Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.gehackt wäre, macht seinen Arm krumm, nimmt sie bei den Fingerspitzen und küßt die Hand. Das Blut schoß mir zu Kopfe. Sie machte einen Knix, und wie ich meinen Kopf hob, war sie ganz roth und hatte Augen -- was für Augen! Er schloß die seinen und lehnte sich zurück. Bravo, Messieurs! -- Ich war erlös't. Von da an tanzte ich nicht mehr mit ihr. Sie war die Tochter eines Nachbars. Schön! -- Was soll ich Ihnen sagen -- schön! So vornehm, möchte ich sagen. -- Jede Woche war eine Tanzstunde. Ich sprach nicht einmal mit ihr, aber wenn sie so den Kosak tanzte, den Arm zierlich eingestemmt, stachen meine Augen nur so in sie, und sah sie dann auf mich, pfiff ich wohl und drehte mich auf dem Absatz um. Die andern jungen Herren leckten ihre Finger wie Zucker, verrenkten sich Hände und Füße, um ihr Taschentuch zu erwischen, sie aber warf die Zöpfe zurück und blickte auf mich. Wenn sie davonfuhr, da war ich ein Held, wenn ich die Treppe hinableuchtete und unten stehen blieb. Da wickelte sie sich behaglich ein, zog den Schleier herab, nickte Allen freundlich zu, daß mir der Neid im Magen brannte und wenn die Glöckchen nur noch so aus der Ferne klangen, stand ich noch da und hielt mein Licht in der Hand, ganz krumm, das tropfte nur. So ein Tölpel, sag' ich Ihnen. gehackt wäre, macht seinen Arm krumm, nimmt sie bei den Fingerspitzen und küßt die Hand. Das Blut schoß mir zu Kopfe. Sie machte einen Knix, und wie ich meinen Kopf hob, war sie ganz roth und hatte Augen — was für Augen! Er schloß die seinen und lehnte sich zurück. Bravo, Messieurs! — Ich war erlös't. Von da an tanzte ich nicht mehr mit ihr. Sie war die Tochter eines Nachbars. Schön! — Was soll ich Ihnen sagen — schön! So vornehm, möchte ich sagen. — Jede Woche war eine Tanzstunde. Ich sprach nicht einmal mit ihr, aber wenn sie so den Kosak tanzte, den Arm zierlich eingestemmt, stachen meine Augen nur so in sie, und sah sie dann auf mich, pfiff ich wohl und drehte mich auf dem Absatz um. Die andern jungen Herren leckten ihre Finger wie Zucker, verrenkten sich Hände und Füße, um ihr Taschentuch zu erwischen, sie aber warf die Zöpfe zurück und blickte auf mich. Wenn sie davonfuhr, da war ich ein Held, wenn ich die Treppe hinableuchtete und unten stehen blieb. Da wickelte sie sich behaglich ein, zog den Schleier herab, nickte Allen freundlich zu, daß mir der Neid im Magen brannte und wenn die Glöckchen nur noch so aus der Ferne klangen, stand ich noch da und hielt mein Licht in der Hand, ganz krumm, das tropfte nur. So ein Tölpel, sag' ich Ihnen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0030"/> gehackt wäre, macht seinen Arm krumm, nimmt sie bei den Fingerspitzen und küßt die Hand. Das Blut schoß mir zu Kopfe. Sie machte einen Knix, und wie ich meinen Kopf hob, war sie ganz roth und hatte Augen — was für Augen!</p><lb/> <p>Er schloß die seinen und lehnte sich zurück.</p><lb/> <p>Bravo, Messieurs! — Ich war erlös't. Von da an tanzte ich nicht mehr mit ihr.</p><lb/> <p>Sie war die Tochter eines Nachbars. Schön! — Was soll ich Ihnen sagen — schön! So vornehm, möchte ich sagen. — Jede Woche war eine Tanzstunde. Ich sprach nicht einmal mit ihr, aber wenn sie so den Kosak tanzte, den Arm zierlich eingestemmt, stachen meine Augen nur so in sie, und sah sie dann auf mich, pfiff ich wohl und drehte mich auf dem Absatz um. Die andern jungen Herren leckten ihre Finger wie Zucker, verrenkten sich Hände und Füße, um ihr Taschentuch zu erwischen, sie aber warf die Zöpfe zurück und blickte auf mich.</p><lb/> <p>Wenn sie davonfuhr, da war ich ein Held, wenn ich die Treppe hinableuchtete und unten stehen blieb. Da wickelte sie sich behaglich ein, zog den Schleier herab, nickte Allen freundlich zu, daß mir der Neid im Magen brannte und wenn die Glöckchen nur noch so aus der Ferne klangen, stand ich noch da und hielt mein Licht in der Hand, ganz krumm, das tropfte nur. So ein Tölpel, sag' ich Ihnen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
gehackt wäre, macht seinen Arm krumm, nimmt sie bei den Fingerspitzen und küßt die Hand. Das Blut schoß mir zu Kopfe. Sie machte einen Knix, und wie ich meinen Kopf hob, war sie ganz roth und hatte Augen — was für Augen!
Er schloß die seinen und lehnte sich zurück.
Bravo, Messieurs! — Ich war erlös't. Von da an tanzte ich nicht mehr mit ihr.
Sie war die Tochter eines Nachbars. Schön! — Was soll ich Ihnen sagen — schön! So vornehm, möchte ich sagen. — Jede Woche war eine Tanzstunde. Ich sprach nicht einmal mit ihr, aber wenn sie so den Kosak tanzte, den Arm zierlich eingestemmt, stachen meine Augen nur so in sie, und sah sie dann auf mich, pfiff ich wohl und drehte mich auf dem Absatz um. Die andern jungen Herren leckten ihre Finger wie Zucker, verrenkten sich Hände und Füße, um ihr Taschentuch zu erwischen, sie aber warf die Zöpfe zurück und blickte auf mich.
Wenn sie davonfuhr, da war ich ein Held, wenn ich die Treppe hinableuchtete und unten stehen blieb. Da wickelte sie sich behaglich ein, zog den Schleier herab, nickte Allen freundlich zu, daß mir der Neid im Magen brannte und wenn die Glöckchen nur noch so aus der Ferne klangen, stand ich noch da und hielt mein Licht in der Hand, ganz krumm, das tropfte nur. So ein Tölpel, sag' ich Ihnen.
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Zitationshilfe: | Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/30>, abgerufen am 24.07.2024. |