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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Obiges wird genügen, die tiefste Entartung der italieni-
schen Kunst der Zeit nach zu begrenzen. Für solche, welche
diese Forschung weiter zu verfolgen veranlaßt sind, vereinige
ich in diesem Nachtrage alle Beispiele, welche ich selbst zu
prüfen Gelegenheit gefunden. Andere, welche in Druckschriften
angeführt werden, halten nicht immer Probe *). Ich werde
sie daher durchhin übergehen, indem ich auf Lanzi sto. pitt.
dell' Italia
verweise, wo zu Anfang, origini etc., die wich-
tigsten Schriften über diesen Gegenstand nachgewiesen sind.

1) Unter den Denkmalen des tiefsten Verfalles italieni-
scher Kunst ist das Musiv der Kirche S. Francesca Romana,
auf dem Forum zu Rom, in der Nähe des Titusbogens, das

*) Vita etc. di Pietro Perugino etc. Perugia 1804. In einer
Randbemerkung der Vorrede wird einer alten Tafel mit aufgekleb-
ter Leinwand erwähnt, "nella chiesa parrochiale del ponte Felcino
(bey Perugia) ove si legge in ben formati ma consunti caratteri
romani l'anno in cui fu dipinta: AD MXII.
" Diese Angabe des
Topographen von Perugia ist, wenn ich mich recht entsinne, an irgend
einer Stelle auch von Lanzi aufgenommen worden; doch finde ich
sie nicht wieder auf, oder verwechsele sie mit einer anderen und
ähnlichen Jahresangabe, welche ich unten berühren werde.
Im August 1819 fand ich Gelegenheit, die genannte Tafel im
Pfarrhause zu Ponte Felcino zu prüfen; dieselbe, welche, nach
Aussage des schon bejahrten Pfarrherrn, der Vf. obiger Bemerkung
(der bekannte Orsini), einen Tag lang bey ihm betrachtet hatte.
Sie ist von mäßiger Hand im Geschmacke des vierzehnten Jahr-
hunderts gemalt. Allerdings finden sich noch einige Reste von In-
schriften, z. B. unter dem Heiligen der Pfarre: FELICISSIMO
V M P. (Vescovo Martire Perugino?),
welche Abkürzungen vielleicht
dem Orsini die Zahl MXII. auszudrücken schienen, welche, nach
dem Charakter des Bildes (worin Madonna sitzend, zwey Engel,
S. Felice in bischöflichem Ornat), auf keine Weise jemals kann
darauf gestanden seyn.
16 *

Obiges wird genuͤgen, die tiefſte Entartung der italieni-
ſchen Kunſt der Zeit nach zu begrenzen. Fuͤr ſolche, welche
dieſe Forſchung weiter zu verfolgen veranlaßt ſind, vereinige
ich in dieſem Nachtrage alle Beiſpiele, welche ich ſelbſt zu
pruͤfen Gelegenheit gefunden. Andere, welche in Druckſchriften
angefuͤhrt werden, halten nicht immer Probe *). Ich werde
ſie daher durchhin uͤbergehen, indem ich auf Lanzi sto. pitt.
dell’ Italia
verweiſe, wo zu Anfang, origini etc., die wich-
tigſten Schriften uͤber dieſen Gegenſtand nachgewieſen ſind.

1) Unter den Denkmalen des tiefſten Verfalles italieni-
ſcher Kunſt iſt das Muſiv der Kirche S. Francesca Romana,
auf dem Forum zu Rom, in der Naͤhe des Titusbogens, das

*) Vita etc. di Pietro Perugino etc. Perugia 1804. In einer
Randbemerkung der Vorrede wird einer alten Tafel mit aufgekleb-
ter Leinwand erwaͤhnt, „nella chiesa parrochiale del ponte Felcino
(bey Perugia) ove si legge in ben formati ma consunti caratteri
romani l’anno in cui fu dipinta: AD MXII.
“ Dieſe Angabe des
Topographen von Perugia iſt, wenn ich mich recht entſinne, an irgend
einer Stelle auch von Lanzi aufgenommen worden; doch finde ich
ſie nicht wieder auf, oder verwechſele ſie mit einer anderen und
aͤhnlichen Jahresangabe, welche ich unten beruͤhren werde.
Im Auguſt 1819 fand ich Gelegenheit, die genannte Tafel im
Pfarrhauſe zu Ponte Felcino zu pruͤfen; dieſelbe, welche, nach
Ausſage des ſchon bejahrten Pfarrherrn, der Vf. obiger Bemerkung
(der bekannte Orſini), einen Tag lang bey ihm betrachtet hatte.
Sie iſt von maͤßiger Hand im Geſchmacke des vierzehnten Jahr-
hunderts gemalt. Allerdings finden ſich noch einige Reſte von In-
ſchriften, z. B. unter dem Heiligen der Pfarre: FELICISSIMO
V M P. (Vescovo Martire Perugino?),
welche Abkuͤrzungen vielleicht
dem Orſini die Zahl MXII. auszudruͤcken ſchienen, welche, nach
dem Charakter des Bildes (worin Madonna ſitzend, zwey Engel,
S. Felice in biſchoͤflichem Ornat), auf keine Weiſe jemals kann
darauf geſtanden ſeyn.
16 *
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[243/0261] Obiges wird genuͤgen, die tiefſte Entartung der italieni- ſchen Kunſt der Zeit nach zu begrenzen. Fuͤr ſolche, welche dieſe Forſchung weiter zu verfolgen veranlaßt ſind, vereinige ich in dieſem Nachtrage alle Beiſpiele, welche ich ſelbſt zu pruͤfen Gelegenheit gefunden. Andere, welche in Druckſchriften angefuͤhrt werden, halten nicht immer Probe *). Ich werde ſie daher durchhin uͤbergehen, indem ich auf Lanzi sto. pitt. dell’ Italia verweiſe, wo zu Anfang, origini etc., die wich- tigſten Schriften uͤber dieſen Gegenſtand nachgewieſen ſind. 1) Unter den Denkmalen des tiefſten Verfalles italieni- ſcher Kunſt iſt das Muſiv der Kirche S. Francesca Romana, auf dem Forum zu Rom, in der Naͤhe des Titusbogens, das *) Vita etc. di Pietro Perugino etc. Perugia 1804. In einer Randbemerkung der Vorrede wird einer alten Tafel mit aufgekleb- ter Leinwand erwaͤhnt, „nella chiesa parrochiale del ponte Felcino (bey Perugia) ove si legge in ben formati ma consunti caratteri romani l’anno in cui fu dipinta: AD MXII.“ Dieſe Angabe des Topographen von Perugia iſt, wenn ich mich recht entſinne, an irgend einer Stelle auch von Lanzi aufgenommen worden; doch finde ich ſie nicht wieder auf, oder verwechſele ſie mit einer anderen und aͤhnlichen Jahresangabe, welche ich unten beruͤhren werde. Im Auguſt 1819 fand ich Gelegenheit, die genannte Tafel im Pfarrhauſe zu Ponte Felcino zu pruͤfen; dieſelbe, welche, nach Ausſage des ſchon bejahrten Pfarrherrn, der Vf. obiger Bemerkung (der bekannte Orſini), einen Tag lang bey ihm betrachtet hatte. Sie iſt von maͤßiger Hand im Geſchmacke des vierzehnten Jahr- hunderts gemalt. Allerdings finden ſich noch einige Reſte von In- ſchriften, z. B. unter dem Heiligen der Pfarre: FELICISSIMO V M P. (Vescovo Martire Perugino?), welche Abkuͤrzungen vielleicht dem Orſini die Zahl MXII. auszudruͤcken ſchienen, welche, nach dem Charakter des Bildes (worin Madonna ſitzend, zwey Engel, S. Felice in biſchoͤflichem Ornat), auf keine Weiſe jemals kann darauf geſtanden ſeyn. 16 *

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/261>, abgerufen am 15.05.2024.