Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Da kam ich vom Erdäpfelgraben zurück, so eine Gerte in der Hand.

Da ist er.

Schreit noch und kreis't um den Hof. Ich fluche nur! -- Da fällt ein Schuß. Er schlägt nur einmal in der Luft und gleich zu Boden.

Wer hat geschossen?

Mein Weib. Der nimmt mir keine Henne mehr, sagt sie und nagelt ihn an das Scheunenthor.

Kommt der Factor, packt mit großem Geschrei alle seine Ballen aus. Alles echt, Alles neu, Alles billig. -- Weiß Die zu handeln!

Der Jude seufzt nur immer. Eine gestrenge Frau! sagt er, aber küßt ihr den Ellbogen.

Fahre Ihnen in die Stadt.

Geht die Frau Starostin, hat ein blaues Kleid mit weißen Fliegen. Muß Mode sein! Kaufe ein blaues Kleid mit weißen Fliegen. Meine Nikolaja wird roth.

Fahre einmal nach Brody, bringe Sammt von allen Farben, Seidenstoffe, Pelze, was für Pelze! Alles geschwärzt. Das Herz schlägt ihr, sag' ich Ihnen.

Die war Ihnen angezogen!

Da hatte sie eine Kazabaika, saftgrün, ausgezeichnet saftgrün, und sibirische graue Eichhörnchen -- die Kaiserin von Rußland hat keine besseren -- Eichhörnchen daran, so handbreit gleich. Und ganz gefüttert mit dem silbergrauen Pelz, so weich, sag' ich Ihnen.

Da kam ich vom Erdäpfelgraben zurück, so eine Gerte in der Hand.

Da ist er.

Schreit noch und kreis't um den Hof. Ich fluche nur! — Da fällt ein Schuß. Er schlägt nur einmal in der Luft und gleich zu Boden.

Wer hat geschossen?

Mein Weib. Der nimmt mir keine Henne mehr, sagt sie und nagelt ihn an das Scheunenthor.

Kommt der Factor, packt mit großem Geschrei alle seine Ballen aus. Alles echt, Alles neu, Alles billig. — Weiß Die zu handeln!

Der Jude seufzt nur immer. Eine gestrenge Frau! sagt er, aber küßt ihr den Ellbogen.

Fahre Ihnen in die Stadt.

Geht die Frau Starostin, hat ein blaues Kleid mit weißen Fliegen. Muß Mode sein! Kaufe ein blaues Kleid mit weißen Fliegen. Meine Nikolaja wird roth.

Fahre einmal nach Brody, bringe Sammt von allen Farben, Seidenstoffe, Pelze, was für Pelze! Alles geschwärzt. Das Herz schlägt ihr, sag' ich Ihnen.

Die war Ihnen angezogen!

Da hatte sie eine Kazabaika, saftgrün, ausgezeichnet saftgrün, und sibirische graue Eichhörnchen — die Kaiserin von Rußland hat keine besseren — Eichhörnchen daran, so handbreit gleich. Und ganz gefüttert mit dem silbergrauen Pelz, so weich, sag' ich Ihnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0050"/>
        <p>Da kam ich vom Erdäpfelgraben zurück, so eine Gerte in der Hand.</p><lb/>
        <p>Da ist er.</p><lb/>
        <p>Schreit noch und kreis't um den Hof. Ich fluche nur! &#x2014; Da fällt ein Schuß. Er schlägt nur      einmal in der Luft und gleich zu Boden.</p><lb/>
        <p>Wer hat geschossen?</p><lb/>
        <p>Mein Weib. Der nimmt mir keine Henne mehr, sagt sie und nagelt ihn an das Scheunenthor.</p><lb/>
        <p>Kommt der Factor, packt mit großem Geschrei alle seine Ballen aus. Alles echt, Alles neu,      Alles billig. &#x2014; Weiß Die zu handeln!</p><lb/>
        <p>Der Jude seufzt nur immer. Eine gestrenge Frau! sagt er, aber küßt ihr den Ellbogen.</p><lb/>
        <p>Fahre Ihnen in die Stadt.</p><lb/>
        <p>Geht die Frau Starostin, hat ein blaues Kleid mit weißen Fliegen. Muß Mode sein! Kaufe ein      blaues Kleid mit weißen Fliegen. Meine Nikolaja wird roth.</p><lb/>
        <p>Fahre einmal nach Brody, bringe Sammt von allen Farben, Seidenstoffe, Pelze, was für Pelze!      Alles geschwärzt. Das Herz schlägt ihr, sag' ich Ihnen.</p><lb/>
        <p>Die war Ihnen angezogen!</p><lb/>
        <p>Da hatte sie eine Kazabaika, saftgrün, ausgezeichnet saftgrün, und sibirische graue      Eichhörnchen &#x2014; die Kaiserin von Rußland hat keine besseren &#x2014; Eichhörnchen daran, so handbreit      gleich. Und ganz gefüttert mit dem silbergrauen Pelz, so weich, sag' ich Ihnen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0050] Da kam ich vom Erdäpfelgraben zurück, so eine Gerte in der Hand. Da ist er. Schreit noch und kreis't um den Hof. Ich fluche nur! — Da fällt ein Schuß. Er schlägt nur einmal in der Luft und gleich zu Boden. Wer hat geschossen? Mein Weib. Der nimmt mir keine Henne mehr, sagt sie und nagelt ihn an das Scheunenthor. Kommt der Factor, packt mit großem Geschrei alle seine Ballen aus. Alles echt, Alles neu, Alles billig. — Weiß Die zu handeln! Der Jude seufzt nur immer. Eine gestrenge Frau! sagt er, aber küßt ihr den Ellbogen. Fahre Ihnen in die Stadt. Geht die Frau Starostin, hat ein blaues Kleid mit weißen Fliegen. Muß Mode sein! Kaufe ein blaues Kleid mit weißen Fliegen. Meine Nikolaja wird roth. Fahre einmal nach Brody, bringe Sammt von allen Farben, Seidenstoffe, Pelze, was für Pelze! Alles geschwärzt. Das Herz schlägt ihr, sag' ich Ihnen. Die war Ihnen angezogen! Da hatte sie eine Kazabaika, saftgrün, ausgezeichnet saftgrün, und sibirische graue Eichhörnchen — die Kaiserin von Rußland hat keine besseren — Eichhörnchen daran, so handbreit gleich. Und ganz gefüttert mit dem silbergrauen Pelz, so weich, sag' ich Ihnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:36:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:36:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/50
Zitationshilfe: Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/50>, abgerufen am 25.11.2024.