Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.keit ihres Sinnes, die Erhabenheit ihrer Stellung schien ihm Schutz zu versprechen gegen die Willkür und Gewaltsamkeit vieler Glieder des farnesischen Hauses. Und vielleicht war Margaretha im Stillen thätig, Unbilden abzuwenden, ihre Wirkungen aufzuheben, wenigstens sie zu vergüten; gewiß ehrte sie der Papst, scheuete sie dessen wildester Neffe, derselbe, den bald nachher zu Parma die Vergeltung ereilte. Glänzende Feste wurden angestellt, die junge Prinzessin zu vergnügen, sie an Rom zu fesseln, wo deren Gegenwart unentbehrlich zu sein schien. Sie war eben damals vom Hofe des Kaisers zurückgekehrt, welcher sie mit großer Auszeichnung aufgenommen und, wohl absichtlich, der Welt klar gezeigt hatte, wie viel ihre Meinung und Ansicht ihm gelte. Von dieser Ausdehnung oder Bestätigung ihres Einflusses war eine vergrößernde Kunde Margarethen nach Rom vorangeeilt, wo man nur um so eifriger zu ihrem feierlichen Empfange sich anschickte. Die Vorbereitungen waren noch unbeendigt, als die Prinzessin der Stadt sich näherte, weshalb sie, unter dem Vorwande, von der langen Reise in ihrem Schlosse sich auszuruhen, zu Caprarola Halt gemacht. Ihr Herz war nicht heiter noch festlich gestimmt. Nicht ungern weilte sie daher in dem großartigen, doch einsamen Schlosse, jenem Wunderbau des Vignola, in welchem ländliche Gemächlichkeit und fürstlicher Glanz aus und über unverwüstlichen Festungsmauern sich erheben und damit so ganz aus einem Gusse sind, daß, wer darauf hinblickt, die Basteien des mäch- keit ihres Sinnes, die Erhabenheit ihrer Stellung schien ihm Schutz zu versprechen gegen die Willkür und Gewaltsamkeit vieler Glieder des farnesischen Hauses. Und vielleicht war Margaretha im Stillen thätig, Unbilden abzuwenden, ihre Wirkungen aufzuheben, wenigstens sie zu vergüten; gewiß ehrte sie der Papst, scheuete sie dessen wildester Neffe, derselbe, den bald nachher zu Parma die Vergeltung ereilte. Glänzende Feste wurden angestellt, die junge Prinzessin zu vergnügen, sie an Rom zu fesseln, wo deren Gegenwart unentbehrlich zu sein schien. Sie war eben damals vom Hofe des Kaisers zurückgekehrt, welcher sie mit großer Auszeichnung aufgenommen und, wohl absichtlich, der Welt klar gezeigt hatte, wie viel ihre Meinung und Ansicht ihm gelte. Von dieser Ausdehnung oder Bestätigung ihres Einflusses war eine vergrößernde Kunde Margarethen nach Rom vorangeeilt, wo man nur um so eifriger zu ihrem feierlichen Empfange sich anschickte. Die Vorbereitungen waren noch unbeendigt, als die Prinzessin der Stadt sich näherte, weshalb sie, unter dem Vorwande, von der langen Reise in ihrem Schlosse sich auszuruhen, zu Caprarola Halt gemacht. Ihr Herz war nicht heiter noch festlich gestimmt. Nicht ungern weilte sie daher in dem großartigen, doch einsamen Schlosse, jenem Wunderbau des Vignola, in welchem ländliche Gemächlichkeit und fürstlicher Glanz aus und über unverwüstlichen Festungsmauern sich erheben und damit so ganz aus einem Gusse sind, daß, wer darauf hinblickt, die Basteien des mäch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011"/> keit ihres Sinnes, die Erhabenheit ihrer Stellung schien ihm Schutz zu versprechen gegen die Willkür und Gewaltsamkeit vieler Glieder des farnesischen Hauses. Und vielleicht war Margaretha im Stillen thätig, Unbilden abzuwenden, ihre Wirkungen aufzuheben, wenigstens sie zu vergüten; gewiß ehrte sie der Papst, scheuete sie dessen wildester Neffe, derselbe, den bald nachher zu Parma die Vergeltung ereilte. Glänzende Feste wurden angestellt, die junge Prinzessin zu vergnügen, sie an Rom zu fesseln, wo deren Gegenwart unentbehrlich zu sein schien. Sie war eben damals vom Hofe des Kaisers zurückgekehrt, welcher sie mit großer Auszeichnung aufgenommen und, wohl absichtlich, der Welt klar gezeigt hatte, wie viel ihre Meinung und Ansicht ihm gelte. Von dieser Ausdehnung oder Bestätigung ihres Einflusses war eine vergrößernde Kunde Margarethen nach Rom vorangeeilt, wo man nur um so eifriger zu ihrem feierlichen Empfange sich anschickte. Die Vorbereitungen waren noch unbeendigt, als die Prinzessin der Stadt sich näherte, weshalb sie, unter dem Vorwande, von der langen Reise in ihrem Schlosse sich auszuruhen, zu Caprarola Halt gemacht. Ihr Herz war nicht heiter noch festlich gestimmt. Nicht ungern weilte sie daher in dem großartigen, doch einsamen Schlosse, jenem Wunderbau des Vignola, in welchem ländliche Gemächlichkeit und fürstlicher Glanz aus und über unverwüstlichen Festungsmauern sich erheben und damit so ganz aus einem Gusse sind, daß, wer darauf hinblickt, die Basteien des mäch-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
keit ihres Sinnes, die Erhabenheit ihrer Stellung schien ihm Schutz zu versprechen gegen die Willkür und Gewaltsamkeit vieler Glieder des farnesischen Hauses. Und vielleicht war Margaretha im Stillen thätig, Unbilden abzuwenden, ihre Wirkungen aufzuheben, wenigstens sie zu vergüten; gewiß ehrte sie der Papst, scheuete sie dessen wildester Neffe, derselbe, den bald nachher zu Parma die Vergeltung ereilte. Glänzende Feste wurden angestellt, die junge Prinzessin zu vergnügen, sie an Rom zu fesseln, wo deren Gegenwart unentbehrlich zu sein schien. Sie war eben damals vom Hofe des Kaisers zurückgekehrt, welcher sie mit großer Auszeichnung aufgenommen und, wohl absichtlich, der Welt klar gezeigt hatte, wie viel ihre Meinung und Ansicht ihm gelte. Von dieser Ausdehnung oder Bestätigung ihres Einflusses war eine vergrößernde Kunde Margarethen nach Rom vorangeeilt, wo man nur um so eifriger zu ihrem feierlichen Empfange sich anschickte. Die Vorbereitungen waren noch unbeendigt, als die Prinzessin der Stadt sich näherte, weshalb sie, unter dem Vorwande, von der langen Reise in ihrem Schlosse sich auszuruhen, zu Caprarola Halt gemacht. Ihr Herz war nicht heiter noch festlich gestimmt. Nicht ungern weilte sie daher in dem großartigen, doch einsamen Schlosse, jenem Wunderbau des Vignola, in welchem ländliche Gemächlichkeit und fürstlicher Glanz aus und über unverwüstlichen Festungsmauern sich erheben und damit so ganz aus einem Gusse sind, daß, wer darauf hinblickt, die Basteien des mäch-
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Zitationshilfe: | Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/11>, abgerufen am 16.02.2025. |