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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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gestellt. In den architectonischen Beywerken ein gemischter, go-
thisch-brunelleschischer Geschmack. In dem Kopfe der Jungfrau
eine ganz ungemeine Schönheit und Reinheit des Charakters.
Nach wiederholter Vergleichung halte ich diese Malerey mit
großer Zuversicht für eine Jugendarbeit des Alunno. Nach
einer Inschrift, welche Mariotti *) noch gesehn, malte er schon
seit 1458.

In der Pfarrkirche des Fleckens La Bastia, am Wege
von Asisi nach Perugia, sah ich eine Tafel, deren gothische
Abtheilungen ebenfalls durch brunelleschische Verzierungen ver-
bunden sind, was an die Beywerke jener Fahne erinnert.
Am Fuße dieser Tafel las ich: Hopus Nicolai Fulginatis.
1499. Im Hauptfelde, die Madonna zwischen Engeln unter
einem gothischen Giebel und auf goldnem Grunde; in den
Abtheilungen zur Seite, der Hl. Sebastian und Michael der
Erzengel. Innerhalb der gothischen Giebel verschiedene Halb-
figuren, darunter Gott Vater. Auf der Staffel ein todter
Christus, den Kopf im Schooße der Mutter, von weinenden
Engeln umgeben, welche von denen, die Vasari im Dom zu
Asisi gesehn und für unübertrefflich erklärte, eine günstige
Vorstellung erwecken. Dieses wie alle übrigen mir bekannten
Fragmente und Bilder des Niccolo unterscheiden sich durch ei-
nen dunkeln und kräftigen Hauptton von den hellen und far-
bigen Malereyen des Benozzo und seiner Nachahmer.

Zu Asisi, im Dome, fand ich noch Ueberreste der Tafel,
in welcher Vasari jene weinenden Engel bewunderte; sie sind

*) S. Lettere Perugine, Lett. V. p. 128. Tavola con molte
figure nella chiesa de' padri conv di Deruta -- apie della quale si
legge: Nicolaus de Fulgineo pinx. MCCCC. LVIII. die...

geſtellt. In den architectoniſchen Beywerken ein gemiſchter, go-
thiſch-brunelleſchiſcher Geſchmack. In dem Kopfe der Jungfrau
eine ganz ungemeine Schoͤnheit und Reinheit des Charakters.
Nach wiederholter Vergleichung halte ich dieſe Malerey mit
großer Zuverſicht fuͤr eine Jugendarbeit des Alunno. Nach
einer Inſchrift, welche Mariotti *) noch geſehn, malte er ſchon
ſeit 1458.

In der Pfarrkirche des Fleckens La Baſtia, am Wege
von Aſiſi nach Perugia, ſah ich eine Tafel, deren gothiſche
Abtheilungen ebenfalls durch brunelleſchiſche Verzierungen ver-
bunden ſind, was an die Beywerke jener Fahne erinnert.
Am Fuße dieſer Tafel las ich: Hopus Nicolai Fulginatis.
1499. Im Hauptfelde, die Madonna zwiſchen Engeln unter
einem gothiſchen Giebel und auf goldnem Grunde; in den
Abtheilungen zur Seite, der Hl. Sebaſtian und Michael der
Erzengel. Innerhalb der gothiſchen Giebel verſchiedene Halb-
figuren, darunter Gott Vater. Auf der Staffel ein todter
Chriſtus, den Kopf im Schooße der Mutter, von weinenden
Engeln umgeben, welche von denen, die Vaſari im Dom zu
Aſiſi geſehn und fuͤr unuͤbertrefflich erklaͤrte, eine guͤnſtige
Vorſtellung erwecken. Dieſes wie alle uͤbrigen mir bekannten
Fragmente und Bilder des Niccolò unterſcheiden ſich durch ei-
nen dunkeln und kraͤftigen Hauptton von den hellen und far-
bigen Malereyen des Benozzo und ſeiner Nachahmer.

Zu Aſiſi, im Dome, fand ich noch Ueberreſte der Tafel,
in welcher Vaſari jene weinenden Engel bewunderte; ſie ſind

*) S. Lettere Perugine, Lett. V. p. 128. Tavola con molte
figure nella chiesa de’ padri conv di Deruta — apiè della quale si
legge: Nicolaus de Fulgineo pinx. MCCCC. LVIII. die…
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[318/0336] geſtellt. In den architectoniſchen Beywerken ein gemiſchter, go- thiſch-brunelleſchiſcher Geſchmack. In dem Kopfe der Jungfrau eine ganz ungemeine Schoͤnheit und Reinheit des Charakters. Nach wiederholter Vergleichung halte ich dieſe Malerey mit großer Zuverſicht fuͤr eine Jugendarbeit des Alunno. Nach einer Inſchrift, welche Mariotti *) noch geſehn, malte er ſchon ſeit 1458. In der Pfarrkirche des Fleckens La Baſtia, am Wege von Aſiſi nach Perugia, ſah ich eine Tafel, deren gothiſche Abtheilungen ebenfalls durch brunelleſchiſche Verzierungen ver- bunden ſind, was an die Beywerke jener Fahne erinnert. Am Fuße dieſer Tafel las ich: Hopus Nicolai Fulginatis. 1499. Im Hauptfelde, die Madonna zwiſchen Engeln unter einem gothiſchen Giebel und auf goldnem Grunde; in den Abtheilungen zur Seite, der Hl. Sebaſtian und Michael der Erzengel. Innerhalb der gothiſchen Giebel verſchiedene Halb- figuren, darunter Gott Vater. Auf der Staffel ein todter Chriſtus, den Kopf im Schooße der Mutter, von weinenden Engeln umgeben, welche von denen, die Vaſari im Dom zu Aſiſi geſehn und fuͤr unuͤbertrefflich erklaͤrte, eine guͤnſtige Vorſtellung erwecken. Dieſes wie alle uͤbrigen mir bekannten Fragmente und Bilder des Niccolò unterſcheiden ſich durch ei- nen dunkeln und kraͤftigen Hauptton von den hellen und far- bigen Malereyen des Benozzo und ſeiner Nachahmer. Zu Aſiſi, im Dome, fand ich noch Ueberreſte der Tafel, in welcher Vaſari jene weinenden Engel bewunderte; ſie ſind *) S. Lettere Perugine, Lett. V. p. 128. Tavola con molte figure nella chiesa de’ padri conv di Deruta — apiè della quale si legge: Nicolaus de Fulgineo pinx. MCCCC. LVIII. die…

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/336>, abgerufen am 25.11.2024.