"Eine plötzliche Herzlähmung", wiederholte ich dumpf, und erhob mich.
Er trat mir in den Weg. "Fassen Sie sich, mein Herr. Sie können sich ja keine Schuld beimessen; es war ein bekla¬ genswerther Zufall. Wie ich höre, haben Sie vor, abzureisen; thun Sie es, ohne zu zögern. Ersparen Sie sich und An¬ dern --"
Ich verstand ihn. "Ich werde reisen", sagte ich und wandte mich, um zu gehen.
Er zuckte wie rathlos die Achseln und hielt mich nicht länger zurück. Draußen im Saal lag eine weise Rose auf dem Estrich; ich nahm sie auf, ohne etwas dabei zu denken, aber ich wußte, daß sie von Marianne war. Dann schritt ich hinaus in die Nacht. Der Mond war aufgegangen; über Busch und Wiesen schimmerten feine Nebel; die Gebäude auf dem Kahlen- und Leopoldsberge waren wie taghell beleuch¬ tet. Ich schritt immer weiter, ohne zu wissen wohin, die Rose in der Hand. Der Pfad führte mich an Gärten und dichten Weinpflanzungen vorüber; nach und nach wurde er steiler und endlich hatte ich ein freies Plateau erreicht, das eine weite Fernsicht über einen Theil des Marchfeldes, über die Auen der Donau und das Häusermeer der Stadt eröff¬ nete. Dort hielt ich an, setzte mich unter einen Baum, und
„Todt“, ſagte ich; denn ich wußte es längſt.
„Eine plötzliche Herzlähmung —“
„Eine plötzliche Herzlähmung“, wiederholte ich dumpf, und erhob mich.
Er trat mir in den Weg. „Faſſen Sie ſich, mein Herr. Sie können ſich ja keine Schuld beimeſſen; es war ein bekla¬ genswerther Zufall. Wie ich höre, haben Sie vor, abzureiſen; thun Sie es, ohne zu zögern. Erſparen Sie ſich und An¬ dern —“
Ich verſtand ihn. „Ich werde reiſen“, ſagte ich und wandte mich, um zu gehen.
Er zuckte wie rathlos die Achſeln und hielt mich nicht länger zurück. Draußen im Saal lag eine weiſe Roſe auf dem Eſtrich; ich nahm ſie auf, ohne etwas dabei zu denken, aber ich wußte, daß ſie von Marianne war. Dann ſchritt ich hinaus in die Nacht. Der Mond war aufgegangen; über Buſch und Wieſen ſchimmerten feine Nebel; die Gebäude auf dem Kahlen- und Leopoldsberge waren wie taghell beleuch¬ tet. Ich ſchritt immer weiter, ohne zu wiſſen wohin, die Roſe in der Hand. Der Pfad führte mich an Gärten und dichten Weinpflanzungen vorüber; nach und nach wurde er ſteiler und endlich hatte ich ein freies Plateau erreicht, das eine weite Fernſicht über einen Theil des Marchfeldes, über die Auen der Donau und das Häuſermeer der Stadt eröff¬ nete. Dort hielt ich an, ſetzte mich unter einen Baum, und
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„Todt“, ſagte ich; denn ich wußte es längſt.
„Eine plötzliche Herzlähmung —“
„Eine plötzliche Herzlähmung“, wiederholte ich dumpf,
und erhob mich.
Er trat mir in den Weg. „Faſſen Sie ſich, mein Herr.
Sie können ſich ja keine Schuld beimeſſen; es war ein bekla¬
genswerther Zufall. Wie ich höre, haben Sie vor, abzureiſen;
thun Sie es, ohne zu zögern. Erſparen Sie ſich und An¬
dern —“
Ich verſtand ihn. „Ich werde reiſen“, ſagte ich und
wandte mich, um zu gehen.
Er zuckte wie rathlos die Achſeln und hielt mich nicht
länger zurück. Draußen im Saal lag eine weiſe Roſe auf
dem Eſtrich; ich nahm ſie auf, ohne etwas dabei zu denken,
aber ich wußte, daß ſie von Marianne war. Dann ſchritt
ich hinaus in die Nacht. Der Mond war aufgegangen; über
Buſch und Wieſen ſchimmerten feine Nebel; die Gebäude auf
dem Kahlen- und Leopoldsberge waren wie taghell beleuch¬
tet. Ich ſchritt immer weiter, ohne zu wiſſen wohin,
die Roſe in der Hand. Der Pfad führte mich an Gärten und
dichten Weinpflanzungen vorüber; nach und nach wurde er
ſteiler und endlich hatte ich ein freies Plateau erreicht, das
eine weite Fernſicht über einen Theil des Marchfeldes, über
die Auen der Donau und das Häuſermeer der Stadt eröff¬
nete. Dort hielt ich an, ſetzte mich unter einen Baum, und
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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/139>, abgerufen am 16.07.2024.
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