Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.110. Wieweit die Kräfte, die dir Gott gab, sich erstrecken, Das kanst du nur, indem du sie gebrauchst, entdecken. Doch auch dem stärksten Trieb des Baumes ist gesteckt Ein Ziel, darüber sich sein Wachsthum nicht erstreckt. Und besser manches Reis, das unentwickelt bleibt, Als Schöpfertrieb, der sich erschöpfend übertreibt. 111. Wenn ihr vielleicht vermißt in diesem Buch die Einheit, Statt großes Ganzen seht der Einzelheiten Kleinheit; Doch eine Einheit ist, und doppelte, darinn: Die Einheit in der Form, die Einheit auch im Sinn. Auf wieviel Stoff nun angewandt die Einheit sei, Das lenkt der Zufall, und ist wirklich einerlei. 110. Wieweit die Kraͤfte, die dir Gott gab, ſich erſtrecken, Das kanſt du nur, indem du ſie gebrauchſt, entdecken. Doch auch dem ſtaͤrkſten Trieb des Baumes iſt geſteckt Ein Ziel, daruͤber ſich ſein Wachsthum nicht erſtreckt. Und beſſer manches Reis, das unentwickelt bleibt, Als Schoͤpfertrieb, der ſich erſchoͤpfend uͤbertreibt. 111. Wenn ihr vielleicht vermißt in dieſem Buch die Einheit, Statt großes Ganzen ſeht der Einzelheiten Kleinheit; Doch eine Einheit iſt, und doppelte, darinn: Die Einheit in der Form, die Einheit auch im Sinn. Auf wieviel Stoff nun angewandt die Einheit ſei, Das lenkt der Zufall, und iſt wirklich einerlei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0343" n="333"/> <div n="2"> <head>110.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wieweit die Kraͤfte, die dir Gott gab, ſich erſtrecken,</l><lb/> <l>Das kanſt du nur, indem du ſie gebrauchſt, entdecken.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch auch dem ſtaͤrkſten Trieb des Baumes iſt geſteckt</l><lb/> <l>Ein Ziel, daruͤber ſich ſein Wachsthum nicht erſtreckt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und beſſer manches Reis, das unentwickelt bleibt,</l><lb/> <l>Als Schoͤpfertrieb, der ſich erſchoͤpfend uͤbertreibt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>111.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wenn ihr vielleicht vermißt in dieſem Buch die Einheit,</l><lb/> <l>Statt großes Ganzen ſeht der Einzelheiten Kleinheit;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch eine Einheit iſt, und doppelte, darinn:</l><lb/> <l>Die Einheit in der Form, die Einheit auch im Sinn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auf wieviel Stoff nun angewandt die Einheit ſei,</l><lb/> <l>Das lenkt der Zufall, und iſt wirklich einerlei.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [333/0343]
110.
Wieweit die Kraͤfte, die dir Gott gab, ſich erſtrecken,
Das kanſt du nur, indem du ſie gebrauchſt, entdecken.
Doch auch dem ſtaͤrkſten Trieb des Baumes iſt geſteckt
Ein Ziel, daruͤber ſich ſein Wachsthum nicht erſtreckt.
Und beſſer manches Reis, das unentwickelt bleibt,
Als Schoͤpfertrieb, der ſich erſchoͤpfend uͤbertreibt.
111.
Wenn ihr vielleicht vermißt in dieſem Buch die Einheit,
Statt großes Ganzen ſeht der Einzelheiten Kleinheit;
Doch eine Einheit iſt, und doppelte, darinn:
Die Einheit in der Form, die Einheit auch im Sinn.
Auf wieviel Stoff nun angewandt die Einheit ſei,
Das lenkt der Zufall, und iſt wirklich einerlei.
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