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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.

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viel zu weit war, und der helle Kattunrock ließen ihr so übel
nicht. "Wie schön Du heut' aussiehst!" sagte er endlich. Sie
schlug erglühend die Augen nieder. "Ich hab' das Alles
noch von meiner seligen Mutter", erwiederte sie, indem sie
den bauschenden Rock zurecht drückte. "Ich trag' es so selten
und da hält es sich." "Da hast Du Blumen", fuhr Georg
fort; "ich hab' sie unterdessen gepflückt." Sie nahm den
Strauß, den er früher halb hinter sich verborgen hatte, und
wollte ihn vor die Brust stecken. Aber er war zu groß und
sie behielt ihn in der Hand, um welche sie den Rosenkranz
gewunden hatte. So schritten die Beiden durch die grünen
Gefilde und an schmalen Aeckern vorüber, wo das Korn be¬
reits geschnitten und aufgehäuft lag, bis sie den Markt Schott¬
wien erreicht hatten. Dort trafen sie Alles in Bewegung.
Denn es war eben Kirchtag, und die lange breite Gasse, aus
welcher der Ort besteht, wimmelte von festlich gekleideten
Menschen und leichtem Fuhrwerk. Vor der Kirche aber hatte
man Bretterbuden aufgeschlagen und dort war eine Menge
der verschiedenartigsten Dinge bunt neben einander zum Ver¬
kauf ausgelegt. Tücher, Tabakpfeifen, Messer, Glasperlen und
Wachskorallen; allerlei Kochgeschirr, Pfefferkuchen und Spiel¬
zeug für Kinder. Sie blieben eine Weile bewundernd vor all
diesen Herrlichkeiten stehen und Georg bekam Lust, eine Pfeife
zu kaufen. Als er noch Soldat war, hatte er geraucht; spä¬
ter, in seinem Elend, hatte er's aufgeben müssen: nun aber,

viel zu weit war, und der helle Kattunrock ließen ihr ſo übel
nicht. „Wie ſchön Du heut' ausſiehſt!“ ſagte er endlich. Sie
ſchlug erglühend die Augen nieder. „Ich hab' das Alles
noch von meiner ſeligen Mutter“, erwiederte ſie, indem ſie
den bauſchenden Rock zurecht drückte. „Ich trag' es ſo ſelten
und da hält es ſich.“ „Da haſt Du Blumen“, fuhr Georg
fort; „ich hab' ſie unterdeſſen gepflückt.“ Sie nahm den
Strauß, den er früher halb hinter ſich verborgen hatte, und
wollte ihn vor die Bruſt ſtecken. Aber er war zu groß und
ſie behielt ihn in der Hand, um welche ſie den Roſenkranz
gewunden hatte. So ſchritten die Beiden durch die grünen
Gefilde und an ſchmalen Aeckern vorüber, wo das Korn be¬
reits geſchnitten und aufgehäuft lag, bis ſie den Markt Schott¬
wien erreicht hatten. Dort trafen ſie Alles in Bewegung.
Denn es war eben Kirchtag, und die lange breite Gaſſe, aus
welcher der Ort beſteht, wimmelte von feſtlich gekleideten
Menſchen und leichtem Fuhrwerk. Vor der Kirche aber hatte
man Bretterbuden aufgeſchlagen und dort war eine Menge
der verſchiedenartigſten Dinge bunt neben einander zum Ver¬
kauf ausgelegt. Tücher, Tabakpfeifen, Meſſer, Glasperlen und
Wachskorallen; allerlei Kochgeſchirr, Pfefferkuchen und Spiel¬
zeug für Kinder. Sie blieben eine Weile bewundernd vor all
dieſen Herrlichkeiten ſtehen und Georg bekam Luſt, eine Pfeife
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[155/0171] viel zu weit war, und der helle Kattunrock ließen ihr ſo übel nicht. „Wie ſchön Du heut' ausſiehſt!“ ſagte er endlich. Sie ſchlug erglühend die Augen nieder. „Ich hab' das Alles noch von meiner ſeligen Mutter“, erwiederte ſie, indem ſie den bauſchenden Rock zurecht drückte. „Ich trag' es ſo ſelten und da hält es ſich.“ „Da haſt Du Blumen“, fuhr Georg fort; „ich hab' ſie unterdeſſen gepflückt.“ Sie nahm den Strauß, den er früher halb hinter ſich verborgen hatte, und wollte ihn vor die Bruſt ſtecken. Aber er war zu groß und ſie behielt ihn in der Hand, um welche ſie den Roſenkranz gewunden hatte. So ſchritten die Beiden durch die grünen Gefilde und an ſchmalen Aeckern vorüber, wo das Korn be¬ reits geſchnitten und aufgehäuft lag, bis ſie den Markt Schott¬ wien erreicht hatten. Dort trafen ſie Alles in Bewegung. Denn es war eben Kirchtag, und die lange breite Gaſſe, aus welcher der Ort beſteht, wimmelte von feſtlich gekleideten Menſchen und leichtem Fuhrwerk. Vor der Kirche aber hatte man Bretterbuden aufgeſchlagen und dort war eine Menge der verſchiedenartigſten Dinge bunt neben einander zum Ver¬ kauf ausgelegt. Tücher, Tabakpfeifen, Meſſer, Glasperlen und Wachskorallen; allerlei Kochgeſchirr, Pfefferkuchen und Spiel¬ zeug für Kinder. Sie blieben eine Weile bewundernd vor all dieſen Herrlichkeiten ſtehen und Georg bekam Luſt, eine Pfeife zu kaufen. Als er noch Soldat war, hatte er geraucht; ſpä¬ ter, in ſeinem Elend, hatte er's aufgeben müſſen: nun aber,

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Zitationshilfe: Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/171>, abgerufen am 25.11.2024.