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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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handen waren *). Zu Bamberg wurden die Weihgeschenke Hein-
richs
mit größter Sorgfalt aufbewahrt **), bis sie in neueren
Zeiten theils der königlichen Bibliothek zu München, theils der
Schatzkammer daselbst einverleibt worden, wo die Freunde der
Kunst und ihrer Alterthümer sie mit Bequemlichkeit sehen, und
von ihrem Kunstverdienste sich anschaulich überzeugen können.
Dieses letzte ist so groß, daß Viele auf den ersten Blick be-
zweifeln, daß diese Denkmale so alten Zeiten angehören, bis
sie den Zusammenhang eingesehen, und aus so vielen Umstän-
den, welche offenbar auf gleichzeitige Dinge und Begebenheiten
sich beziehen, aufgefaßt haben, daß nicht einmal die Deckel
der Bücher die Conjectur zulassen, daß sie in den ersten christ-
lichen Zeiten gemacht, und nur zufällig zu ihrer gegenwärtigen
Bestimmung verwendet worden ***).

Es galt, unumgänglicher Unterscheidung willen, das Al-
ter und die Abkunft einer gewissen Zahl deutscher Denkmale
außer Zweifel zu stellen, welche an sich selbst nicht ohne Kunst-

*) S. Gattula (nicht Grattula) hist. Abbat. Cassinensis. T. 1.
p. 161. sq
.
**) S. von Murr, Merkwürdigk. von Bamberg. 1799. 8.
S. 92 f. und a. a. St. Einiges zum Domschatze gehörende scheint
man bey Aufhebung des Stiftes veräußert zu haben. Im I. 1811
sah ich beym Domherrn, Grafen von Wallerndorf, ein Altär-
chen, nicht in Elfenbein, sondern in Muschelschaalen geschnitzt,
welches in den actis ss. der Bollandisten, vita S. Henrici, beschrie-
ben, und für ein Denkmal dieses Kaisers ausgegeben wird. Indeß
gehört es der deutschen Schule des sechszehnten Jahrhunderts an;
es finden sich darin sogar aus Schongauers Kupferstichen Remi-
niscenzen.
***) Wie H. v. Ramdohr, bis er sich später, vornehmlich
in der Sammlung des Abbate Triulzi, vom Gegentheil überzeugte.

handen waren *). Zu Bamberg wurden die Weihgeſchenke Hein-
richs
mit groͤßter Sorgfalt aufbewahrt **), bis ſie in neueren
Zeiten theils der koͤniglichen Bibliothek zu Muͤnchen, theils der
Schatzkammer daſelbſt einverleibt worden, wo die Freunde der
Kunſt und ihrer Alterthuͤmer ſie mit Bequemlichkeit ſehen, und
von ihrem Kunſtverdienſte ſich anſchaulich uͤberzeugen koͤnnen.
Dieſes letzte iſt ſo groß, daß Viele auf den erſten Blick be-
zweifeln, daß dieſe Denkmale ſo alten Zeiten angehoͤren, bis
ſie den Zuſammenhang eingeſehen, und aus ſo vielen Umſtaͤn-
den, welche offenbar auf gleichzeitige Dinge und Begebenheiten
ſich beziehen, aufgefaßt haben, daß nicht einmal die Deckel
der Buͤcher die Conjectur zulaſſen, daß ſie in den erſten chriſt-
lichen Zeiten gemacht, und nur zufaͤllig zu ihrer gegenwaͤrtigen
Beſtimmung verwendet worden ***).

Es galt, unumgaͤnglicher Unterſcheidung willen, das Al-
ter und die Abkunft einer gewiſſen Zahl deutſcher Denkmale
außer Zweifel zu ſtellen, welche an ſich ſelbſt nicht ohne Kunſt-

*) S. Gattula (nicht Grattula) hist. Abbat. Cassinensis. T. 1.
p. 161. sq
.
**) S. von Murr, Merkwuͤrdigk. von Bamberg. 1799. 8.
S. 92 f. und a. a. St. Einiges zum Domſchatze gehoͤrende ſcheint
man bey Aufhebung des Stiftes veraͤußert zu haben. Im I. 1811
ſah ich beym Domherrn, Grafen von Wallerndorf, ein Altaͤr-
chen, nicht in Elfenbein, ſondern in Muſchelſchaalen geſchnitzt,
welches in den actis ss. der Bollandiſten, vita S. Henrici, beſchrie-
ben, und fuͤr ein Denkmal dieſes Kaiſers ausgegeben wird. Indeß
gehoͤrt es der deutſchen Schule des ſechszehnten Jahrhunderts an;
es finden ſich darin ſogar aus Schongauers Kupferſtichen Remi-
niscenzen.
***) Wie H. v. Ramdohr, bis er ſich ſpaͤter, vornehmlich
in der Sammlung des Abbate Triulzi, vom Gegentheil uͤberzeugte.
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[234/0252] handen waren *). Zu Bamberg wurden die Weihgeſchenke Hein- richs mit groͤßter Sorgfalt aufbewahrt **), bis ſie in neueren Zeiten theils der koͤniglichen Bibliothek zu Muͤnchen, theils der Schatzkammer daſelbſt einverleibt worden, wo die Freunde der Kunſt und ihrer Alterthuͤmer ſie mit Bequemlichkeit ſehen, und von ihrem Kunſtverdienſte ſich anſchaulich uͤberzeugen koͤnnen. Dieſes letzte iſt ſo groß, daß Viele auf den erſten Blick be- zweifeln, daß dieſe Denkmale ſo alten Zeiten angehoͤren, bis ſie den Zuſammenhang eingeſehen, und aus ſo vielen Umſtaͤn- den, welche offenbar auf gleichzeitige Dinge und Begebenheiten ſich beziehen, aufgefaßt haben, daß nicht einmal die Deckel der Buͤcher die Conjectur zulaſſen, daß ſie in den erſten chriſt- lichen Zeiten gemacht, und nur zufaͤllig zu ihrer gegenwaͤrtigen Beſtimmung verwendet worden ***). Es galt, unumgaͤnglicher Unterſcheidung willen, das Al- ter und die Abkunft einer gewiſſen Zahl deutſcher Denkmale außer Zweifel zu ſtellen, welche an ſich ſelbſt nicht ohne Kunſt- *) S. Gattula (nicht Grattula) hist. Abbat. Cassinensis. T. 1. p. 161. sq. **) S. von Murr, Merkwuͤrdigk. von Bamberg. 1799. 8. S. 92 f. und a. a. St. Einiges zum Domſchatze gehoͤrende ſcheint man bey Aufhebung des Stiftes veraͤußert zu haben. Im I. 1811 ſah ich beym Domherrn, Grafen von Wallerndorf, ein Altaͤr- chen, nicht in Elfenbein, ſondern in Muſchelſchaalen geſchnitzt, welches in den actis ss. der Bollandiſten, vita S. Henrici, beſchrie- ben, und fuͤr ein Denkmal dieſes Kaiſers ausgegeben wird. Indeß gehoͤrt es der deutſchen Schule des ſechszehnten Jahrhunderts an; es finden ſich darin ſogar aus Schongauers Kupferſtichen Remi- niscenzen. ***) Wie H. v. Ramdohr, bis er ſich ſpaͤter, vornehmlich in der Sammlung des Abbate Triulzi, vom Gegentheil uͤberzeugte.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/252>, abgerufen am 22.05.2024.