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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.

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los wie sie war, nach dem Pavillon bringen, der sich hinter
den Frauen und Dorner schloß; so daß nur ich, die beiden
jungen Männer und das vor Entsetzen noch immer ganz
sprachlose Kind draußen zurückblieben, Heidrich, der sich als
Urheber dieses peinlichen Vorfalles ansah, zeigte sich sehr ängst¬
lich und aufgeregt; nach einer Weile jedoch trat seine Frau
mit beruhigendem Lächeln aus dem Pavillon. "Sie fühlt sich
wieder ganz wohl", sagte sie mit leiser Stimme, "und will
jetzt nur ein Bischen schlummern." Auch die Anderen kamen
mit heiterer Miene heraus; nur Dorner, dessen erste Bestür¬
zung sich schon früher rasch in Aerger und Verdruß aufgelöst
zu haben schien, zog ein finsteres Gesicht und murmelte unver¬
ständliche Worte in den Bart. Eine langsame, erwartungs¬
volle Stunde verstrich. Endlich öffnete sich die Thüre des
Pavillons und Marianne erschien auf der Schwelle. Sie sah
zwar noch immer etwas blaß aus; aber sie versicherte, daß
Alles vorüber sei und schnitt jede besorgte Frage, sowie die
Entschuldigungen ihres Schwagers mit scherzenden Worten ab.
Trotzdem wollte sich die frühere Behaglichkeit nicht mehr in
dem kleinen Kreise einstellen, und nachdem man bei heran¬
nahender Dämmerung einige Erfrischungen genommen hatte,
sah Dorner nach der Uhr und mahnte zum Aufbruch, da es
spät sei und Emilie noch nach Hause gebracht werden müsse.
Marianne stand auf, umarmte ihre Schwester und nahm den
Arm ihres Gatten, worauf auch die Verlobten sich empfahlen

los wie ſie war, nach dem Pavillon bringen, der ſich hinter
den Frauen und Dorner ſchloß; ſo daß nur ich, die beiden
jungen Männer und das vor Entſetzen noch immer ganz
ſprachloſe Kind draußen zurückblieben, Heidrich, der ſich als
Urheber dieſes peinlichen Vorfalles anſah, zeigte ſich ſehr ängſt¬
lich und aufgeregt; nach einer Weile jedoch trat ſeine Frau
mit beruhigendem Lächeln aus dem Pavillon. „Sie fühlt ſich
wieder ganz wohl“, ſagte ſie mit leiſer Stimme, „und will
jetzt nur ein Bischen ſchlummern.“ Auch die Anderen kamen
mit heiterer Miene heraus; nur Dorner, deſſen erſte Beſtür¬
zung ſich ſchon früher raſch in Aerger und Verdruß aufgelöſt
zu haben ſchien, zog ein finſteres Geſicht und murmelte unver¬
ſtändliche Worte in den Bart. Eine langſame, erwartungs¬
volle Stunde verſtrich. Endlich öffnete ſich die Thüre des
Pavillons und Marianne erſchien auf der Schwelle. Sie ſah
zwar noch immer etwas blaß aus; aber ſie verſicherte, daß
Alles vorüber ſei und ſchnitt jede beſorgte Frage, ſowie die
Entſchuldigungen ihres Schwagers mit ſcherzenden Worten ab.
Trotzdem wollte ſich die frühere Behaglichkeit nicht mehr in
dem kleinen Kreiſe einſtellen, und nachdem man bei heran¬
nahender Dämmerung einige Erfriſchungen genommen hatte,
ſah Dorner nach der Uhr und mahnte zum Aufbruch, da es
ſpät ſei und Emilie noch nach Hauſe gebracht werden müſſe.
Marianne ſtand auf, umarmte ihre Schweſter und nahm den
Arm ihres Gatten, worauf auch die Verlobten ſich empfahlen

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[96/0112] los wie ſie war, nach dem Pavillon bringen, der ſich hinter den Frauen und Dorner ſchloß; ſo daß nur ich, die beiden jungen Männer und das vor Entſetzen noch immer ganz ſprachloſe Kind draußen zurückblieben, Heidrich, der ſich als Urheber dieſes peinlichen Vorfalles anſah, zeigte ſich ſehr ängſt¬ lich und aufgeregt; nach einer Weile jedoch trat ſeine Frau mit beruhigendem Lächeln aus dem Pavillon. „Sie fühlt ſich wieder ganz wohl“, ſagte ſie mit leiſer Stimme, „und will jetzt nur ein Bischen ſchlummern.“ Auch die Anderen kamen mit heiterer Miene heraus; nur Dorner, deſſen erſte Beſtür¬ zung ſich ſchon früher raſch in Aerger und Verdruß aufgelöſt zu haben ſchien, zog ein finſteres Geſicht und murmelte unver¬ ſtändliche Worte in den Bart. Eine langſame, erwartungs¬ volle Stunde verſtrich. Endlich öffnete ſich die Thüre des Pavillons und Marianne erſchien auf der Schwelle. Sie ſah zwar noch immer etwas blaß aus; aber ſie verſicherte, daß Alles vorüber ſei und ſchnitt jede beſorgte Frage, ſowie die Entſchuldigungen ihres Schwagers mit ſcherzenden Worten ab. Trotzdem wollte ſich die frühere Behaglichkeit nicht mehr in dem kleinen Kreiſe einſtellen, und nachdem man bei heran¬ nahender Dämmerung einige Erfriſchungen genommen hatte, ſah Dorner nach der Uhr und mahnte zum Aufbruch, da es ſpät ſei und Emilie noch nach Hauſe gebracht werden müſſe. Marianne ſtand auf, umarmte ihre Schweſter und nahm den Arm ihres Gatten, worauf auch die Verlobten ſich empfahlen

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Zitationshilfe: Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/112>, abgerufen am 24.11.2024.