätten,
(Mikrographie 1846), während Nägeli und Schwendener
ſpäter um die Theorie des mikroſkopiſchen Sehens ſich Verdienſte
erwarben.
Nach dem Geſagten werden alſo die wichtigſten Momente
in der Geſchichte der Pflanzenanatomie nicht ohne Weiteres und ganz
paſſiv von der Geſchichte des Mikroſkops abhängen; vielmehr
werden dieſelben auch hier durch eine innere logiſche Nothwen-
digkeit beſtimmt: es ſind auch hier die Ziele ins Auge zu faſſen,
welche ſich die fortſchreitende Forſchung ſtellte. Ueberblicken wir
in dieſem Sinne die Geſchichte unſerer Disciplin, ſo zeigt ſich,
daß die Begründer derſelben im letzten Drittel des 17. Jahr-
hunderts, Malpighi und Grew, vorwiegend darüber in's
Reine zu kommen ſuchten, in welcher Weiſe die zelligen und
faſerigen Strukturelemente ſich verbinden; es wurden zwei
Grundformen des Gewebes von vornherein angenommen: das
aus Kammern oder Schläuchen beſtehende ſaftige Zellengewebe
im Gegenſatz zu den langgezogenen, im Allgemeinen faſerförmigen
oder röhrenförmigen Elementarorganen, deren Unterſcheidung in
unbegrenzte offene Röhren oder Gefäße und in blind endigende
Faſern vielfach zweifelhaft blieb. Das Charakteriſtiſche dieſer
Periode liegt auch darin, daß die Unterſuchung der feineren
Struktur ſich überall mit Reflexionen über die Funktion der
Elementarorgane innig verwebt, daß alſo Anatomie und Phyſio-
logie einander ſtützen, aber auch bei der Unvollkommenheit bei-
der einander Schaden zufügen. Im Grunde überwog bei den
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die anatomiſche Unterſuchung dienſtbar gemacht wurde.
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/252>, abgerufen am 25.11.2024.
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