Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672.Ich war zwar / Gott Lob! nicht kranck: aber um meines Camerade willen / Conrad Bömer genennt / der auch malade war / und vorhin nur ein Aug hatte / weil Ihm das ander ein Portugäß auf einer Zucker-Mühl ausgeschossen hatte / blieb Ich mit daselbst. Da Er wieder ein wenig gesund worden / und Sich mit einem aus Flandern von Gent / Namens Cort Vogel / lustig machen wolte + beym Sagatver /(das ist / wie gemeldet / ein starck Getranck / und kömmt von den Bäumen / die Klapperbäum genennt / in der Grösse eines Palmbaums / wie man bey uns das Bircken-Wasser pflegt aufzufangen / gar süß / wanns frisch ist) kamen Sie im Trunck mit Worten aneinander; weil aber keiner dem andern etwas nachgeben wolte / und beyde darüber allein von der Compagnia weg / in den Wald giengen / und mit der Klinges es austragen wolten / gab Ihm mein Camerade, nach dem Sie schon ausgefochten hatten / einen unversehenen Stoß / davon Er sterben muste; Er aber wurde auch darauf eingezogen / und vierzehen Tag hernach / durch das Kriegs-Recht wieder zum Schwerd verurtheilt. Weil Er nun nicht nur ein versuchter Mensch: Denn Er ehedessen schon fünf Jahr in West-Indien gewesen: sondern mein vertrauter werther Freund war / daß / was Einer / auch der Ander gehabt hat / so gar / daß Wir auch unsere Kleider gemein hatten / bin Ich noch die letzte Stund bey Ihm gewesen / und zugesprochen / wie Er dann auch freywillig zum Tod gegangen / fleissig gebetet / allen Leuten eine gute Nacht gesagt / Unsern Herrn und Officiers die Hand gebotten / daß Sie Selbst weinen musten. Ist auch darauf in einer eignen Todenbahr ehrlich zur Erden bestattet worden. Gott verleihe Ihm eine fröliche Auferstehung! + Johann von der Behr sagt / pag. 50. das wäre eben das Siere, davon besser unten gedacht werden solle / das aus dem Cocos-Baum quelle / anfänglich / wann es vom Baum komme / süß und annehmlich zu geniessen / und mache sehr truncken; wenn es aber zwey / oder mehr Tag / gestanden / werde Er gantz sauer / und davon nachmahls Essig / oder Brantewein / gemachet / der absonderlich / so Er zweymal abgezogen / und ein wenig gelegen / sehr starck / und gut von Geschmack / zu seyn pflege. Selbigen Siere, spricht Er ferner / zapfen die Singelesen des Morgens / und Abends / im Kühlen / ab / füllen Ihn in grosse Callbassen / in derer einen vier / fünf / auch sechs / Kanne gehen; selbige binden Sie an Leib; zur andern Seiten aber haben Sie Hackmesser / damit öfnen Sie den Baum / klettern damit den Baum hinauf / und herunter. Unter dem Baum haben Sie grosse steinerne Krüg stehen / darein giessen Sie den Tranck / und kann man einen Krug von drey / vier / fünf / oder sechs / Kannen für zween / drey / biß vier / Groschen bekommen. Volquard Iversen / Lib. IV. pag. 186. meinet / allen Ansehen nach / diesen auch / da Er spricht von Amboina, und Bantam: Es sind auch Bäume / aus welchen Sie Ihr Getränck zapfen. Solch Getränck nennen Sie Sagevvehr; ist weißlicht. Wann es erst aus dem Baum kommt / ist es sehr süß und lieblich zu trincken; aber wennman zuviel davon trincket / kann es die rohte Ruhr verursachen. Es wächset aber ein Baum daselbst / welchen Sie Hubat punge pohum nennen; von selbigem Baum werden die Wurtzeln genommen / mit einem Hammer auf einem Stein zerquetschet / und in das Sagevvehr geworfen / fänget alsbald an zu arbeiten und zu kochen / als wie man einen Topf Wasser am Feuer stehen hätte; es wircket sich also durcheinander / daß das Getränck gelblich / und bitter darnach / wird / gleich wie bey Uns wohlgehopfet Bier; ist aber gar gesund / und machet guten Appetit zum Ich war zwar / Gott Lob! nicht kranck: aber um meines Camerade willen / Conrad Bömer genennt / der auch malade war / und vorhin nur ein Aug hatte / weil Ihm das ander ein Portugäß auf einer Zucker-Mühl ausgeschossen hatte / blieb Ich mit daselbst. Da Er wieder ein wenig gesund worden / und Sich mit einem aus Flandern von Gent / Namens Cort Vogel / lustig machen wolte † beym Sagatver /(das ist / wie gemeldet / ein starck Getranck / und kömmt von den Bäumen / die Klapperbäum genennt / in der Grösse eines Palmbaums / wie man bey uns das Bircken-Wasser pflegt aufzufangen / gar süß / wanns frisch ist) kamen Sie im Trunck mit Worten aneinander; weil aber keiner dem andern etwas nachgeben wolte / und beyde darüber allein von der Compagnia weg / in den Wald giengen / und mit der Klinges es austragen wolten / gab Ihm mein Camerade, nach dem Sie schon ausgefochten hatten / einen unversehenen Stoß / davon Er sterben muste; Er aber wurde auch darauf eingezogen / und vierzehen Tag hernach / durch das Kriegs-Recht wieder zum Schwerd verurtheilt. Weil Er nun nicht nur ein versuchter Mensch: Denn Er ehedessen schon fünf Jahr in West-Indien gewesen: sondern mein vertrauter werther Freund war / daß / was Einer / auch der Ander gehabt hat / so gar / daß Wir auch unsere Kleider gemein hatten / bin Ich noch die letzte Stund bey Ihm gewesen / und zugesprochen / wie Er dann auch freywillig zum Tod gegangen / fleissig gebetet / allen Leuten eine gute Nacht gesagt / Unsern Herrn und Officiers die Hand gebotten / daß Sie Selbst weinen musten. Ist auch darauf in einer eignen Todenbahr ehrlich zur Erden bestattet worden. Gott verleihe Ihm eine fröliche Auferstehung! † Johann von der Behr sagt / pag. 50. das wäre eben das Siere, davon besser unten gedacht werden solle / das aus dem Cocos-Baum quelle / anfänglich / wann es vom Baum komme / süß und annehmlich zu geniessen / und mache sehr truncken; wenn es aber zwey / oder mehr Tag / gestanden / werde Er gantz sauer / und davon nachmahls Essig / oder Brantewein / gemachet / der absonderlich / so Er zweymal abgezogen / und ein wenig gelegen / sehr starck / und gut von Geschmack / zu seyn pflege. Selbigen Siere, spricht Er ferner / zapfen die Singelesen des Morgens / und Abends / im Kühlen / ab / füllen Ihn in grosse Callbassen / in derer einen vier / fünf / auch sechs / Kanne gehen; selbige binden Sie an Leib; zur andern Seiten aber haben Sie Hackmesser / damit öfnen Sie den Baum / klettern damit den Baum hinauf / und herunter. Unter dem Baum haben Sie grosse steinerne Krüg stehen / darein giessen Sie den Tranck / und kann man einen Krug von drey / vier / fünf / oder sechs / Kannen für zween / drey / biß vier / Groschen bekommen. Volquard Iversen / Lib. IV. pag. 186. meinet / allen Ansehen nach / diesen auch / da Er spricht von Amboina, und Bantam: Es sind auch Bäume / aus welchen Sie Ihr Getränck zapfen. Solch Getränck nennen Sie Sagevvehr; ist weißlicht. Wann es erst aus dem Baum kommt / ist es sehr süß und lieblich zu trincken; aber wennman zuviel davon trincket / kann es die rohte Ruhr verursachen. Es wächset aber ein Baum daselbst / welchen Sie Hubat punge pohum nennen; von selbigem Baum werden die Wurtzeln genommen / mit einem Hammer auf einem Stein zerquetschet / und in das Sagevvehr geworfen / fänget alsbald an zu arbeiten und zu kochen / als wie man einen Topf Wasser am Feuer stehen hätte; es wircket sich also durcheinander / daß das Getränck gelblich / und bitter darnach / wird / gleich wie bey Uns wohlgehopfet Bier; ist aber gar gesund / und machet guten Appetit zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="0"/> Ich war zwar / Gott Lob! nicht kranck: aber um meines <hi rendition="#aq">Camerade</hi> willen / <hi rendition="#aq">Conrad Bömer</hi> genennt / der auch <hi rendition="#aq">malade</hi> war / und vorhin nur ein Aug hatte / weil Ihm das ander ein Portugäß auf einer Zucker-Mühl ausgeschossen hatte / blieb Ich mit daselbst. 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Unter dem Baum haben Sie grosse steinerne Krüg stehen / darein giessen Sie den Tranck / und kann man einen Krug von drey / vier / fünf / oder sechs / Kannen für zween / drey / biß vier / Groschen bekommen. Volquard Iversen / <hi rendition="#aq">Lib. IV. pag.</hi> 186. meinet / allen Ansehen nach / diesen auch / da Er spricht von <hi rendition="#aq">Amboina</hi>, und <hi rendition="#aq">Bantam</hi>: Es sind auch Bäume / aus welchen Sie Ihr Getränck zapfen. Solch Getränck nennen Sie <hi rendition="#aq">Sagevvehr</hi>; ist weißlicht. Wann es erst aus dem Baum kommt / ist es sehr süß und lieblich zu trincken; aber wennman zuviel davon trincket / kann es die rohte Ruhr verursachen. 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† Johann von der Behr sagt / pag. 50. das wäre eben das Siere, davon besser unten gedacht werden solle / das aus dem Cocos-Baum quelle / anfänglich / wann es vom Baum komme / süß und annehmlich zu geniessen / und mache sehr truncken; wenn es aber zwey / oder mehr Tag / gestanden / werde Er gantz sauer / und davon nachmahls Essig / oder Brantewein / gemachet / der absonderlich / so Er zweymal abgezogen / und ein wenig gelegen / sehr starck / und gut von Geschmack / zu seyn pflege. Selbigen Siere, spricht Er ferner / zapfen die Singelesen des Morgens / und Abends / im Kühlen / ab / füllen Ihn in grosse Callbassen / in derer einen vier / fünf / auch sechs / Kanne gehen; selbige binden Sie an Leib; zur andern Seiten aber haben Sie Hackmesser / damit öfnen Sie den Baum / klettern damit den Baum hinauf / und herunter. Unter dem Baum haben Sie grosse steinerne Krüg stehen / darein giessen Sie den Tranck / und kann man einen Krug von drey / vier / fünf / oder sechs / Kannen für zween / drey / biß vier / Groschen bekommen. Volquard Iversen / Lib. IV. pag. 186. meinet / allen Ansehen nach / diesen auch / da Er spricht von Amboina, und Bantam: Es sind auch Bäume / aus welchen Sie Ihr Getränck zapfen. Solch Getränck nennen Sie Sagevvehr; ist weißlicht. Wann es erst aus dem Baum kommt / ist es sehr süß und lieblich zu trincken; aber wennman zuviel davon trincket / kann es die rohte Ruhr verursachen. Es wächset aber ein Baum daselbst / welchen Sie Hubat punge pohum nennen; von selbigem Baum werden die Wurtzeln genommen / mit einem Hammer auf einem Stein zerquetschet / und in das Sagevvehr geworfen / fänget alsbald an zu arbeiten und zu kochen / als wie man einen Topf Wasser am Feuer stehen hätte; es wircket sich also durcheinander / daß das Getränck gelblich / und bitter darnach / wird / gleich wie bey Uns wohlgehopfet Bier; ist aber gar gesund / und machet guten Appetit zum
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Zitationshilfe: | Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672, S. 0. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672/63>, abgerufen am 17.02.2025. |