vielleicht vorziehen, den Thee in Ihrem Zimmer zu nehmen. Wir wollen Sie nicht länger halten."
Ich verneigte mich schweigend. Dann nahm ich von den Uebrigen Abschied und zog mich zurück. Obgleich ich in der That der Ruhe bedürftig war und auch alsbald zu Bette ging, sann ich doch unwillkürlich den Erlebnissen des Tages nach, und so hielten mich fragende Gedanken und leise Schauer der Seele noch lange wach. Endlich schlief ich ein. --
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als ich er¬ wachte. Frisch und würzig drang der Duft des Morgens mit dem Gezwitscher der Vögel durch die geöffneten Fenster herein, und ich machte mich fertig, meinen dienstlichen Verrich¬ tungen im Dorfe nachzukommen. Ueber diesen ging ein Theil des Vormittages hin; nunmehr aber sollte ich mich nach dem Städtchen begeben, wo ich weitere Befehle und Anordnungen für morgen entgegen zu nehmen hatte. Da ich voraussah, daß man mich dort an den Offizierstisch ziehen und so bald nicht wieder loslassen würde, so erschien es mir gerathen, mich schon jetzt bei dem Herrn des Schlosses zu verabschieden. Ich fand ihn diesmal sichtlich zerstreut und verstimmt; vielleicht durch den Inhalt mehrerer Briefe, die eben mit der Post ge¬ kommen zu sein schienen und erbrochen auf dem Schreibtische
vielleicht vorziehen, den Thee in Ihrem Zimmer zu nehmen. Wir wollen Sie nicht länger halten.“
Ich verneigte mich ſchweigend. Dann nahm ich von den Uebrigen Abſchied und zog mich zurück. Obgleich ich in der That der Ruhe bedürftig war und auch alsbald zu Bette ging, ſann ich doch unwillkürlich den Erlebniſſen des Tages nach, und ſo hielten mich fragende Gedanken und leiſe Schauer der Seele noch lange wach. Endlich ſchlief ich ein. —
Die Sonne ſtand ſchon hoch am Himmel, als ich er¬ wachte. Friſch und würzig drang der Duft des Morgens mit dem Gezwitſcher der Vögel durch die geöffneten Fenſter herein, und ich machte mich fertig, meinen dienſtlichen Verrich¬ tungen im Dorfe nachzukommen. Ueber dieſen ging ein Theil des Vormittages hin; nunmehr aber ſollte ich mich nach dem Städtchen begeben, wo ich weitere Befehle und Anordnungen für morgen entgegen zu nehmen hatte. Da ich vorausſah, daß man mich dort an den Offizierſtiſch ziehen und ſo bald nicht wieder loslaſſen würde, ſo erſchien es mir gerathen, mich ſchon jetzt bei dem Herrn des Schloſſes zu verabſchieden. Ich fand ihn diesmal ſichtlich zerſtreut und verſtimmt; vielleicht durch den Inhalt mehrerer Briefe, die eben mit der Poſt ge¬ kommen zu ſein ſchienen und erbrochen auf dem Schreibtiſche
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vielleicht vorziehen, den Thee in Ihrem Zimmer zu nehmen.
Wir wollen Sie nicht länger halten.“
Ich verneigte mich ſchweigend. Dann nahm ich von den
Uebrigen Abſchied und zog mich zurück. Obgleich ich in der
That der Ruhe bedürftig war und auch alsbald zu Bette ging,
ſann ich doch unwillkürlich den Erlebniſſen des Tages nach,
und ſo hielten mich fragende Gedanken und leiſe Schauer der
Seele noch lange wach. Endlich ſchlief ich ein. —
Die Sonne ſtand ſchon hoch am Himmel, als ich er¬
wachte. Friſch und würzig drang der Duft des Morgens
mit dem Gezwitſcher der Vögel durch die geöffneten Fenſter
herein, und ich machte mich fertig, meinen dienſtlichen Verrich¬
tungen im Dorfe nachzukommen. Ueber dieſen ging ein Theil
des Vormittages hin; nunmehr aber ſollte ich mich nach dem
Städtchen begeben, wo ich weitere Befehle und Anordnungen
für morgen entgegen zu nehmen hatte. Da ich vorausſah,
daß man mich dort an den Offizierſtiſch ziehen und ſo bald
nicht wieder loslaſſen würde, ſo erſchien es mir gerathen, mich
ſchon jetzt bei dem Herrn des Schloſſes zu verabſchieden. Ich
fand ihn diesmal ſichtlich zerſtreut und verſtimmt; vielleicht
durch den Inhalt mehrerer Briefe, die eben mit der Poſt ge¬
kommen zu ſein ſchienen und erbrochen auf dem Schreibtiſche
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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/280>, abgerufen am 19.07.2024.
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