Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.und musterte ihn von oben bis unten. "Zur Arbeit? Der "Ich hab' einen weiten Weg gemacht", sagte der Andere "Das ist auch was!" höhnte der Aufseher, indem er beim "Ja; Georg Huber." "Wie kommst Du zu dem Soldatengewand?" "Ich bin Urlauber." "Was? Du hast beim Militär gedient?" "Sieben Jahre; im zwölften Regiment. Jetzt aber haben "So, das Fieber hast Du auch? Was die in der Bau¬ und muſterte ihn von oben bis unten. „Zur Arbeit? Der „Ich hab' einen weiten Weg gemacht“, ſagte der Andere „Das iſt auch was!“ höhnte der Aufſeher, indem er beim „Ja; Georg Huber.“ „Wie kommſt Du zu dem Soldatengewand?“ „Ich bin Urlauber.“ „Was? Du haſt beim Militär gedient?“ „Sieben Jahre; im zwölften Regiment. Jetzt aber haben „So, das Fieber haſt Du auch? Was die in der Bau¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0150" n="134"/> und muſterte ihn von oben bis unten. „Zur Arbeit? Der<lb/> Kerl kann ja kaum auf den Füßen ſtehen!“</p><lb/> <p>„Ich hab' einen weiten Weg gemacht“, ſagte der Andere<lb/> ſchüchtern. „Vom Otterthal herüber.“</p><lb/> <p>„Das iſt auch was!“ höhnte der Aufſeher, indem er beim<lb/> Schein des Zwielichtes in den Zettel ſah, der ihm mit beben¬<lb/> der Hand überreicht wurde. „Huber nennſt Du Dich?“ fragte<lb/> er nach einer Pauſe, aufblickend.</p><lb/> <p>„Ja; Georg Huber.“</p><lb/> <p>„Wie kommſt Du zu dem Soldatengewand?“</p><lb/> <p>„Ich bin Urlauber.“</p><lb/> <p>„Was? Du haſt beim Militär gedient?“</p><lb/> <p>„Sieben Jahre; im zwölften Regiment. Jetzt aber haben<lb/> ſie mich heimgeſchickt, weil ich das böſe Fieber nicht loskriegen<lb/> kann, das ich mir bei der Belagerung von Venedig geholt.“</p><lb/> <p>„So, das Fieber haſt Du auch? Was die in der Bau¬<lb/> kanzlei für Leute aufnehmen! Lauter Krüppel, die man nur<lb/> zum Steineklopfen verwenden kann; und da wundern ſie ſich,<lb/> daß es nicht vorwärts geht. Aber merk' Dir's, Du“, fügte<lb/> er mit einer drohenden Handbewegung bei, „wenn Du nicht<lb/> täglich Deine zwei Fuhren Schotter zu Wege bringſt, ſo jag'<lb/> ich Dich fort! Hier iſt kein Spital.“ Und damit langte er<lb/> wieder nach dem Korbe, und ging, während die Andern folg¬<lb/> ten, in die Hütte, wo er an der Hinterwand eine mit Eiſen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0150]
und muſterte ihn von oben bis unten. „Zur Arbeit? Der
Kerl kann ja kaum auf den Füßen ſtehen!“
„Ich hab' einen weiten Weg gemacht“, ſagte der Andere
ſchüchtern. „Vom Otterthal herüber.“
„Das iſt auch was!“ höhnte der Aufſeher, indem er beim
Schein des Zwielichtes in den Zettel ſah, der ihm mit beben¬
der Hand überreicht wurde. „Huber nennſt Du Dich?“ fragte
er nach einer Pauſe, aufblickend.
„Ja; Georg Huber.“
„Wie kommſt Du zu dem Soldatengewand?“
„Ich bin Urlauber.“
„Was? Du haſt beim Militär gedient?“
„Sieben Jahre; im zwölften Regiment. Jetzt aber haben
ſie mich heimgeſchickt, weil ich das böſe Fieber nicht loskriegen
kann, das ich mir bei der Belagerung von Venedig geholt.“
„So, das Fieber haſt Du auch? Was die in der Bau¬
kanzlei für Leute aufnehmen! Lauter Krüppel, die man nur
zum Steineklopfen verwenden kann; und da wundern ſie ſich,
daß es nicht vorwärts geht. Aber merk' Dir's, Du“, fügte
er mit einer drohenden Handbewegung bei, „wenn Du nicht
täglich Deine zwei Fuhren Schotter zu Wege bringſt, ſo jag'
ich Dich fort! Hier iſt kein Spital.“ Und damit langte er
wieder nach dem Korbe, und ging, während die Andern folg¬
ten, in die Hütte, wo er an der Hinterwand eine mit Eiſen
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