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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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ten: *) "diesem allen war unser Florentiner Bernhard
vorgesetzt; der Pabst stand durch ihn allein mit allen übrigen
Meistern und Gehülfen in Verbindung." Es wäre schon an
sich selbst sehr wahrscheinlich, daß Pius denselben Baukünstler
hervorgezogen habe, welcher kurz vorher das Vertrauen seines
Vorgängers gerechtfertigt hatte; denn es liegt nur das kurze
Pontificat Calixtus III. zwischen Nicolaus V. und Pius II.
Nun kommt hinzu, daß kein historischer Grund vorhanden ist,
hier zwey gleichzeitige Architecten desselben Namens und Va-
terlandes anzunehmen. Jeden Zweifel aber, der etwa noch
übrig wäre, beseitigt zunächst die Analogie der Richtung in
den Bauunternehmungen beider Päbste, indem sie nicht so-
wohl auf die Errichtung einzelner Gebäude, als auf die Ueber-
einstimmung aller Gebäude in ganzen Straßen, Plätzen und
städtischen Quartieren ausgingen; dann die Aehnlichkeit der
Bauart einiger Theile des besterhaltenen Werkes Nicolaus V.
mit den entsprechenden Theilen der Gebäude Pius II., so daß
ich in dem Florentiner Bernhard des einen und des andern
Pabstes nur einen und denselben Baukünstler sehe und anneh-
men kann. Ich bezeichnete oben die inneren Theile, vorzüglich
die offenen Bogenhallen des großen Hofes der Burg von
Spoleto, von der Manetti sagt, daß sie unter Nicolaus V.
durchaus vollendet und bewohnbar gemacht wurde. Freylich
möchte der Marktplatz von Fabbriano, den Nicolaus gänz-
lich erneut hat, ungleich mehr geeignet seyn, die Gemeinschaft-
lichkeit der Bauart unseres Bernhards unter dem einen, wie
dem andern Pabste darzulegen. Allein ich fand bis jetzt nicht
Gelegenheit ihn zu sehen, und kann nicht einmal mit Be-

*) Mur. T. et P. cit. col. 907.

ten: *) „dieſem allen war unſer Florentiner Bernhard
vorgeſetzt; der Pabſt ſtand durch ihn allein mit allen uͤbrigen
Meiſtern und Gehuͤlfen in Verbindung.“ Es waͤre ſchon an
ſich ſelbſt ſehr wahrſcheinlich, daß Pius denſelben Baukuͤnſtler
hervorgezogen habe, welcher kurz vorher das Vertrauen ſeines
Vorgaͤngers gerechtfertigt hatte; denn es liegt nur das kurze
Pontificat Calixtus III. zwiſchen Nicolaus V. und Pius II.
Nun kommt hinzu, daß kein hiſtoriſcher Grund vorhanden iſt,
hier zwey gleichzeitige Architecten deſſelben Namens und Va-
terlandes anzunehmen. Jeden Zweifel aber, der etwa noch
uͤbrig waͤre, beſeitigt zunaͤchſt die Analogie der Richtung in
den Bauunternehmungen beider Paͤbſte, indem ſie nicht ſo-
wohl auf die Errichtung einzelner Gebaͤude, als auf die Ueber-
einſtimmung aller Gebaͤude in ganzen Straßen, Plaͤtzen und
ſtaͤdtiſchen Quartieren ausgingen; dann die Aehnlichkeit der
Bauart einiger Theile des beſterhaltenen Werkes Nicolaus V.
mit den entſprechenden Theilen der Gebaͤude Pius II., ſo daß
ich in dem Florentiner Bernhard des einen und des andern
Pabſtes nur einen und denſelben Baukuͤnſtler ſehe und anneh-
men kann. Ich bezeichnete oben die inneren Theile, vorzuͤglich
die offenen Bogenhallen des großen Hofes der Burg von
Spoleto, von der Manetti ſagt, daß ſie unter Nicolaus V.
durchaus vollendet und bewohnbar gemacht wurde. Freylich
moͤchte der Marktplatz von Fabbriano, den Nicolaus gaͤnz-
lich erneut hat, ungleich mehr geeignet ſeyn, die Gemeinſchaft-
lichkeit der Bauart unſeres Bernhards unter dem einen, wie
dem andern Pabſte darzulegen. Allein ich fand bis jetzt nicht
Gelegenheit ihn zu ſehen, und kann nicht einmal mit Be-

*) Mur. T. et P. cit. col. 907.
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[194/0212] ten: *) „dieſem allen war unſer Florentiner Bernhard vorgeſetzt; der Pabſt ſtand durch ihn allein mit allen uͤbrigen Meiſtern und Gehuͤlfen in Verbindung.“ Es waͤre ſchon an ſich ſelbſt ſehr wahrſcheinlich, daß Pius denſelben Baukuͤnſtler hervorgezogen habe, welcher kurz vorher das Vertrauen ſeines Vorgaͤngers gerechtfertigt hatte; denn es liegt nur das kurze Pontificat Calixtus III. zwiſchen Nicolaus V. und Pius II. Nun kommt hinzu, daß kein hiſtoriſcher Grund vorhanden iſt, hier zwey gleichzeitige Architecten deſſelben Namens und Va- terlandes anzunehmen. Jeden Zweifel aber, der etwa noch uͤbrig waͤre, beſeitigt zunaͤchſt die Analogie der Richtung in den Bauunternehmungen beider Paͤbſte, indem ſie nicht ſo- wohl auf die Errichtung einzelner Gebaͤude, als auf die Ueber- einſtimmung aller Gebaͤude in ganzen Straßen, Plaͤtzen und ſtaͤdtiſchen Quartieren ausgingen; dann die Aehnlichkeit der Bauart einiger Theile des beſterhaltenen Werkes Nicolaus V. mit den entſprechenden Theilen der Gebaͤude Pius II., ſo daß ich in dem Florentiner Bernhard des einen und des andern Pabſtes nur einen und denſelben Baukuͤnſtler ſehe und anneh- men kann. Ich bezeichnete oben die inneren Theile, vorzuͤglich die offenen Bogenhallen des großen Hofes der Burg von Spoleto, von der Manetti ſagt, daß ſie unter Nicolaus V. durchaus vollendet und bewohnbar gemacht wurde. Freylich moͤchte der Marktplatz von Fabbriano, den Nicolaus gaͤnz- lich erneut hat, ungleich mehr geeignet ſeyn, die Gemeinſchaft- lichkeit der Bauart unſeres Bernhards unter dem einen, wie dem andern Pabſte darzulegen. Allein ich fand bis jetzt nicht Gelegenheit ihn zu ſehen, und kann nicht einmal mit Be- *) Mur. T. et P. cit. col. 907.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/212>, abgerufen am 06.05.2024.