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Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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rücken, das Meer empören könnte. Erlasse mir die Umstände; früh oder spät wirst du schon erfahren, was heute das einzige Gespräch des ganzen Ortes ist. Gewalt zu üben, Unglück über schuldlose Menschen zu bringen, das scheint diesen römischen Rittern der einzige ihres Standes würdige Genuß. Recht, Sitte, Tugend und Frömmigkeit sind diesen Lehenträgern der heiligen Kirche ein Greuel. Sie denken, fühlen, handeln nicht wie Menschen, nein, wie Teufel. Deinem jungfräulichen Sinne wird man die Dinge verborgen haben, welche schon geschehen sind und täglich sich zutragen. Welche Zeit, welche Sitten! Auf das Schlimmste muß der Christ und Mensch gefaßt, gegen Alles stark und gewaffnet sein. -- Sieh nun, weshalb der Ohm gekommen. Er wollte mich bereden, nächsten Sonntag mit dir die Frühmesse zu hören, das Amt zu meiden, damit Savello dich nicht erblicke. Es zuckt mir in allen Nerven, schloß er mit grimmiger Geberde, wenn ich's nur als möglich denke, daß irgend ein Mensch, wer es auch sei, auf dich, mein eigenes Weib, ein freches Auge werfen könne.

Er hörte auf zu reden; Cassandra blickte fragend auf ihn hin. Was denn, sprach sie, als er eine Weile geschwiegen, was denn beschließt mein Gemahl?

Ins Hochamt zu gehen, antwortete er mit Stolz. Sollten wir uns denn vor ihm verstecken? Das Recht und die Sitte vor der Gewalt und Zügellosigkeit? Nein, nicht einmal dein Gesicht verschleiern sollst du vor Gott,

rücken, das Meer empören könnte. Erlasse mir die Umstände; früh oder spät wirst du schon erfahren, was heute das einzige Gespräch des ganzen Ortes ist. Gewalt zu üben, Unglück über schuldlose Menschen zu bringen, das scheint diesen römischen Rittern der einzige ihres Standes würdige Genuß. Recht, Sitte, Tugend und Frömmigkeit sind diesen Lehenträgern der heiligen Kirche ein Greuel. Sie denken, fühlen, handeln nicht wie Menschen, nein, wie Teufel. Deinem jungfräulichen Sinne wird man die Dinge verborgen haben, welche schon geschehen sind und täglich sich zutragen. Welche Zeit, welche Sitten! Auf das Schlimmste muß der Christ und Mensch gefaßt, gegen Alles stark und gewaffnet sein. — Sieh nun, weshalb der Ohm gekommen. Er wollte mich bereden, nächsten Sonntag mit dir die Frühmesse zu hören, das Amt zu meiden, damit Savello dich nicht erblicke. Es zuckt mir in allen Nerven, schloß er mit grimmiger Geberde, wenn ich's nur als möglich denke, daß irgend ein Mensch, wer es auch sei, auf dich, mein eigenes Weib, ein freches Auge werfen könne.

Er hörte auf zu reden; Cassandra blickte fragend auf ihn hin. Was denn, sprach sie, als er eine Weile geschwiegen, was denn beschließt mein Gemahl?

Ins Hochamt zu gehen, antwortete er mit Stolz. Sollten wir uns denn vor ihm verstecken? Das Recht und die Sitte vor der Gewalt und Zügellosigkeit? Nein, nicht einmal dein Gesicht verschleiern sollst du vor Gott,

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[0055] rücken, das Meer empören könnte. Erlasse mir die Umstände; früh oder spät wirst du schon erfahren, was heute das einzige Gespräch des ganzen Ortes ist. Gewalt zu üben, Unglück über schuldlose Menschen zu bringen, das scheint diesen römischen Rittern der einzige ihres Standes würdige Genuß. Recht, Sitte, Tugend und Frömmigkeit sind diesen Lehenträgern der heiligen Kirche ein Greuel. Sie denken, fühlen, handeln nicht wie Menschen, nein, wie Teufel. Deinem jungfräulichen Sinne wird man die Dinge verborgen haben, welche schon geschehen sind und täglich sich zutragen. Welche Zeit, welche Sitten! Auf das Schlimmste muß der Christ und Mensch gefaßt, gegen Alles stark und gewaffnet sein. — Sieh nun, weshalb der Ohm gekommen. Er wollte mich bereden, nächsten Sonntag mit dir die Frühmesse zu hören, das Amt zu meiden, damit Savello dich nicht erblicke. Es zuckt mir in allen Nerven, schloß er mit grimmiger Geberde, wenn ich's nur als möglich denke, daß irgend ein Mensch, wer es auch sei, auf dich, mein eigenes Weib, ein freches Auge werfen könne. Er hörte auf zu reden; Cassandra blickte fragend auf ihn hin. Was denn, sprach sie, als er eine Weile geschwiegen, was denn beschließt mein Gemahl? Ins Hochamt zu gehen, antwortete er mit Stolz. Sollten wir uns denn vor ihm verstecken? Das Recht und die Sitte vor der Gewalt und Zügellosigkeit? Nein, nicht einmal dein Gesicht verschleiern sollst du vor Gott,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/55>, abgerufen am 24.11.2024.