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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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In Italien hingegen wurden, mindestens zu Rom, wie wir
oben gesehen haben, die Kunstvortheile der römischen Baukunst
ungleich reiner und ungetheilter ausgeübt, als im fränkischen
Reiche. Ließ nun Karl der Große, voll Bewunderung des
verhältnißmäßigen Glanzes italienischer Städte seiner Zeit, von
Rom und Ravenna prächtiges Gestein an den Rhein bringen *);
so liegt die Vermuthung nicht fern, daß er gleichzeitig von
dort, oder aus anderen Mittelpuncten Italiens, Meister und
Arbeiter an sich gezogen; was an sich selbst der allgemeinen
Erfahrung nicht widerspricht, daß Künstler stets dem beleben-
den Lichte der Gunst und Beförderung nachziehen.

Als Leo III. die Kirche des heiligen Apollinaris zu Ra-
venna wieder herstellen wollte, sandte er nicht allein den Bau-
meister, vielmehr auch Arbeiter aus Rom hinüber **). Wenn
dieses nicht etwa aus persönlicher Begünstigung zu erklären,

factas XVII. cum totidem cameris et caeteris appendiciis compositis.
-- Curtem strenue tunimo
(Zaun) munitam cum porta lapidea etc.
*) Eginh. vita Car. M. c. 26. "basilicam Aquisgrani exstruxit.
-- Ad cuius structuram, cum columnas et marmora aliunde habere
non posset, Roma et Ravenna devehenda curavit.
-- Die Vergün-
stigung, den kön. Palast zu Ravenna seines Schmuckes zu berauben,
bey Bouquet. T. c. Epist. Hadriani I. ep. 36. -- "tam marmora,
quamque, mosivum, caeteraque exempla de eodem palatio vobis
concedimus auferenda."
Die näheren Umstände würde Agnellus ha-
ben, wenn nicht eben hier einige Lebensbeschreibungen fehlten.
Doch erwähnt er (s. oben) der Entführung der Statue des Gipfels.
Andere schreiben den Eginhard nur aus.
**) Agnell. l. c. vita Martini, cap. 2. -- Leo (III) Ro. Ec-
clesiae et Urbis Artistes misit cubicularium suum nomine Chrysa-
phum et reliquos caementarios, restauravit tecta S. Apollenaris etc.

-- Vgl. Anast. l. c. vita Leonis III. (ed. Murat. p. 211. col. 2),
wo: misit illue etc. ohne Bezeichnung der Person.

In Italien hingegen wurden, mindeſtens zu Rom, wie wir
oben geſehen haben, die Kunſtvortheile der roͤmiſchen Baukunſt
ungleich reiner und ungetheilter ausgeuͤbt, als im fraͤnkiſchen
Reiche. Ließ nun Karl der Große, voll Bewunderung des
verhaͤltnißmaͤßigen Glanzes italieniſcher Staͤdte ſeiner Zeit, von
Rom und Ravenna praͤchtiges Geſtein an den Rhein bringen *);
ſo liegt die Vermuthung nicht fern, daß er gleichzeitig von
dort, oder aus anderen Mittelpuncten Italiens, Meiſter und
Arbeiter an ſich gezogen; was an ſich ſelbſt der allgemeinen
Erfahrung nicht widerſpricht, daß Kuͤnſtler ſtets dem beleben-
den Lichte der Gunſt und Befoͤrderung nachziehen.

Als Leo III. die Kirche des heiligen Apollinaris zu Ra-
venna wieder herſtellen wollte, ſandte er nicht allein den Bau-
meiſter, vielmehr auch Arbeiter aus Rom hinuͤber **). Wenn
dieſes nicht etwa aus perſoͤnlicher Beguͤnſtigung zu erklaͤren,

factas XVII. cum totidem cameris et caeteris appendiciis compositis.
— Curtem strenue tunimo
(Zaun) munitam cum porta lapidea etc.
*) Eginh. vita Car. M. c. 26. „basilicam Aquisgrani exstruxit.
— Ad cuius structuram, cum columnas et marmora aliunde habere
non posset, Roma et Ravenna devehenda curavit.
— Die Verguͤn-
ſtigung, den koͤn. Palaſt zu Ravenna ſeines Schmuckes zu berauben,
bey Bouquet. T. c. Epist. Hadriani I. ep. 36. — „tam marmora,
quamque, mosivum, caeteraque exempla de eodem palatio vobis
concedimus auferenda.“
Die naͤheren Umſtaͤnde wuͤrde Agnellus ha-
ben, wenn nicht eben hier einige Lebensbeſchreibungen fehlten.
Doch erwaͤhnt er (ſ. oben) der Entfuͤhrung der Statue des Gipfels.
Andere ſchreiben den Eginhard nur aus.
**) Agnell. l. c. vita Martini, cap. 2. — Leo (III) Ro. Ec-
clesiae et Urbis Artistes misit cubicularium suum nomine Chrysa-
phum et reliquos caementarios, restauravit tecta S. Apollenaris etc.

— Vgl. Anast. l. c. vita Leonis III. (ed. Murat. p. 211. col. 2),
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[215/0233] In Italien hingegen wurden, mindeſtens zu Rom, wie wir oben geſehen haben, die Kunſtvortheile der roͤmiſchen Baukunſt ungleich reiner und ungetheilter ausgeuͤbt, als im fraͤnkiſchen Reiche. Ließ nun Karl der Große, voll Bewunderung des verhaͤltnißmaͤßigen Glanzes italieniſcher Staͤdte ſeiner Zeit, von Rom und Ravenna praͤchtiges Geſtein an den Rhein bringen *); ſo liegt die Vermuthung nicht fern, daß er gleichzeitig von dort, oder aus anderen Mittelpuncten Italiens, Meiſter und Arbeiter an ſich gezogen; was an ſich ſelbſt der allgemeinen Erfahrung nicht widerſpricht, daß Kuͤnſtler ſtets dem beleben- den Lichte der Gunſt und Befoͤrderung nachziehen. Als Leo III. die Kirche des heiligen Apollinaris zu Ra- venna wieder herſtellen wollte, ſandte er nicht allein den Bau- meiſter, vielmehr auch Arbeiter aus Rom hinuͤber **). Wenn dieſes nicht etwa aus perſoͤnlicher Beguͤnſtigung zu erklaͤren, ***) *) Eginh. vita Car. M. c. 26. „basilicam Aquisgrani exstruxit. — Ad cuius structuram, cum columnas et marmora aliunde habere non posset, Roma et Ravenna devehenda curavit. — Die Verguͤn- ſtigung, den koͤn. Palaſt zu Ravenna ſeines Schmuckes zu berauben, bey Bouquet. T. c. Epist. Hadriani I. ep. 36. — „tam marmora, quamque, mosivum, caeteraque exempla de eodem palatio vobis concedimus auferenda.“ Die naͤheren Umſtaͤnde wuͤrde Agnellus ha- ben, wenn nicht eben hier einige Lebensbeſchreibungen fehlten. Doch erwaͤhnt er (ſ. oben) der Entfuͤhrung der Statue des Gipfels. Andere ſchreiben den Eginhard nur aus. **) Agnell. l. c. vita Martini, cap. 2. — Leo (III) Ro. Ec- clesiae et Urbis Artistes misit cubicularium suum nomine Chrysa- phum et reliquos caementarios, restauravit tecta S. Apollenaris etc. — Vgl. Anast. l. c. vita Leonis III. (ed. Murat. p. 211. col. 2), wo: misit illue etc. ohne Bezeichnung der Perſon. ***) factas XVII. cum totidem cameris et caeteris appendiciis compositis. — Curtem strenue tunimo (Zaun) munitam cum porta lapidea etc.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/233>, abgerufen am 19.05.2024.