Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.nach seiner Vaterstadt Mayland zurückgehn, um dort sein Jo Giovanni da Melano depinsi questa tavola in Das Wörtchen da (aus, von-her) läßt sich nach der Wäre es ausgemacht, daß Giovanni aus Mayland ge- *) Allerdings sind die Vorgänger jener größesten Maler ihrer
Zeit fast unbekannt. Die ältesten Denkmale sind durch die leb- hafte Betriebsamkeit der Künstler des funfzehnten und sechzehnten Jahrhundertes beynahe verdrängt worden, oder durch den Bilder- nach ſeiner Vaterſtadt Mayland zuruͤckgehn, um dort ſein Jo Giovanni da Melano depinsi questa tavola in Das Woͤrtchen da (aus, von-her) laͤßt ſich nach der Waͤre es ausgemacht, daß Giovanni aus Mayland ge- *) Allerdings ſind die Vorgaͤnger jener groͤßeſten Maler ihrer
Zeit faſt unbekannt. Die aͤlteſten Denkmale ſind durch die leb- hafte Betriebſamkeit der Kuͤnſtler des funfzehnten und ſechzehnten Jahrhundertes beynahe verdraͤngt worden, oder durch den Bilder- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0102" n="84"/> nach ſeiner Vaterſtadt <placeName>Mayland</placeName> zuruͤckgehn, um dort ſein<lb/> Leben zu beſchließen; er deutete demnach den zweyten und ab-<lb/> haͤngigen Namen nicht, wie es naͤher liegt, auf den Vater,<lb/> ſondern auf die Vaterſtadt. Seine Deutung erhaͤlt durch die<lb/> Inſchrift einer kleinen Tafel Wahrſcheinlichkeit, welche vor<lb/> einigen Jahren in der Gallerie der florentiniſchen Academie,<lb/> vielmehr im Magazin derſelben, im Kloſter ſta Caterina (<hi rendition="#aq">sala<lb/> delle macehine</hi>) gezeigt wurde. Am Sockel dieſes Gemaͤl-<lb/> des lieſet man in zierlich auf rothem Grunde mit Gold ge-<lb/> zeichneten, gothiſchen Buchſtaben:</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Jo <persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500012251">Giovanni da Melano</persName> depinsi questa tavola in<lb/> MCCCLXV.</hi> </p><lb/> <p>Das Woͤrtchen da (aus, von-her) laͤßt ſich nach der<lb/> Regel allerdings nur auf das Vaterland des Kuͤnſtlers deu-<lb/> ten; doch iſt andererſeits zu erwaͤgen, daß Melano und Mi-<lb/> lano auch perſoͤnliche Namen ſind, die Kuͤnſtler aber, beſon-<lb/> ders zu jener Zeit, die Sprache meiſt ziemlich willkuͤhrlich be-<lb/> handelt haben.</p><lb/> <p>Waͤre es ausgemacht, daß <persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500012251">Giovanni</persName> aus <placeName>Mayland</placeName> ge-<lb/> buͤrtig war, ſo wuͤrde ich geneigt ſeyn, die Vollendung und<lb/> Zierlichkeit ſeiner Manier aus einer moͤglichen Beruͤhrung mit<lb/> den niederdeutſchen Malern des vierzehnten Jahrhundertes ab-<lb/> zuleiten, welche, da <persName full="abb" ref="http://d-nb.info/gnd/118531557">Johannes</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118531549">Hubert van Eyck</persName> aus ihren<lb/> Schulen hervorgegangen ſind, hoͤchſt wahrſcheinlich ſchon da-<lb/> mals die gleichzeitigen Italiener in techniſchen Vorzuͤgen uͤber-<lb/> troffen haben. <note xml:id="fn13i" n="*)" place="foot" next="#fn13f">Allerdings ſind die Vorgaͤnger jener groͤßeſten Maler ihrer<lb/> Zeit faſt unbekannt. Die aͤlteſten Denkmale ſind durch die leb-<lb/> hafte Betriebſamkeit der Kuͤnſtler des funfzehnten und ſechzehnten<lb/> Jahrhundertes beynahe verdraͤngt worden, oder durch den Bilder-</note></p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0102]
nach ſeiner Vaterſtadt Mayland zuruͤckgehn, um dort ſein
Leben zu beſchließen; er deutete demnach den zweyten und ab-
haͤngigen Namen nicht, wie es naͤher liegt, auf den Vater,
ſondern auf die Vaterſtadt. Seine Deutung erhaͤlt durch die
Inſchrift einer kleinen Tafel Wahrſcheinlichkeit, welche vor
einigen Jahren in der Gallerie der florentiniſchen Academie,
vielmehr im Magazin derſelben, im Kloſter ſta Caterina (sala
delle macehine) gezeigt wurde. Am Sockel dieſes Gemaͤl-
des lieſet man in zierlich auf rothem Grunde mit Gold ge-
zeichneten, gothiſchen Buchſtaben:
Jo Giovanni da Melano depinsi questa tavola in
MCCCLXV.
Das Woͤrtchen da (aus, von-her) laͤßt ſich nach der
Regel allerdings nur auf das Vaterland des Kuͤnſtlers deu-
ten; doch iſt andererſeits zu erwaͤgen, daß Melano und Mi-
lano auch perſoͤnliche Namen ſind, die Kuͤnſtler aber, beſon-
ders zu jener Zeit, die Sprache meiſt ziemlich willkuͤhrlich be-
handelt haben.
Waͤre es ausgemacht, daß Giovanni aus Mayland ge-
buͤrtig war, ſo wuͤrde ich geneigt ſeyn, die Vollendung und
Zierlichkeit ſeiner Manier aus einer moͤglichen Beruͤhrung mit
den niederdeutſchen Malern des vierzehnten Jahrhundertes ab-
zuleiten, welche, da Johannes und Hubert van Eyck aus ihren
Schulen hervorgegangen ſind, hoͤchſt wahrſcheinlich ſchon da-
mals die gleichzeitigen Italiener in techniſchen Vorzuͤgen uͤber-
troffen haben. *)
*) Allerdings ſind die Vorgaͤnger jener groͤßeſten Maler ihrer
Zeit faſt unbekannt. Die aͤlteſten Denkmale ſind durch die leb-
hafte Betriebſamkeit der Kuͤnſtler des funfzehnten und ſechzehnten
Jahrhundertes beynahe verdraͤngt worden, oder durch den Bilder-
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