erglänzten. So bewegte sich, während von der Kirche aus schon versprengte Orgeltöne durch die Luft irrten, eine bunte Menge in den Räumen des Forts, was ihm einen fremdarti¬ gen, feierlichen Anstrich gab.
Das Verlangen, den Pater in der Ausübung seines Am¬ tes wiederzusehen, trieb auch mich der Kirche zu. Als ich eintrat, verstummte eben die Orgel, die einen Choral begleitet hatte. Alle Anwesenden wandten jetzt ihre Blicke nach der Kanzel, wo der Prediger erscheinen sollte. Ich betrachtete unterdessen, an einen Pfeiler gelehnt, den Bau und seine freundliche Ausschmückung, die sich durch geschmackvolle Ein¬ fachheit wohlthuend von dem üblichen schwerfälligen Prunk und Aufputz unterschied. Als ich wieder nach der Kanzel sah, stand der Priester schon oben. Sein Auge begegnete dem meinen und blieb eine Zeit lang auf mir ruhen, so daß ich fast erröthend den Blick senkte. Jetzt schlug er das Buch auf, das er in der Hand hatte, und begann das Evangelium zu lesen. Bei den ersten Worten, die ich vernahm, war ich fast unangenehm enttäuscht; er las in czechischer Sprache. Ich hatte ganz vergessen, daß ich mich in Prag befand, und den vertrauten Klang der Muttersprache von ihm zu hören er¬ wartet. Bald aber versöhnte mich der Wohllaut seiner Stimme mit dem fremden Idiome, so daß ich seinem Vortrage, trotz¬ dem ich nichts davon verstand, mit regem Interesse folgte. Er begann, als er zur Predigt selbst überging, ruhig und ganz
erglänzten. So bewegte ſich, während von der Kirche aus ſchon verſprengte Orgeltöne durch die Luft irrten, eine bunte Menge in den Räumen des Forts, was ihm einen fremdarti¬ gen, feierlichen Anſtrich gab.
Das Verlangen, den Pater in der Ausübung ſeines Am¬ tes wiederzuſehen, trieb auch mich der Kirche zu. Als ich eintrat, verſtummte eben die Orgel, die einen Choral begleitet hatte. Alle Anweſenden wandten jetzt ihre Blicke nach der Kanzel, wo der Prediger erſcheinen ſollte. Ich betrachtete unterdeſſen, an einen Pfeiler gelehnt, den Bau und ſeine freundliche Ausſchmückung, die ſich durch geſchmackvolle Ein¬ fachheit wohlthuend von dem üblichen ſchwerfälligen Prunk und Aufputz unterſchied. Als ich wieder nach der Kanzel ſah, ſtand der Prieſter ſchon oben. Sein Auge begegnete dem meinen und blieb eine Zeit lang auf mir ruhen, ſo daß ich faſt erröthend den Blick ſenkte. Jetzt ſchlug er das Buch auf, das er in der Hand hatte, und begann das Evangelium zu leſen. Bei den erſten Worten, die ich vernahm, war ich faſt unangenehm enttäuſcht; er las in czechiſcher Sprache. Ich hatte ganz vergeſſen, daß ich mich in Prag befand, und den vertrauten Klang der Mutterſprache von ihm zu hören er¬ wartet. Bald aber verſöhnte mich der Wohllaut ſeiner Stimme mit dem fremden Idiome, ſo daß ich ſeinem Vortrage, trotz¬ dem ich nichts davon verſtand, mit regem Intereſſe folgte. Er begann, als er zur Predigt ſelbſt überging, ruhig und ganz
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erglänzten. So bewegte ſich, während von der Kirche aus
ſchon verſprengte Orgeltöne durch die Luft irrten, eine bunte
Menge in den Räumen des Forts, was ihm einen fremdarti¬
gen, feierlichen Anſtrich gab.
Das Verlangen, den Pater in der Ausübung ſeines Am¬
tes wiederzuſehen, trieb auch mich der Kirche zu. Als ich
eintrat, verſtummte eben die Orgel, die einen Choral begleitet
hatte. Alle Anweſenden wandten jetzt ihre Blicke nach der
Kanzel, wo der Prediger erſcheinen ſollte. Ich betrachtete
unterdeſſen, an einen Pfeiler gelehnt, den Bau und ſeine
freundliche Ausſchmückung, die ſich durch geſchmackvolle Ein¬
fachheit wohlthuend von dem üblichen ſchwerfälligen Prunk
und Aufputz unterſchied. Als ich wieder nach der Kanzel
ſah, ſtand der Prieſter ſchon oben. Sein Auge begegnete dem
meinen und blieb eine Zeit lang auf mir ruhen, ſo daß ich
faſt erröthend den Blick ſenkte. Jetzt ſchlug er das Buch auf,
das er in der Hand hatte, und begann das Evangelium zu
leſen. Bei den erſten Worten, die ich vernahm, war ich faſt
unangenehm enttäuſcht; er las in czechiſcher Sprache. Ich
hatte ganz vergeſſen, daß ich mich in Prag befand, und den
vertrauten Klang der Mutterſprache von ihm zu hören er¬
wartet. Bald aber verſöhnte mich der Wohllaut ſeiner Stimme
mit dem fremden Idiome, ſo daß ich ſeinem Vortrage, trotz¬
dem ich nichts davon verſtand, mit regem Intereſſe folgte.
Er begann, als er zur Predigt ſelbſt überging, ruhig und ganz
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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/29>, abgerufen am 24.11.2024.
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