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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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gewiß vergriffen und vergreifen sie sich sämmtlich auf
das Unglaublichste. So bekenne ich, daß ich selbst
in Dingen, welche ich kannte, wie meinen eigenen
Namen, mich oftmals gänzlich versehen habe. Das-
selbe ist dem Vasari und Allen begegnet, welche nach
ihm geschrieben haben. Habe ich doch bisher von
diesem fünften Theile der Malerbriefe zwey Bogen
ganz umdrucken müssen."

Indeß erkannte weder Bottari, noch selbst Ma-
riette
, den ganzen Umfang jener Aufgabe, deren Lö-
sung sie anzunähern wünschten. Mariette glaubte,
man werde schon durch Vergleichung der Denkmale,
durch Aufzeichnung ihrer Aufschriften alles Wünschens-
werthe erreichen können. Das Bedürfniß einer ur-
kundlichen Begründung der neueren Kunstgeschichte
meldete sich erst in der Folge, nachdem die Localfor-
scher durch freylich ebenfalls ungenügende Mittheilun-
gen aus einzelnen Archiven die historische Glaubwür-
digkeit des Vasari durchaus erschüttert hatten.

Ich schmeichle mir, in den nachstehenden Abhand-
lungen ein nützliches Beyspiel, redlicher, mühevoller
und, nach den Umständen, selbst erschöpfender For-
schung aufzustellen, welches hoffentlich nicht ohne Nach-
folge bleiben wird. Vor der Hand schien es mir drin-

gewiß vergriffen und vergreifen ſie ſich ſaͤmmtlich auf
das Unglaublichſte. So bekenne ich, daß ich ſelbſt
in Dingen, welche ich kannte, wie meinen eigenen
Namen, mich oftmals gaͤnzlich verſehen habe. Daſ-
ſelbe iſt dem Vaſari und Allen begegnet, welche nach
ihm geſchrieben haben. Habe ich doch bisher von
dieſem fuͤnften Theile der Malerbriefe zwey Bogen
ganz umdrucken muͤſſen.“

Indeß erkannte weder Bottari, noch ſelbſt Ma-
riette
, den ganzen Umfang jener Aufgabe, deren Loͤ-
ſung ſie anzunaͤhern wuͤnſchten. Mariette glaubte,
man werde ſchon durch Vergleichung der Denkmale,
durch Aufzeichnung ihrer Aufſchriften alles Wuͤnſchens-
werthe erreichen koͤnnen. Das Beduͤrfniß einer ur-
kundlichen Begruͤndung der neueren Kunſtgeſchichte
meldete ſich erſt in der Folge, nachdem die Localfor-
ſcher durch freylich ebenfalls ungenuͤgende Mittheilun-
gen aus einzelnen Archiven die hiſtoriſche Glaubwuͤr-
digkeit des Vaſari durchaus erſchuͤttert hatten.

Ich ſchmeichle mir, in den nachſtehenden Abhand-
lungen ein nuͤtzliches Beyſpiel, redlicher, muͤhevoller
und, nach den Umſtaͤnden, ſelbſt erſchoͤpfender For-
ſchung aufzuſtellen, welches hoffentlich nicht ohne Nach-
folge bleiben wird. Vor der Hand ſchien es mir drin-

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[IV/0010] gewiß vergriffen und vergreifen ſie ſich ſaͤmmtlich auf das Unglaublichſte. So bekenne ich, daß ich ſelbſt in Dingen, welche ich kannte, wie meinen eigenen Namen, mich oftmals gaͤnzlich verſehen habe. Daſ- ſelbe iſt dem Vaſari und Allen begegnet, welche nach ihm geſchrieben haben. Habe ich doch bisher von dieſem fuͤnften Theile der Malerbriefe zwey Bogen ganz umdrucken muͤſſen.“ Indeß erkannte weder Bottari, noch ſelbſt Ma- riette, den ganzen Umfang jener Aufgabe, deren Loͤ- ſung ſie anzunaͤhern wuͤnſchten. Mariette glaubte, man werde ſchon durch Vergleichung der Denkmale, durch Aufzeichnung ihrer Aufſchriften alles Wuͤnſchens- werthe erreichen koͤnnen. Das Beduͤrfniß einer ur- kundlichen Begruͤndung der neueren Kunſtgeſchichte meldete ſich erſt in der Folge, nachdem die Localfor- ſcher durch freylich ebenfalls ungenuͤgende Mittheilun- gen aus einzelnen Archiven die hiſtoriſche Glaubwuͤr- digkeit des Vaſari durchaus erſchuͤttert hatten. Ich ſchmeichle mir, in den nachſtehenden Abhand- lungen ein nuͤtzliches Beyſpiel, redlicher, muͤhevoller und, nach den Umſtaͤnden, ſelbſt erſchoͤpfender For- ſchung aufzuſtellen, welches hoffentlich nicht ohne Nach- folge bleiben wird. Vor der Hand ſchien es mir drin-

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/10>, abgerufen am 26.04.2024.