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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Zellenlehre, Entwicklungsgeschichte und Kryptogamenkunde.
Untersuchungen Mirbel's über Marchantia und Bischoff's
über die Marchantieen und Riccieen sowie auch W. B. Schim-
per's Untersuchungen über die Laubmoose 1850 und Lantzius
Beninga
's 1) Beiträge zur Kenntniß des Baues der Moos-
kapsel 1847 anschlossen. Die Gefäßkryptogamen waren seit 1828
besonders durch Bischoff's 2) Untersuchungen in ihrer Organi-
sation und sogar zum Theil in ihrer Keimung näher bekannt
geworden; dazu kam, daß Unger schon 1837 die Spermato-
zoiden in den Antheridien verschiedener Laubmoose beschrieben,
Nägeli dieselben auch an einem Organ der Farnkräuter ent-
deckt hatte, welches man bis dahin für das Cotyledonarblatt die-
ser Pflanzen gehalten, an welchem 1848 Suminsky auch
die weiblichen Geschlechtsorgane und das Einschlüpfen der Sper-
matozoiden in dieselben beschrieben. Schon einige Jahre vorher
war die Keimungsgeschichte der Rhizocarpeen, an denen Schlei-
den seine verkehrte Befruchtungstheorie mit besonderer Klarheit
glaubte bewiesen zu haben, von Nägeli, der auch hier die
Spermatozoiden entdeckte, und von Mettenius ausführlich
untersucht worden. So lagen merkwürdige Bruchstücke aus dem
Leben und der Organisation dieser Pflanzen bis 1848 vor,
Bruchstücke, die unverstanden und zusammenhangslos, wie sie
waren, einstweilen nur geringen wissenschaftlichen Werth besaßen,
abgesehen etwa von der Thatsache, daß bei den Kryptogamen die
Befruchtung ähnlich wie bei den Thieren durch Spermatozoiden
vermittelt wird. Eine vollkommen klare Einsicht in die embryolo-

1) Lantzius Beninga geb. in Ostfriesland 1815 gest. 1871 war Pro-
fessor in Göttingen.
2) Gottlieb Wilhelm Bischoff geb. in Dürkheim an der Hardt 1797,
gest. als Professor der Botanik zu Heidelberg 1854; er schrieb verschiedene
Hand- und Lehrbücher, die obgleich sehr sorgfältig und fleißig bearbeitet,
doch ganz im Geiste der vorschleidenschen Zeit gedacht, daher völlig veraltet sind;
sehr werthvoll sind dagegen selbst jetzt noch seine sehr sorgfältigen Untersuch-
ungen über Lebermoose, Charen und Gefäßkryptogamen, die er durch sehr
schöne selbst gemachte Abbildungen erläuterte. Auch sein Wörterbuch der
beschreib. Botanik ist durch zahlreiche Bilder noch jetzt von Werth.

Zellenlehre, Entwicklungsgeſchichte und Kryptogamenkunde.
Unterſuchungen Mirbel's über Marchantia und Biſchoff's
über die Marchantieen und Riccieen ſowie auch W. B. Schim-
per's Unterſuchungen über die Laubmooſe 1850 und Lantzius
Beninga
's 1) Beiträge zur Kenntniß des Baues der Moos-
kapſel 1847 anſchloſſen. Die Gefäßkryptogamen waren ſeit 1828
beſonders durch Biſchoff's 2) Unterſuchungen in ihrer Organi-
ſation und ſogar zum Theil in ihrer Keimung näher bekannt
geworden; dazu kam, daß Unger ſchon 1837 die Spermato-
zoiden in den Antheridien verſchiedener Laubmooſe beſchrieben,
Nägeli dieſelben auch an einem Organ der Farnkräuter ent-
deckt hatte, welches man bis dahin für das Cotyledonarblatt die-
ſer Pflanzen gehalten, an welchem 1848 Suminsky auch
die weiblichen Geſchlechtsorgane und das Einſchlüpfen der Sper-
matozoiden in dieſelben beſchrieben. Schon einige Jahre vorher
war die Keimungsgeſchichte der Rhizocarpeen, an denen Schlei-
den ſeine verkehrte Befruchtungstheorie mit beſonderer Klarheit
glaubte bewieſen zu haben, von Nägeli, der auch hier die
Spermatozoiden entdeckte, und von Mettenius ausführlich
unterſucht worden. So lagen merkwürdige Bruchſtücke aus dem
Leben und der Organiſation dieſer Pflanzen bis 1848 vor,
Bruchſtücke, die unverſtanden und zuſammenhangslos, wie ſie
waren, einſtweilen nur geringen wiſſenſchaftlichen Werth beſaßen,
abgeſehen etwa von der Thatſache, daß bei den Kryptogamen die
Befruchtung ähnlich wie bei den Thieren durch Spermatozoiden
vermittelt wird. Eine vollkommen klare Einſicht in die embryolo-

1) Lantzius Beninga geb. in Oſtfriesland 1815 geſt. 1871 war Pro-
feſſor in Göttingen.
2) Gottlieb Wilhelm Biſchoff geb. in Dürkheim an der Hardt 1797,
geſt. als Profeſſor der Botanik zu Heidelberg 1854; er ſchrieb verſchiedene
Hand- und Lehrbücher, die obgleich ſehr ſorgfältig und fleißig bearbeitet,
doch ganz im Geiſte der vorſchleidenſchen Zeit gedacht, daher völlig veraltet ſind;
ſehr werthvoll ſind dagegen ſelbſt jetzt noch ſeine ſehr ſorgfältigen Unterſuch-
ungen über Lebermooſe, Charen und Gefäßkryptogamen, die er durch ſehr
ſchöne ſelbſt gemachte Abbildungen erläuterte. Auch ſein Wörterbuch der
beſchreib. Botanik iſt durch zahlreiche Bilder noch jetzt von Werth.
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[213/0225] Zellenlehre, Entwicklungsgeſchichte und Kryptogamenkunde. Unterſuchungen Mirbel's über Marchantia und Biſchoff's über die Marchantieen und Riccieen ſowie auch W. B. Schim- per's Unterſuchungen über die Laubmooſe 1850 und Lantzius Beninga's 1) Beiträge zur Kenntniß des Baues der Moos- kapſel 1847 anſchloſſen. Die Gefäßkryptogamen waren ſeit 1828 beſonders durch Biſchoff's 2) Unterſuchungen in ihrer Organi- ſation und ſogar zum Theil in ihrer Keimung näher bekannt geworden; dazu kam, daß Unger ſchon 1837 die Spermato- zoiden in den Antheridien verſchiedener Laubmooſe beſchrieben, Nägeli dieſelben auch an einem Organ der Farnkräuter ent- deckt hatte, welches man bis dahin für das Cotyledonarblatt die- ſer Pflanzen gehalten, an welchem 1848 Suminsky auch die weiblichen Geſchlechtsorgane und das Einſchlüpfen der Sper- matozoiden in dieſelben beſchrieben. Schon einige Jahre vorher war die Keimungsgeſchichte der Rhizocarpeen, an denen Schlei- den ſeine verkehrte Befruchtungstheorie mit beſonderer Klarheit glaubte bewieſen zu haben, von Nägeli, der auch hier die Spermatozoiden entdeckte, und von Mettenius ausführlich unterſucht worden. So lagen merkwürdige Bruchſtücke aus dem Leben und der Organiſation dieſer Pflanzen bis 1848 vor, Bruchſtücke, die unverſtanden und zuſammenhangslos, wie ſie waren, einſtweilen nur geringen wiſſenſchaftlichen Werth beſaßen, abgeſehen etwa von der Thatſache, daß bei den Kryptogamen die Befruchtung ähnlich wie bei den Thieren durch Spermatozoiden vermittelt wird. Eine vollkommen klare Einſicht in die embryolo- 1) Lantzius Beninga geb. in Oſtfriesland 1815 geſt. 1871 war Pro- feſſor in Göttingen. 2) Gottlieb Wilhelm Biſchoff geb. in Dürkheim an der Hardt 1797, geſt. als Profeſſor der Botanik zu Heidelberg 1854; er ſchrieb verſchiedene Hand- und Lehrbücher, die obgleich ſehr ſorgfältig und fleißig bearbeitet, doch ganz im Geiſte der vorſchleidenſchen Zeit gedacht, daher völlig veraltet ſind; ſehr werthvoll ſind dagegen ſelbſt jetzt noch ſeine ſehr ſorgfältigen Unterſuch- ungen über Lebermooſe, Charen und Gefäßkryptogamen, die er durch ſehr ſchöne ſelbſt gemachte Abbildungen erläuterte. Auch ſein Wörterbuch der beſchreib. Botanik iſt durch zahlreiche Bilder noch jetzt von Werth.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/225>, abgerufen am 24.11.2024.