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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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tage keine Tafel gehalten *). Dieser Papst Leo IV. ersetzte
aber alles Geräthe, welches von da war weggenommen wor-
den, und gab es seiner früheren Bestimmung zurück."

Leo dem dritten, und nicht dem vierten **), würden wir
demnach das Bauwerk und Musiv beymessen dürfen, dessen
Ueberrest Reisende wohl einmal im Vorübergehen betrachten,
wann die herrliche Aussicht nach Frascati hin sie an die Stelle
führt. Leider hat die unbegreifliche Neuerungssucht der Päpste
auch dieses Denkmal nicht mehr verschont, als so viel andere
des hohen Alters ihres kirchlichen Ansehens. Nicht einmal
dem Gemäuer des Bruckstückes, an welchem unser Gemälde
befestigt ist, hat man sein alterthümliches Ansehen gelassen,
denn es ist durchaus incrustirt worden, um es mit den gro-
tesken Gebäuden umher in Uebereinstimmung zu setzen; auf
welche Veranlassung auch die musivischen Malereyen, wie wir
nicht übersehen dürfen, allerdings bedeutende Ausbesserungen
erlitten haben. Demungeachtet unterscheiden wir an ihnen,

*) Ueber das Etikette dieser Mahlzeiten findet sich bey Ale-
manni
a. a. O. und bey anderen römisch-kirchlichen Schriftstellern
die nöthige Auskunft.
**) Was Leo IV. für das Gebäude selbst gethan, findet sich
Anast. l. et ed. col. 1. und (ed. Mur. T. et p. cc. col. 1.) genauer
angegeben. "Solarium, quod b. m. Leo III. Papa construxerat, cum
prae nimia vetustate fractis trabibus in ruinis cerneretur, eversum
(al. emersum) (al. emersit noviter etc.) noviter pulcrius in meliorem
speciem restauravit."
Doch ist diese Stelle von modernen Kritikern
zugerichtet, die Lesarten der Handschriften werden hier sehr man-
nichfaltig, so daß ich fürchte, daß Alles, was daraus abzunehmen,
auf Nachbesserung des Daches ausgeht, welches allein, und keines-
weges die Mauern und Wölbungen an den Seiten, in so kurzer
Zeit konnte eingegangen seyn.

tage keine Tafel gehalten *). Dieſer Papſt Leo IV. erſetzte
aber alles Geraͤthe, welches von da war weggenommen wor-
den, und gab es ſeiner fruͤheren Beſtimmung zuruͤck.“

Leo dem dritten, und nicht dem vierten **), wuͤrden wir
demnach das Bauwerk und Muſiv beymeſſen duͤrfen, deſſen
Ueberreſt Reiſende wohl einmal im Voruͤbergehen betrachten,
wann die herrliche Ausſicht nach Frascati hin ſie an die Stelle
fuͤhrt. Leider hat die unbegreifliche Neuerungsſucht der Paͤpſte
auch dieſes Denkmal nicht mehr verſchont, als ſo viel andere
des hohen Alters ihres kirchlichen Anſehens. Nicht einmal
dem Gemaͤuer des Bruckſtuͤckes, an welchem unſer Gemaͤlde
befeſtigt iſt, hat man ſein alterthuͤmliches Anſehen gelaſſen,
denn es iſt durchaus incruſtirt worden, um es mit den gro-
tesken Gebaͤuden umher in Uebereinſtimmung zu ſetzen; auf
welche Veranlaſſung auch die muſiviſchen Malereyen, wie wir
nicht uͤberſehen duͤrfen, allerdings bedeutende Ausbeſſerungen
erlitten haben. Demungeachtet unterſcheiden wir an ihnen,

*) Ueber das Etikette dieſer Mahlzeiten findet ſich bey Ale-
manni
a. a. O. und bey anderen roͤmiſch-kirchlichen Schriftſtellern
die noͤthige Auskunft.
**) Was Leo IV. fuͤr das Gebaͤude ſelbſt gethan, findet ſich
Anast. l. et ed. col. 1. und (ed. Mur. T. et p. cc. col. 1.) genauer
angegeben. „Solarium, quod b. m. Leo III. Papa construxerat, cum
prae nimia vetustate fractis trabibus in ruinis cerneretur, eversum
(al. emersum) (al. emersit noviter etc.) noviter pulcrius in meliorem
speciem restauravit.“
Doch iſt dieſe Stelle von modernen Kritikern
zugerichtet, die Lesarten der Handſchriften werden hier ſehr man-
nichfaltig, ſo daß ich fuͤrchte, daß Alles, was daraus abzunehmen,
auf Nachbeſſerung des Daches ausgeht, welches allein, und keines-
weges die Mauern und Woͤlbungen an den Seiten, in ſo kurzer
Zeit konnte eingegangen ſeyn.
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[201/0219] tage keine Tafel gehalten *). Dieſer Papſt Leo IV. erſetzte aber alles Geraͤthe, welches von da war weggenommen wor- den, und gab es ſeiner fruͤheren Beſtimmung zuruͤck.“ Leo dem dritten, und nicht dem vierten **), wuͤrden wir demnach das Bauwerk und Muſiv beymeſſen duͤrfen, deſſen Ueberreſt Reiſende wohl einmal im Voruͤbergehen betrachten, wann die herrliche Ausſicht nach Frascati hin ſie an die Stelle fuͤhrt. Leider hat die unbegreifliche Neuerungsſucht der Paͤpſte auch dieſes Denkmal nicht mehr verſchont, als ſo viel andere des hohen Alters ihres kirchlichen Anſehens. Nicht einmal dem Gemaͤuer des Bruckſtuͤckes, an welchem unſer Gemaͤlde befeſtigt iſt, hat man ſein alterthuͤmliches Anſehen gelaſſen, denn es iſt durchaus incruſtirt worden, um es mit den gro- tesken Gebaͤuden umher in Uebereinſtimmung zu ſetzen; auf welche Veranlaſſung auch die muſiviſchen Malereyen, wie wir nicht uͤberſehen duͤrfen, allerdings bedeutende Ausbeſſerungen erlitten haben. Demungeachtet unterſcheiden wir an ihnen, *) Ueber das Etikette dieſer Mahlzeiten findet ſich bey Ale- manni a. a. O. und bey anderen roͤmiſch-kirchlichen Schriftſtellern die noͤthige Auskunft. **) Was Leo IV. fuͤr das Gebaͤude ſelbſt gethan, findet ſich Anast. l. et ed. col. 1. und (ed. Mur. T. et p. cc. col. 1.) genauer angegeben. „Solarium, quod b. m. Leo III. Papa construxerat, cum prae nimia vetustate fractis trabibus in ruinis cerneretur, eversum (al. emersum) (al. emersit noviter etc.) noviter pulcrius in meliorem speciem restauravit.“ Doch iſt dieſe Stelle von modernen Kritikern zugerichtet, die Lesarten der Handſchriften werden hier ſehr man- nichfaltig, ſo daß ich fuͤrchte, daß Alles, was daraus abzunehmen, auf Nachbeſſerung des Daches ausgeht, welches allein, und keines- weges die Mauern und Woͤlbungen an den Seiten, in ſo kurzer Zeit konnte eingegangen ſeyn.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/219>, abgerufen am 26.05.2024.