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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Indeß war die Begeisterung, auch für Solches, was
eben der florentinischen Kunstrichtung bis dahin und in der
Folge von Neuem Stoff und Nahrung gab, um das Jahr
1400. auf die Maler der minder bedeutenden Städte der Nach-
barschaft übergegangen, wo das Streben noch frisch, der vor-
handene Stoff noch nicht so ganz ausgenutzt war. Das Pa-
thetische, welches in einigen Werken des Giotto, des Thaddeo
Gaddi
und Arcagno so mächtig ergreift, vererbte sich um diese
Zeit auf einen selten genannten, dem Vasari *) unbekannten
Maler, den Niccolo di Pietro, einen Florentiner, welcher al-
lem Ansehn nach zu Pisa sich niedergelassen. Hingegen ward
die Gabe der Charakteristik, deren Ausbildung Arcagno mit
Glück bestrebt hatte, das Erbtheil des Aretiners Spinello.

Das Andenken des ersten beruhet vornehmlich auf Ma-
lereyen im Kapitelsaale des Klosters san Francesco zu Pisa,
wo zur Rechten des Eintretenden in der Höhe die beschädigte
Aufschrift: Niccholaus Petri pitor de Frorencia .. pinsit ..
M. CCC. L
....; die unvollständige Jahreszahl, welche Mor-
rona
seiner Zeit: 1391., andere 1392. gelesen **), wird durch
eine zweyte Inschrift ergänzt, worin es, zu Ende der Schen-

kung
*) Seltsam, daß er den Bildner Niccolo Aretino, zu Anfang
seines Lebens, ebenfalls Niccolo di Pietro nennt. -- Auch Lanzi
würdigte unseren Künstler keiner Erwähnung obwohl Morrona ihn
bereits aufgeführt hatte.
**) S. Paolo Lasinio, raccolta di Pitture antiche. Pisa 1820. fo.,
wo Tab. XII. die angeführte Inschrift vielleicht nach alten Abschrif-
ten ergänzt worden: AN. D. M. CCCLXXXXII. DE. MAR. -- La-
sinio
nennt unseren Maler willkührlich einen Schüler des Giotto,
was schon der Zeit nach unwahrscheinlich und durchaus unbegrün-
det ist.

Indeß war die Begeiſterung, auch fuͤr Solches, was
eben der florentiniſchen Kunſtrichtung bis dahin und in der
Folge von Neuem Stoff und Nahrung gab, um das Jahr
1400. auf die Maler der minder bedeutenden Staͤdte der Nach-
barſchaft uͤbergegangen, wo das Streben noch friſch, der vor-
handene Stoff noch nicht ſo ganz ausgenutzt war. Das Pa-
thetiſche, welches in einigen Werken des Giotto, des Thaddeo
Gaddi
und Arcagno ſo maͤchtig ergreift, vererbte ſich um dieſe
Zeit auf einen ſelten genannten, dem Vaſari *) unbekannten
Maler, den Niccolò di Pietro, einen Florentiner, welcher al-
lem Anſehn nach zu Piſa ſich niedergelaſſen. Hingegen ward
die Gabe der Charakteriſtik, deren Ausbildung Arcagno mit
Gluͤck beſtrebt hatte, das Erbtheil des Aretiners Spinello.

Das Andenken des erſten beruhet vornehmlich auf Ma-
lereyen im Kapitelſaale des Kloſters ſan Francesco zu Piſa,
wo zur Rechten des Eintretenden in der Hoͤhe die beſchaͤdigte
Aufſchrift: Niccholaus Petri pitor de Frorencia .. pinsit ..
M. CCC. L
....; die unvollſtaͤndige Jahreszahl, welche Mor-
rona
ſeiner Zeit: 1391., andere 1392. geleſen **), wird durch
eine zweyte Inſchrift ergaͤnzt, worin es, zu Ende der Schen-

kung
*) Seltſam, daß er den Bildner Niccolò Aretino, zu Anfang
ſeines Lebens, ebenfalls Niccolò di Pietro nennt. — Auch Lanzi
wuͤrdigte unſeren Kuͤnſtler keiner Erwaͤhnung obwohl Morrona ihn
bereits aufgefuͤhrt hatte.
**) S. Paolo Lasinio, raccolta di Pitture antiche. Pisa 1820. fo.,
wo Tab. XII. die angefuͤhrte Inſchrift vielleicht nach alten Abſchrif-
ten ergaͤnzt worden: AN. D. M. CCCLXXXXII. D̅E̅. MAR. — La-
ſinio
nennt unſeren Maler willkuͤhrlich einen Schuͤler des Giotto,
was ſchon der Zeit nach unwahrſcheinlich und durchaus unbegruͤn-
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[224/0242] Indeß war die Begeiſterung, auch fuͤr Solches, was eben der florentiniſchen Kunſtrichtung bis dahin und in der Folge von Neuem Stoff und Nahrung gab, um das Jahr 1400. auf die Maler der minder bedeutenden Staͤdte der Nach- barſchaft uͤbergegangen, wo das Streben noch friſch, der vor- handene Stoff noch nicht ſo ganz ausgenutzt war. Das Pa- thetiſche, welches in einigen Werken des Giotto, des Thaddeo Gaddi und Arcagno ſo maͤchtig ergreift, vererbte ſich um dieſe Zeit auf einen ſelten genannten, dem Vaſari *) unbekannten Maler, den Niccolò di Pietro, einen Florentiner, welcher al- lem Anſehn nach zu Piſa ſich niedergelaſſen. Hingegen ward die Gabe der Charakteriſtik, deren Ausbildung Arcagno mit Gluͤck beſtrebt hatte, das Erbtheil des Aretiners Spinello. Das Andenken des erſten beruhet vornehmlich auf Ma- lereyen im Kapitelſaale des Kloſters ſan Francesco zu Piſa, wo zur Rechten des Eintretenden in der Hoͤhe die beſchaͤdigte Aufſchrift: Niccholaus Petri pitor de Frorencia .. pinsit .. M. CCC. L ....; die unvollſtaͤndige Jahreszahl, welche Mor- rona ſeiner Zeit: 1391., andere 1392. geleſen **), wird durch eine zweyte Inſchrift ergaͤnzt, worin es, zu Ende der Schen- kung *) Seltſam, daß er den Bildner Niccolò Aretino, zu Anfang ſeines Lebens, ebenfalls Niccolò di Pietro nennt. — Auch Lanzi wuͤrdigte unſeren Kuͤnſtler keiner Erwaͤhnung obwohl Morrona ihn bereits aufgefuͤhrt hatte. **) S. Paolo Lasinio, raccolta di Pitture antiche. Pisa 1820. fo., wo Tab. XII. die angefuͤhrte Inſchrift vielleicht nach alten Abſchrif- ten ergaͤnzt worden: AN. D. M. CCCLXXXXII. D̅E̅. MAR. — La- ſinio nennt unſeren Maler willkuͤhrlich einen Schuͤler des Giotto, was ſchon der Zeit nach unwahrſcheinlich und durchaus unbegruͤn- det iſt.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/242>, abgerufen am 23.11.2024.