lichen Anordnung eine geradlinige, von den unvollkommensten zu den höchsten aufsteigende Reihe darstellen müßten; Er läßt es aber unentschieden, ob nicht auch Linne's Vergleichung des natürlichen Systems mit einer geographischen Karte, deren Länder den Ordnungen und Classen entsprechen, zuzulassen sei.
Die theoretischen Darlegungen Jussieu's Betreffs der systematischen Auswerthung gewisser Merkmale haben wenig An- ziehendes und sind meist nicht sehr zutreffend; er behandelt die Sache so, als ob gewisse Merkmale überhaupt einen umfassen- deren, andere einen weniger umfassenden Werth haben müßten; insoweit dies nun thatsächlich der Fall ist, beruht die Erkennung dieses Verhaltens aber ganz und gar auf Induction; d. h. nach- dem die natürlichen Verwandtschaften bereits bis zu einem gewissen Grade erkannt sind, zeigt sich, daß gewisse Merkmale in mehr oder minder großen Gruppen constant bleiben; der Systematiker kann nun ferner probiren, ob solche constante Merkmale vielleicht auch bei anderen Pflanzen vorkommen, welche er bisher andern Ver- wandtschaftskreisen zugezählt hatte und so probeweise versuchen, ob sich mit jenen Merkmalen etwa noch andere verbinden, aus denen die Verwandtschaftsverhältnisse constatirt werden können; daß Jussieu bei der Umgrenzung seiner Familien so verfahren ist, leidet keinen Zweifel, doch war er sich dessen nicht ganz klar, und jedenfalls dehnte er dieses Verfahren, leitende Merkmale auf- zusuchen, nicht aus auf die Feststellung größerer Gruppen oder Classen die er nach a priori aufgestellten Gründen eintheilte.
Jussieu's Thätigkeit als Systematiker war jedoch mit der Herausgabe seiner Genera plantarum nicht abgeschlossen, viel- mehr begannen erst nach 1802 seine fruchtbarsten Untersuchungen, die er in einer langen Reihe von Monographieen verschiedener Familien in den Memoires du museum bis zum Jahre 1820 niederlegte. Er fühlte so gut, wie gleichzeitig De Candolle und Robert Brown und die späteren Systematiker, daß es sich für den Ausbau des natürlichen Systems vor Allem um eine sorgfältige Feststellung und Begrenzung der Familien handelte. Einen neuen Anstoß erhielten aber Jussieu's Bestrebungen
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Dogma von der Conſtanz der Arten.
lichen Anordnung eine geradlinige, von den unvollkommenſten zu den höchſten aufſteigende Reihe darſtellen müßten; Er läßt es aber unentſchieden, ob nicht auch Linné's Vergleichung des natürlichen Syſtems mit einer geographiſchen Karte, deren Länder den Ordnungen und Claſſen entſprechen, zuzulaſſen ſei.
Die theoretiſchen Darlegungen Juſſieu's Betreffs der ſyſtematiſchen Auswerthung gewiſſer Merkmale haben wenig An- ziehendes und ſind meiſt nicht ſehr zutreffend; er behandelt die Sache ſo, als ob gewiſſe Merkmale überhaupt einen umfaſſen- deren, andere einen weniger umfaſſenden Werth haben müßten; inſoweit dies nun thatſächlich der Fall iſt, beruht die Erkennung dieſes Verhaltens aber ganz und gar auf Induction; d. h. nach- dem die natürlichen Verwandtſchaften bereits bis zu einem gewiſſen Grade erkannt ſind, zeigt ſich, daß gewiſſe Merkmale in mehr oder minder großen Gruppen conſtant bleiben; der Syſtematiker kann nun ferner probiren, ob ſolche conſtante Merkmale vielleicht auch bei anderen Pflanzen vorkommen, welche er bisher andern Ver- wandtſchaftskreiſen zugezählt hatte und ſo probeweiſe verſuchen, ob ſich mit jenen Merkmalen etwa noch andere verbinden, aus denen die Verwandtſchaftsverhältniſſe conſtatirt werden können; daß Juſſieu bei der Umgrenzung ſeiner Familien ſo verfahren iſt, leidet keinen Zweifel, doch war er ſich deſſen nicht ganz klar, und jedenfalls dehnte er dieſes Verfahren, leitende Merkmale auf- zuſuchen, nicht aus auf die Feſtſtellung größerer Gruppen oder Claſſen die er nach a priori aufgeſtellten Gründen eintheilte.
Juſſieu's Thätigkeit als Syſtematiker war jedoch mit der Herausgabe ſeiner Genera plantarum nicht abgeſchloſſen, viel- mehr begannen erſt nach 1802 ſeine fruchtbarſten Unterſuchungen, die er in einer langen Reihe von Monographieen verſchiedener Familien in den Mémoires du museum bis zum Jahre 1820 niederlegte. Er fühlte ſo gut, wie gleichzeitig De Candolle und Robert Brown und die ſpäteren Syſtematiker, daß es ſich für den Ausbau des natürlichen Syſtems vor Allem um eine ſorgfältige Feſtſtellung und Begrenzung der Familien handelte. Einen neuen Anſtoß erhielten aber Juſſieu's Beſtrebungen
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Dogma von der Conſtanz der Arten.
lichen Anordnung eine geradlinige, von den unvollkommenſten
zu den höchſten aufſteigende Reihe darſtellen müßten; Er läßt
es aber unentſchieden, ob nicht auch Linné's Vergleichung des
natürlichen Syſtems mit einer geographiſchen Karte, deren Länder
den Ordnungen und Claſſen entſprechen, zuzulaſſen ſei.
Die theoretiſchen Darlegungen Juſſieu's Betreffs der
ſyſtematiſchen Auswerthung gewiſſer Merkmale haben wenig An-
ziehendes und ſind meiſt nicht ſehr zutreffend; er behandelt die
Sache ſo, als ob gewiſſe Merkmale überhaupt einen umfaſſen-
deren, andere einen weniger umfaſſenden Werth haben müßten;
inſoweit dies nun thatſächlich der Fall iſt, beruht die Erkennung
dieſes Verhaltens aber ganz und gar auf Induction; d. h. nach-
dem die natürlichen Verwandtſchaften bereits bis zu einem gewiſſen
Grade erkannt ſind, zeigt ſich, daß gewiſſe Merkmale in mehr oder
minder großen Gruppen conſtant bleiben; der Syſtematiker kann
nun ferner probiren, ob ſolche conſtante Merkmale vielleicht auch
bei anderen Pflanzen vorkommen, welche er bisher andern Ver-
wandtſchaftskreiſen zugezählt hatte und ſo probeweiſe verſuchen,
ob ſich mit jenen Merkmalen etwa noch andere verbinden, aus
denen die Verwandtſchaftsverhältniſſe conſtatirt werden können;
daß Juſſieu bei der Umgrenzung ſeiner Familien ſo verfahren
iſt, leidet keinen Zweifel, doch war er ſich deſſen nicht ganz klar,
und jedenfalls dehnte er dieſes Verfahren, leitende Merkmale auf-
zuſuchen, nicht aus auf die Feſtſtellung größerer Gruppen oder
Claſſen die er nach a priori aufgeſtellten Gründen eintheilte.
Juſſieu's Thätigkeit als Syſtematiker war jedoch mit der
Herausgabe ſeiner Genera plantarum nicht abgeſchloſſen, viel-
mehr begannen erſt nach 1802 ſeine fruchtbarſten Unterſuchungen,
die er in einer langen Reihe von Monographieen verſchiedener
Familien in den Mémoires du museum bis zum Jahre 1820
niederlegte. Er fühlte ſo gut, wie gleichzeitig De Candolle
und Robert Brown und die ſpäteren Syſtematiker, daß es ſich
für den Ausbau des natürlichen Syſtems vor Allem um eine
ſorgfältige Feſtſtellung und Begrenzung der Familien handelte.
Einen neuen Anſtoß erhielten aber Juſſieu's Beſtrebungen
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/143>, abgerufen am 26.11.2024.
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