Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

fürnehmste Herren: item, die Obersten / und Soldaten / mit welchem Er Seinen Stand / und das Königreich / erhalten und beschirmen muß / durch der Weiber Boßheit so geschwind umkamen / und zu Grund giengen / als wolte Er demselbigen Ubel abwehren / so viel es Ihm müglich war. Liesse derohalben ein ausdrückliches Mandat ausgehen / und befahl / daß / so bald der Mann gestorben wäre / und verbrannt solte werden / daß man auch Seine Ehefrau zugleich solte lebendig mit Ihm verbrennen / damit man Ihnen eine Furcht einjagte / auf daß Sie aufhörten / Ihren Männern zu vergeben; Und diß Gesetz wurde anfangs sehr scharff gehalten / und man kunnte daraus wohl so viel abnehmen / daß es nur von wegen der Edelleut / Regenten / und Brahmanes, wäre gegeben worden. In Summa: Mit der Zeit ist eine Gewonheit und Constitution, daraus worden / und also verblieben. Sie halten es noch heuntiges Tags für einen Puncten Ihres Gesetzes / und für eine besondere Ceremoni Ihres Teuflischen Aberglaubens / und thun solches nummehr als freyen und guten Willen / aus Anreitzung Ihrer guter Freund.

[Abbildung]

Wie Ichs mit Augen gesehen / will Ich hiermit auch angezeiget haben. Es wurden etliche alte Weiber dazu erkaufft / die vor Ihrer Thür gewaltig schreyen / und weinen / musten / die Hände vor Sich hinauswarts schlugen / Sand aufhuben / und über die Köpfe wurfen / zum Zeichen einer grossen mächtigen Betrübnus. Da nun die Zeit war / daß es fort solte / giengen Ihre Freunde mit einer Gungumma, fast wie einer Heerbaucken / und mit einem Instrument / unsern Schalmeyen gleich. In der Mitte folgte Sie in einem weissen Kleid von Cattun / von dem halben Leib an biß an die Knye / über welches / von den Brüsten an / ein ander durchsichtiges Gewand Ihr Sterb Gewant. wie eine Spinnwebe / roht / und schwartz / durchnehet / angezogen war. An den Händen hatte Sie / wie von Silberdroht gezogene Armbänder /

fürnehmste Herren: item, die Obersten / und Soldaten / mit welchem Er Seinen Stand / und das Königreich / erhalten und beschirmen muß / durch der Weiber Boßheit so geschwind umkamen / und zu Grund giengen / als wolte Er demselbigen Ubel abwehren / so viel es Ihm müglich war. Liesse derohalben ein ausdrückliches Mandat ausgehen / und befahl / daß / so bald der Mann gestorben wäre / und verbrannt solte werden / daß man auch Seine Ehefrau zugleich solte lebendig mit Ihm verbrennen / damit man Ihnen eine Furcht einjagte / auf daß Sie aufhörten / Ihren Männern zu vergeben; Und diß Gesetz wurde anfangs sehr scharff gehalten / und man kunnte daraus wohl so viel abnehmen / daß es nur von wegen der Edelleut / Regenten / und Brahmanes, wäre gegeben worden. In Summa: Mit der Zeit ist eine Gewonheit und Constitution, daraus worden / und also verblieben. Sie halten es noch heuntiges Tags für einen Puncten Ihres Gesetzes / und für eine besondere Ceremoni Ihres Teuflischen Aberglaubens / und thun solches nummehr als freyen und guten Willen / aus Anreitzung Ihrer guter Freund.

[Abbildung]

Wie Ichs mit Augen gesehen / will Ich hiermit auch angezeiget haben. Es wurden etliche alte Weiber dazu erkaufft / die vor Ihrer Thür gewaltig schreyen / und weinen / musten / die Hände vor Sich hinauswarts schlugen / Sand aufhuben / und über die Köpfe wurfen / zum Zeichen einer grossen mächtigen Betrübnus. Da nun die Zeit war / daß es fort solte / giengen Ihre Freunde mit einer Gungumma, fast wie einer Heerbaucken / und mit einem Instrument / unsern Schalmeyen gleich. In der Mitte folgte Sie in einem weissen Kleid von Cattun / von dem halben Leib an biß an die Knye / über welches / von den Brüsten an / ein ander durchsichtiges Gewand Ihr Sterb Gewant. wie eine Spinnwebe / roht / und schwartz / durchnehet / angezogen war. An den Händen hatte Sie / wie von Silberdroht gezogene Armbänder /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p> <hi rendition="#fr"><pb facs="#f0130" n="7"/>
fürnehmste Herren: <hi rendition="#aq">item,</hi> die Obersten / und Soldaten / mit welchem Er Seinen Stand / und das Königreich / erhalten und beschirmen muß / durch der Weiber Boßheit so geschwind umkamen / und zu Grund giengen / als wolte Er demselbigen Ubel abwehren / so viel es Ihm müglich war. Liesse derohalben ein ausdrückliches <hi rendition="#aq">Mandat</hi> ausgehen / und befahl / daß / so bald der Mann gestorben wäre / und verbrannt solte werden / daß man auch Seine Ehefrau zugleich solte lebendig mit Ihm verbrennen / damit man Ihnen eine Furcht einjagte / auf daß Sie aufhörten / Ihren Männern zu vergeben; Und diß Gesetz wurde anfangs sehr scharff gehalten / und man kunnte daraus wohl so viel abnehmen / daß es nur von wegen der Edelleut / Regenten / und <hi rendition="#aq">Brahmanes,</hi> wäre gegeben worden. In Summa: Mit der Zeit ist eine Gewonheit und <hi rendition="#aq">Constitution,</hi> daraus worden / und also verblieben. Sie halten es noch heuntiges Tags für einen Puncten Ihres Gesetzes / und für eine besondere <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi> Ihres Teuflischen Aberglaubens / und thun solches nummehr als freyen und guten Willen / aus Anreitzung Ihrer guter Freund.</hi> </p><lb/>
          <figure/><lb/>
          <p>Wie Ichs mit Augen gesehen / will Ich hiermit auch angezeiget haben. Es wurden etliche alte Weiber dazu erkaufft / die vor Ihrer Thür gewaltig schreyen / und weinen / musten / die Hände vor Sich hinauswarts schlugen / Sand aufhuben / und über die Köpfe wurfen / zum Zeichen einer grossen mächtigen Betrübnus. Da nun die Zeit war / daß es fort solte / giengen Ihre Freunde mit einer <hi rendition="#aq">Gungumma,</hi> fast wie einer Heerbaucken / und mit einem Instrument / unsern Schalmeyen gleich. In der Mitte folgte Sie in einem weissen Kleid von Cattun / von dem halben Leib an biß an die Knye / über welches / von den Brüsten an / ein ander durchsichtiges Gewand <note place="right">Ihr Sterb Gewant.</note> wie eine Spinnwebe / roht / und schwartz / durchnehet / angezogen war. An den Händen hatte Sie / wie von Silberdroht gezogene Armbänder /
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0130] fürnehmste Herren: item, die Obersten / und Soldaten / mit welchem Er Seinen Stand / und das Königreich / erhalten und beschirmen muß / durch der Weiber Boßheit so geschwind umkamen / und zu Grund giengen / als wolte Er demselbigen Ubel abwehren / so viel es Ihm müglich war. Liesse derohalben ein ausdrückliches Mandat ausgehen / und befahl / daß / so bald der Mann gestorben wäre / und verbrannt solte werden / daß man auch Seine Ehefrau zugleich solte lebendig mit Ihm verbrennen / damit man Ihnen eine Furcht einjagte / auf daß Sie aufhörten / Ihren Männern zu vergeben; Und diß Gesetz wurde anfangs sehr scharff gehalten / und man kunnte daraus wohl so viel abnehmen / daß es nur von wegen der Edelleut / Regenten / und Brahmanes, wäre gegeben worden. In Summa: Mit der Zeit ist eine Gewonheit und Constitution, daraus worden / und also verblieben. Sie halten es noch heuntiges Tags für einen Puncten Ihres Gesetzes / und für eine besondere Ceremoni Ihres Teuflischen Aberglaubens / und thun solches nummehr als freyen und guten Willen / aus Anreitzung Ihrer guter Freund. [Abbildung] Wie Ichs mit Augen gesehen / will Ich hiermit auch angezeiget haben. Es wurden etliche alte Weiber dazu erkaufft / die vor Ihrer Thür gewaltig schreyen / und weinen / musten / die Hände vor Sich hinauswarts schlugen / Sand aufhuben / und über die Köpfe wurfen / zum Zeichen einer grossen mächtigen Betrübnus. Da nun die Zeit war / daß es fort solte / giengen Ihre Freunde mit einer Gungumma, fast wie einer Heerbaucken / und mit einem Instrument / unsern Schalmeyen gleich. In der Mitte folgte Sie in einem weissen Kleid von Cattun / von dem halben Leib an biß an die Knye / über welches / von den Brüsten an / ein ander durchsichtiges Gewand wie eine Spinnwebe / roht / und schwartz / durchnehet / angezogen war. An den Händen hatte Sie / wie von Silberdroht gezogene Armbänder / Ihr Sterb Gewant.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • ſſ wird zu ss transkribiert
  • ſ wird zu s transkribiert
  • Ligaturen wie z. B. Æ und Œ, werden als Ligaturen transkribiert.
  • Ligaturen wie ē für en, m̄ für mm werden in ihrer ausgeschriebenen Form transkribiert.
  • In Antiqua geschriebene Wörter (in der Regel lateinische und französische Wörter) werden in die Tags <tt> </tt> eingeschlossen (Beispiel: Antiquatext). Folgt dahinter ein Satzzeichen (meist das Komma), so wird es ebenfalls in Antiqua wiedergegeben.
  • Virgeln „ / “ werden von Leerzeichen umgeben, der Bindestrich „=“ wird als „-“ transkribiert, es sei denn, er ist in Antiqua geschrieben.
  • Redaktionelle Anmerkungen der Wikisource-Bearbeiter werden mit dem Kürzel WS: versehen und kursiv gesetzt.
  • Die fettgedruckte Zeile am Anfang eines jeden Kapitels wird nicht fettgeschrieben wiedergegeben, wohl aber der erste Buchstabe. Der zweite folgende Großbuchstabe wird ebenfalls groß wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Seitenende entfallen, das Wort wird auf der ersten Seite vervollständigt.
  • Reklamanten werden nicht wiedergegeben.
  • Randnotizen bleiben erhalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672/130
Zitationshilfe: Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672/130>, abgerufen am 22.11.2024.