Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.sowie auf dem krausgeformten und wunderlich blinkenden Gläser¬ Der Pater versah die Lampe mit einem Schirme, stellte "Auch ich hatte nicht gehofft, als ich das erste Mal an "Also in müßiger Thätigkeit, wenn Sie schon nicht anders "Je nun, erwiederte ich, "wer weiß, ob Ihre Studien nicht ſowie auf dem krausgeformten und wunderlich blinkenden Gläſer¬ Der Pater verſah die Lampe mit einem Schirme, ſtellte „Auch ich hatte nicht gehofft, als ich das erſte Mal an „Also in müßiger Thätigkeit, wenn Sie ſchon nicht anders „Je nun, erwiederte ich, „wer weiß, ob Ihre Studien nicht <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0041" n="25"/> ſowie auf dem krausgeformten und wunderlich blinkenden Gläſer¬<lb/> werk war kein Stäubchen zu ſehen. An der rückwärtigen Wand<lb/> gewahrte ich ein großes, wohlgebautes Harmonium; eine Copie<lb/> der ſixtiniſchen Madonna, in Kupfer geſtochen, hing ſchlicht<lb/> eingerahmt darüber.</p><lb/> <p>Der Pater verſah die Lampe mit einem Schirme, ſtellte<lb/> ſie auf den Tiſch vor dem Sopha und ließ ſich neben mir<lb/> nieder. „Es iſt eigenthümlich,“ begann er, „wie ſich Menſchen,<lb/> die unter ganz verſchiedenartigen Verhältniſſen leben, manchmal<lb/> raſch und unvermuthet zuſammenfinden. Wie hätt' ich mir's<lb/> jemals träumen laſſen, einen jungen Offizier in meiner ein¬<lb/> ſamen Behauſung zu empfangen.“</p><lb/> <p>„Auch ich hatte nicht gehofft, als ich das erſte Mal an<lb/> dieſen ſtillen Mauern vorüberging, daß ich mir ſobald das<lb/> Wohlwollen des Mannes erwerben würde, der hier ſeine Tage,<lb/> wie ich jetzt ſehe, in nichts weniger als müßiger Beſchaulichkeit<lb/> verbringt.“</p><lb/> <p>„Also in müßiger Thätigkeit, wenn Sie ſchon nicht anders<lb/> wollen,“ ſagte er lächelnd. „Ich treibe zu meinem Vergnügen<lb/> etwas Naturwiſſenſchaften; das iſt das Ganze.“</p><lb/> <p>„Je nun, erwiederte ich, „wer weiß, ob Ihre Studien nicht<lb/> einem ernſteren Antriebe entſpringen, als Sie ſelbſt geſtehen<lb/> wollen. In den Heften und Convoluten dort,“ fuhr ich mit<lb/> einem Blick nach dem Schreibtiſche fort, „ſcheint bereits manches<lb/> Ergebniß einer tieferen Forſchung niedergelegt zu ſein.“<lb/></p> </body> </text> </TEI> [25/0041]
ſowie auf dem krausgeformten und wunderlich blinkenden Gläſer¬
werk war kein Stäubchen zu ſehen. An der rückwärtigen Wand
gewahrte ich ein großes, wohlgebautes Harmonium; eine Copie
der ſixtiniſchen Madonna, in Kupfer geſtochen, hing ſchlicht
eingerahmt darüber.
Der Pater verſah die Lampe mit einem Schirme, ſtellte
ſie auf den Tiſch vor dem Sopha und ließ ſich neben mir
nieder. „Es iſt eigenthümlich,“ begann er, „wie ſich Menſchen,
die unter ganz verſchiedenartigen Verhältniſſen leben, manchmal
raſch und unvermuthet zuſammenfinden. Wie hätt' ich mir's
jemals träumen laſſen, einen jungen Offizier in meiner ein¬
ſamen Behauſung zu empfangen.“
„Auch ich hatte nicht gehofft, als ich das erſte Mal an
dieſen ſtillen Mauern vorüberging, daß ich mir ſobald das
Wohlwollen des Mannes erwerben würde, der hier ſeine Tage,
wie ich jetzt ſehe, in nichts weniger als müßiger Beſchaulichkeit
verbringt.“
„Also in müßiger Thätigkeit, wenn Sie ſchon nicht anders
wollen,“ ſagte er lächelnd. „Ich treibe zu meinem Vergnügen
etwas Naturwiſſenſchaften; das iſt das Ganze.“
„Je nun, erwiederte ich, „wer weiß, ob Ihre Studien nicht
einem ernſteren Antriebe entſpringen, als Sie ſelbſt geſtehen
wollen. In den Heften und Convoluten dort,“ fuhr ich mit
einem Blick nach dem Schreibtiſche fort, „ſcheint bereits manches
Ergebniß einer tieferen Forſchung niedergelegt zu ſein.“
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