Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

est hcc cappella ad honorem gloriosi Hyeronimi. M.
CCCC. LII. DE Po novenbris
.

Dieselbe Anhänglichkeit an die Heiligengebilde des Ange-
lico
zeigt sich in einer nur wenig späteren Tafel, welche viel-
leicht *) aus der genannten Kirche in die Gallerie der peru-
ginischen Kunstschule gelangt ist. Im goldenen Felde dieses
Gemäldes stehet: opus Benotii de Florentia MCCCC. LVI.
Auch in der Chorkappelle jener Kirche, einem reichen, Vieles
umfassenden Werke, verräth sich ein leiser Nachklang der Ge-
müthsstimmung des Meisters, obwohl Benozzo hier schon an-
fängt, sich jener schülerhaften Befangenheit zu entschlagen und
aus den Anregungen seines Meisters hervorzuheben, was sei-
ner Eigenthümlichkeit entsprach. Diese Arbeit ist im Ganzen
und mit Ausnahme des gothischen Gewölbes ganz wohl er-
halten und enthält an den Wänden, in zwölf Abtheilungen,
Lebensereignisse des Hl. Franz, worin die Geschäftigkeit der
Weiber bey der Geburt des Heiligen, die Leidenschaft des
Vaters, wo der Hl. sich von ihm lossagt, der knieende Mönch
am Sterbebette des Hl., nebst anderen lebenvollen Zügen höchst
erfreulich zu sehen sind.

Nicht so gar lange darauf arbeitete Benozzo in einem
Städtchen des florentinischen Gebietes, s. Gimignano, unweit
der Straße von Florenz nach Siena und in der Nähe von
Volterra. Im Dome dieser Stadt malte er in einer Kap-
pelle, welche an der Stelle der vermauerten Hauptthüre durch
zwey vorspringende Pilaster gebildet wird, den Tod des Hl.

*) Die Gall. der ital. Kunstakademieen sind meist aus Spo-
lien aufgehobener Klöster erwachsen, weßhalb man den Ursprung ih-
rer Schätze bisweilen im Dunkelen zu lassen geneigt ist.

est hcc cappella ad honorem gloriosi Hyeronimi. M.
CCCC. LII. DE Po novenbris
.

Dieſelbe Anhaͤnglichkeit an die Heiligengebilde des Ange-
lico
zeigt ſich in einer nur wenig ſpaͤteren Tafel, welche viel-
leicht *) aus der genannten Kirche in die Gallerie der peru-
giniſchen Kunſtſchule gelangt iſt. Im goldenen Felde dieſes
Gemaͤldes ſtehet: opus Benotii de Florentia MCCCC. LVI.
Auch in der Chorkappelle jener Kirche, einem reichen, Vieles
umfaſſenden Werke, verraͤth ſich ein leiſer Nachklang der Ge-
muͤthsſtimmung des Meiſters, obwohl Benozzo hier ſchon an-
faͤngt, ſich jener ſchuͤlerhaften Befangenheit zu entſchlagen und
aus den Anregungen ſeines Meiſters hervorzuheben, was ſei-
ner Eigenthuͤmlichkeit entſprach. Dieſe Arbeit iſt im Ganzen
und mit Ausnahme des gothiſchen Gewoͤlbes ganz wohl er-
halten und enthaͤlt an den Waͤnden, in zwoͤlf Abtheilungen,
Lebensereigniſſe des Hl. Franz, worin die Geſchaͤftigkeit der
Weiber bey der Geburt des Heiligen, die Leidenſchaft des
Vaters, wo der Hl. ſich von ihm losſagt, der knieende Moͤnch
am Sterbebette des Hl., nebſt anderen lebenvollen Zuͤgen hoͤchſt
erfreulich zu ſehen ſind.

Nicht ſo gar lange darauf arbeitete Benozzo in einem
Staͤdtchen des florentiniſchen Gebietes, ſ. Gimignano, unweit
der Straße von Florenz nach Siena und in der Naͤhe von
Volterra. Im Dome dieſer Stadt malte er in einer Kap-
pelle, welche an der Stelle der vermauerten Hauptthuͤre durch
zwey vorſpringende Pilaſter gebildet wird, den Tod des Hl.

*) Die Gall. der ital. Kunſtakademieen ſind meiſt aus Spo-
lien aufgehobener Kloͤſter erwachſen, weßhalb man den Urſprung ih-
rer Schaͤtze bisweilen im Dunkelen zu laſſen geneigt iſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0276" n="258"/><hi rendition="#aq">est hcc cappella ad honorem gloriosi <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118550853">Hyeronimi</persName>. M.<lb/>
CCCC. LII. D<hi rendition="#sup">E</hi> P<hi rendition="#sup">o</hi> novenbris</hi>.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;elbe Anha&#x0364;nglichkeit an die Heiligengebilde des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118503081">Ange-<lb/>
lico</persName> zeigt &#x017F;ich in einer nur wenig &#x017F;pa&#x0364;teren Tafel, welche viel-<lb/>
leicht <note place="foot" n="*)">Die Gall. der ital. Kun&#x017F;takademieen &#x017F;ind mei&#x017F;t aus Spo-<lb/>
lien aufgehobener Klo&#x0364;&#x017F;ter erwach&#x017F;en, weßhalb man den Ur&#x017F;prung ih-<lb/>
rer Scha&#x0364;tze bisweilen im Dunkelen zu la&#x017F;&#x017F;en geneigt i&#x017F;t.</note> aus der genannten Kirche in die Gallerie der peru-<lb/>
gini&#x017F;chen Kun&#x017F;t&#x017F;chule gelangt i&#x017F;t. Im goldenen Felde die&#x017F;es<lb/>
Gema&#x0364;ldes &#x017F;tehet: <hi rendition="#aq">opus <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118696831">Benotii</persName> de <placeName>Florentia</placeName> MCCCC. LVI.</hi><lb/>
Auch in der Chorkappelle jener Kirche, einem reichen, Vieles<lb/>
umfa&#x017F;&#x017F;enden Werke, verra&#x0364;th &#x017F;ich ein lei&#x017F;er Nachklang der Ge-<lb/>
mu&#x0364;ths&#x017F;timmung des Mei&#x017F;ters, obwohl <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118696831">Benozzo</persName> hier &#x017F;chon an-<lb/>
fa&#x0364;ngt, &#x017F;ich jener &#x017F;chu&#x0364;lerhaften Befangenheit zu ent&#x017F;chlagen und<lb/>
aus den Anregungen &#x017F;eines Mei&#x017F;ters hervorzuheben, was &#x017F;ei-<lb/>
ner Eigenthu&#x0364;mlichkeit ent&#x017F;prach. Die&#x017F;e Arbeit i&#x017F;t im Ganzen<lb/>
und mit Ausnahme des gothi&#x017F;chen Gewo&#x0364;lbes ganz wohl er-<lb/>
halten und entha&#x0364;lt an den Wa&#x0364;nden, in zwo&#x0364;lf Abtheilungen,<lb/>
Lebensereigni&#x017F;&#x017F;e des Hl. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118534963">Franz</persName>, worin die Ge&#x017F;cha&#x0364;ftigkeit der<lb/>
Weiber bey der Geburt des Heiligen, die Leiden&#x017F;chaft des<lb/>
Vaters, wo der Hl. &#x017F;ich von ihm los&#x017F;agt, der knieende Mo&#x0364;nch<lb/>
am Sterbebette des Hl., neb&#x017F;t anderen lebenvollen Zu&#x0364;gen ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
erfreulich zu &#x017F;ehen &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Nicht &#x017F;o gar lange darauf arbeitete <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118696831">Benozzo</persName> in einem<lb/>
Sta&#x0364;dtchen des florentini&#x017F;chen Gebietes, <placeName>&#x017F;. Gimignano</placeName>, unweit<lb/>
der Straße von <placeName>Florenz</placeName> nach <placeName>Siena</placeName> und in der Na&#x0364;he von<lb/><placeName>Volterra</placeName>. Im Dome die&#x017F;er Stadt malte er in einer Kap-<lb/>
pelle, welche an der Stelle der vermauerten Hauptthu&#x0364;re durch<lb/>
zwey vor&#x017F;pringende Pila&#x017F;ter gebildet wird, den Tod des Hl.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0276] est hcc cappella ad honorem gloriosi Hyeronimi. M. CCCC. LII. DE Po novenbris. Dieſelbe Anhaͤnglichkeit an die Heiligengebilde des Ange- lico zeigt ſich in einer nur wenig ſpaͤteren Tafel, welche viel- leicht *) aus der genannten Kirche in die Gallerie der peru- giniſchen Kunſtſchule gelangt iſt. Im goldenen Felde dieſes Gemaͤldes ſtehet: opus Benotii de Florentia MCCCC. LVI. Auch in der Chorkappelle jener Kirche, einem reichen, Vieles umfaſſenden Werke, verraͤth ſich ein leiſer Nachklang der Ge- muͤthsſtimmung des Meiſters, obwohl Benozzo hier ſchon an- faͤngt, ſich jener ſchuͤlerhaften Befangenheit zu entſchlagen und aus den Anregungen ſeines Meiſters hervorzuheben, was ſei- ner Eigenthuͤmlichkeit entſprach. Dieſe Arbeit iſt im Ganzen und mit Ausnahme des gothiſchen Gewoͤlbes ganz wohl er- halten und enthaͤlt an den Waͤnden, in zwoͤlf Abtheilungen, Lebensereigniſſe des Hl. Franz, worin die Geſchaͤftigkeit der Weiber bey der Geburt des Heiligen, die Leidenſchaft des Vaters, wo der Hl. ſich von ihm losſagt, der knieende Moͤnch am Sterbebette des Hl., nebſt anderen lebenvollen Zuͤgen hoͤchſt erfreulich zu ſehen ſind. Nicht ſo gar lange darauf arbeitete Benozzo in einem Staͤdtchen des florentiniſchen Gebietes, ſ. Gimignano, unweit der Straße von Florenz nach Siena und in der Naͤhe von Volterra. Im Dome dieſer Stadt malte er in einer Kap- pelle, welche an der Stelle der vermauerten Hauptthuͤre durch zwey vorſpringende Pilaſter gebildet wird, den Tod des Hl. *) Die Gall. der ital. Kunſtakademieen ſind meiſt aus Spo- lien aufgehobener Kloͤſter erwachſen, weßhalb man den Urſprung ih- rer Schaͤtze bisweilen im Dunkelen zu laſſen geneigt iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/276
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/276>, abgerufen am 25.11.2024.