Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.Namen im Saume des Gewandes, welches aus Raphaelischen Bei geringeren Ansprüchen, erhielt sich unter dem Namen Mit besserem Grunde werden Schulbilder, welche oft, Solche Aneignungen raphaelischer Aeußerlichkeiten sind 10 *
Namen im Saume des Gewandes, welches aus Raphaeliſchen Bei geringeren Anſpruͤchen, erhielt ſich unter dem Namen Mit beſſerem Grunde werden Schulbilder, welche oft, Solche Aneignungen raphaeliſcher Aeußerlichkeiten ſind 10 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0169" n="147"/> Namen im Saume des Gewandes, welches aus Raphaeliſchen<lb/> Handzeichnungen entnommen iſt, und wohl ſo viel Anſpruch<lb/> hat, fuͤr <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> Arbeit geltend gemacht zu werden, als<lb/> ſo viele andere Bilder dieſer Art.</p><lb/> <p>Bei geringeren Anſpruͤchen, erhielt ſich unter dem Namen<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> in der Tribune der oͤffentlichen Gallerie zu <placeName>Florenz</placeName><lb/> eine Madonna, welche, mehr noch dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118794604">Andrea del Sarto</persName>,<lb/> als dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> nachgeahmt, ein Cento der luccheſiſchen<lb/> Schule iſt; in der Duͤſſeldorfer Gallerie langezeit jener <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557815">Jo-<lb/> hannes</persName>, deſſen alte Copie zu <placeName>Rom</placeName>, im Capitol, fuͤr <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118794280">Salviati</persName><lb/> gilt, wie jetzt in <placeName>Muͤnchen</placeName> das Original.</p><lb/> <p>Mit beſſerem Grunde werden Schulbilder, welche oft,<lb/> beſonders in den Madonnen, dem Typus des Meiſters ſehr<lb/> nahe kommen, fuͤr deſſen Arbeit ausgegeben; ſo die <hi rendition="#aq">vierge<lb/> aux candelabres,</hi> jetzt im Schloſſe zu <placeName>Lucca</placeName>, ſonſt, nebſt jener,<lb/> welche den Schleyer aufhebt, im Beſitze des Fuͤrſten <persName ref="nognd">von Ca-<lb/> nino</persName>; ſo ein zierliches Bildchen der Jungfrau bei Herrn <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116436956">Vin-<lb/> cenz Camoccini</persName>, ſo eine andere, welche <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118681613">Edelink</persName>, und ſpaͤtere<lb/> unter dem Namen, <hi rendition="#aq">la vierge au diadème,</hi> geſtochen haben.</p><lb/> <p>Solche Aneignungen raphaeliſcher Aeußerlichkeiten ſind<lb/> nicht ſelten gluͤcklich ausgefallen. Doch einen Genius, wel-<lb/> cher dem raphaeliſchen dem Weſen nach gleichzuſtellen waͤre,<lb/> duͤrfte man in dem geſammten Zeitalter vergebens aufſuchen,<lb/> zeigte er ſich nicht etwa in den Jugendwerken des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118794604">Andrea<lb/> del Sarto</persName>. Der einfoͤrmig heitere, oberflaͤchliche Glanz der<lb/> ſpaͤteren Arbeiten dieſes Meiſters hat ſeine Bewunderer ihm<lb/> haͤufig entfremdet. Leichtſinn, oder aͤußere Unfaͤlle, brachten<lb/> ihn zeitig in haͤusliche Bedraͤngniſſe, woraus entſtand, daß<lb/> er, ſeiner angebornen Leichtigkeit nachgebend, endlich in eine<lb/> fluͤchtige, gehaltloſe Manier verfiel. Allein ſeine Mauerge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">10 *</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0169]
Namen im Saume des Gewandes, welches aus Raphaeliſchen
Handzeichnungen entnommen iſt, und wohl ſo viel Anſpruch
hat, fuͤr Raphaels Arbeit geltend gemacht zu werden, als
ſo viele andere Bilder dieſer Art.
Bei geringeren Anſpruͤchen, erhielt ſich unter dem Namen
Raphaels in der Tribune der oͤffentlichen Gallerie zu Florenz
eine Madonna, welche, mehr noch dem Andrea del Sarto,
als dem Raphael nachgeahmt, ein Cento der luccheſiſchen
Schule iſt; in der Duͤſſeldorfer Gallerie langezeit jener Jo-
hannes, deſſen alte Copie zu Rom, im Capitol, fuͤr Salviati
gilt, wie jetzt in Muͤnchen das Original.
Mit beſſerem Grunde werden Schulbilder, welche oft,
beſonders in den Madonnen, dem Typus des Meiſters ſehr
nahe kommen, fuͤr deſſen Arbeit ausgegeben; ſo die vierge
aux candelabres, jetzt im Schloſſe zu Lucca, ſonſt, nebſt jener,
welche den Schleyer aufhebt, im Beſitze des Fuͤrſten von Ca-
nino; ſo ein zierliches Bildchen der Jungfrau bei Herrn Vin-
cenz Camoccini, ſo eine andere, welche Edelink, und ſpaͤtere
unter dem Namen, la vierge au diadème, geſtochen haben.
Solche Aneignungen raphaeliſcher Aeußerlichkeiten ſind
nicht ſelten gluͤcklich ausgefallen. Doch einen Genius, wel-
cher dem raphaeliſchen dem Weſen nach gleichzuſtellen waͤre,
duͤrfte man in dem geſammten Zeitalter vergebens aufſuchen,
zeigte er ſich nicht etwa in den Jugendwerken des Andrea
del Sarto. Der einfoͤrmig heitere, oberflaͤchliche Glanz der
ſpaͤteren Arbeiten dieſes Meiſters hat ſeine Bewunderer ihm
haͤufig entfremdet. Leichtſinn, oder aͤußere Unfaͤlle, brachten
ihn zeitig in haͤusliche Bedraͤngniſſe, woraus entſtand, daß
er, ſeiner angebornen Leichtigkeit nachgebend, endlich in eine
fluͤchtige, gehaltloſe Manier verfiel. Allein ſeine Mauerge-
10 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |