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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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den unbedingt hingegeben hat. Wenn daher dieses Bild, in
welchem, ungeachtet der größeren Strenge in der Begründung
und Ausbildung des Einzelnen, das Absehn und die Richtung
des Perugino völlig zu Tage liegt, sehr wohl seine Arbeit
seyn kann und sicher nicht, wie Einige wahrnehmen wollen,
florentinisch ist: so wird uns das Bildniß des Malers dienen
können, die Zeit, da er sich dem sinnlich Vorliegenden so ent-
schlossen hingegeben, näher zu bestimmen. Dieses Bildniß ist
nun allerdings viel jugendlicher, als jenes andere im Cambio,
welches einen wohlbeleibten Mann von etwa funfzig Jahren
darstellt; doch nicht so schlank und frisch, daß man ihm nicht
schon die Reife des Mannes ansähe. Ward nun Perugino
im Jahre 1446. geboren, wie man behauptet; so dürfte die-
ses Bild um 1475. gemalt seyn, im welchem Jahre der Künst-
ler schon in männlichem Alter und, wie wir oben gesehn, in
Perugia anwesend war, wo er von den höchsten Staatsbehör-
den ehrenvoll beschäftigt ward.

Hierin bestärkt mich die Uebereinstimmung dieses Werkes
mit den Mauergemälden des Perugino in jener Kappelle des
Vaticanischen Palastes, welche Sixtus um das Jahr 1480.
erbauen und ausmalen lassen. Ein Theil derselben, die Him-
melfahrt der Madonna, die Geburt und Verklärung Christi
sind nicht mehr vorhanden, da man sie, dem jüngsten Ge-
richte des Buonarota Raum zu geben, unter Paul III. abge-
worfen hat. Hingegen haben andere sich erhalten, deren ei-
nes, zur Linken des jüngsten Gerichtes, welches Ereignisse der
Kindheit des Moses darstellt, in seiner Ausführung, wie in
den Charakteren, lebhaft an jenes Bild im Kloster sta Maria
nuova zu Perugia erinnert. Auch in dem gegenüberstehenden,
der Taufe Christi, gemahnen die zahlreichen Bildnißfiguren an

den unbedingt hingegeben hat. Wenn daher dieſes Bild, in
welchem, ungeachtet der groͤßeren Strenge in der Begruͤndung
und Ausbildung des Einzelnen, das Abſehn und die Richtung
des Perugino voͤllig zu Tage liegt, ſehr wohl ſeine Arbeit
ſeyn kann und ſicher nicht, wie Einige wahrnehmen wollen,
florentiniſch iſt: ſo wird uns das Bildniß des Malers dienen
koͤnnen, die Zeit, da er ſich dem ſinnlich Vorliegenden ſo ent-
ſchloſſen hingegeben, naͤher zu beſtimmen. Dieſes Bildniß iſt
nun allerdings viel jugendlicher, als jenes andere im Cambio,
welches einen wohlbeleibten Mann von etwa funfzig Jahren
darſtellt; doch nicht ſo ſchlank und friſch, daß man ihm nicht
ſchon die Reife des Mannes anſaͤhe. Ward nun Perugino
im Jahre 1446. geboren, wie man behauptet; ſo duͤrfte die-
ſes Bild um 1475. gemalt ſeyn, im welchem Jahre der Kuͤnſt-
ler ſchon in maͤnnlichem Alter und, wie wir oben geſehn, in
Perugia anweſend war, wo er von den hoͤchſten Staatsbehoͤr-
den ehrenvoll beſchaͤftigt ward.

Hierin beſtaͤrkt mich die Uebereinſtimmung dieſes Werkes
mit den Mauergemaͤlden des Perugino in jener Kappelle des
Vaticaniſchen Palaſtes, welche Sixtus um das Jahr 1480.
erbauen und ausmalen laſſen. Ein Theil derſelben, die Him-
melfahrt der Madonna, die Geburt und Verklaͤrung Chriſti
ſind nicht mehr vorhanden, da man ſie, dem juͤngſten Ge-
richte des Buonarota Raum zu geben, unter Paul III. abge-
worfen hat. Hingegen haben andere ſich erhalten, deren ei-
nes, zur Linken des juͤngſten Gerichtes, welches Ereigniſſe der
Kindheit des Moſes darſtellt, in ſeiner Ausfuͤhrung, wie in
den Charakteren, lebhaft an jenes Bild im Kloſter ſta Maria
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[340/0358] den unbedingt hingegeben hat. Wenn daher dieſes Bild, in welchem, ungeachtet der groͤßeren Strenge in der Begruͤndung und Ausbildung des Einzelnen, das Abſehn und die Richtung des Perugino voͤllig zu Tage liegt, ſehr wohl ſeine Arbeit ſeyn kann und ſicher nicht, wie Einige wahrnehmen wollen, florentiniſch iſt: ſo wird uns das Bildniß des Malers dienen koͤnnen, die Zeit, da er ſich dem ſinnlich Vorliegenden ſo ent- ſchloſſen hingegeben, naͤher zu beſtimmen. Dieſes Bildniß iſt nun allerdings viel jugendlicher, als jenes andere im Cambio, welches einen wohlbeleibten Mann von etwa funfzig Jahren darſtellt; doch nicht ſo ſchlank und friſch, daß man ihm nicht ſchon die Reife des Mannes anſaͤhe. Ward nun Perugino im Jahre 1446. geboren, wie man behauptet; ſo duͤrfte die- ſes Bild um 1475. gemalt ſeyn, im welchem Jahre der Kuͤnſt- ler ſchon in maͤnnlichem Alter und, wie wir oben geſehn, in Perugia anweſend war, wo er von den hoͤchſten Staatsbehoͤr- den ehrenvoll beſchaͤftigt ward. Hierin beſtaͤrkt mich die Uebereinſtimmung dieſes Werkes mit den Mauergemaͤlden des Perugino in jener Kappelle des Vaticaniſchen Palaſtes, welche Sixtus um das Jahr 1480. erbauen und ausmalen laſſen. Ein Theil derſelben, die Him- melfahrt der Madonna, die Geburt und Verklaͤrung Chriſti ſind nicht mehr vorhanden, da man ſie, dem juͤngſten Ge- richte des Buonarota Raum zu geben, unter Paul III. abge- worfen hat. Hingegen haben andere ſich erhalten, deren ei- nes, zur Linken des juͤngſten Gerichtes, welches Ereigniſſe der Kindheit des Moſes darſtellt, in ſeiner Ausfuͤhrung, wie in den Charakteren, lebhaft an jenes Bild im Kloſter ſta Maria nuova zu Perugia erinnert. Auch in dem gegenuͤberſtehenden, der Taufe Chriſti, gemahnen die zahlreichen Bildnißfiguren an

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/358>, abgerufen am 22.11.2024.