Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.97. Zwei Musterbilder stehn vor euerer Beschauung; Wählt eurem Sinn gemäß euch einen zur Erbauung! Der eine kerngesund, der andre tiefverkümmert, Der eine ganz und rund, der andre ganz zertrümmert. Der kranke Heilige hat, seh' ich, viel gefunden Anbeter, die ihn fromm vorziehen dem gesunden. Mit seiner Krankheit wollt ihr eure wol vertreiben, Meinthalb! nur laßt gesund mich beim gesunden bleiben. 98. Ich bin in andrer Zeit, ich bin in anderm Raum, Der Gegenwart Getös' erweckt nicht meinen Traum. Doch was von dieser Zeit in meinen Traum mag dringen, Ohn' ihn zu stören wird es sich darein verschlingen. 97. Zwei Muſterbilder ſtehn vor euerer Beſchauung; Waͤhlt eurem Sinn gemaͤß euch einen zur Erbauung! Der eine kerngeſund, der andre tiefverkuͤmmert, Der eine ganz und rund, der andre ganz zertruͤmmert. Der kranke Heilige hat, ſeh' ich, viel gefunden Anbeter, die ihn fromm vorziehen dem geſunden. Mit ſeiner Krankheit wollt ihr eure wol vertreiben, Meinthalb! nur laßt geſund mich beim geſunden bleiben. 98. Ich bin in andrer Zeit, ich bin in anderm Raum, Der Gegenwart Getoͤſ' erweckt nicht meinen Traum. Doch was von dieſer Zeit in meinen Traum mag dringen, Ohn' ihn zu ſtoͤren wird es ſich darein verſchlingen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0336" n="326"/> <div n="2"> <head>97.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Zwei Muſterbilder ſtehn vor euerer Beſchauung;</l><lb/> <l>Waͤhlt eurem Sinn gemaͤß euch einen zur Erbauung!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der eine kerngeſund, der andre tiefverkuͤmmert,</l><lb/> <l>Der eine ganz und rund, der andre ganz zertruͤmmert.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der kranke Heilige hat, ſeh' ich, viel gefunden</l><lb/> <l>Anbeter, die ihn fromm vorziehen dem geſunden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mit ſeiner Krankheit wollt ihr eure wol vertreiben,</l><lb/> <l>Meinthalb! nur laßt geſund mich beim geſunden bleiben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>98.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ich bin in andrer Zeit, ich bin in anderm Raum,</l><lb/> <l>Der Gegenwart Getoͤſ' erweckt nicht meinen Traum.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch was von dieſer Zeit in meinen Traum mag dringen,</l><lb/> <l>Ohn' ihn zu ſtoͤren wird es ſich darein verſchlingen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [326/0336]
97.
Zwei Muſterbilder ſtehn vor euerer Beſchauung;
Waͤhlt eurem Sinn gemaͤß euch einen zur Erbauung!
Der eine kerngeſund, der andre tiefverkuͤmmert,
Der eine ganz und rund, der andre ganz zertruͤmmert.
Der kranke Heilige hat, ſeh' ich, viel gefunden
Anbeter, die ihn fromm vorziehen dem geſunden.
Mit ſeiner Krankheit wollt ihr eure wol vertreiben,
Meinthalb! nur laßt geſund mich beim geſunden bleiben.
98.
Ich bin in andrer Zeit, ich bin in anderm Raum,
Der Gegenwart Getoͤſ' erweckt nicht meinen Traum.
Doch was von dieſer Zeit in meinen Traum mag dringen,
Ohn' ihn zu ſtoͤren wird es ſich darein verſchlingen.
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