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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

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66.
Der Bauern Sprichwort sagt, mein Sohn: wenn auf dem Sand
Die Ernte gut geräth, ist Theuerung im Land.
Warum? weil auf dem Sand der Segen nur bekommt
Von soviel Regen, als nicht besserm Boden frommt.
Wir haben schlimmen Stand dahier auf unserm Sand;
Was wünschen wir uns selbst? und was dem andern Land?
Ein schlimmer Wunsch: Weh' uns, daß andern wohl es gehe!
Und noch ein schlimmerer: Uns wohl, und allen wehe!

67.
Die Gegend könnte mir ganz anspruchlos gefallen,
Wenn sie als überschön nicht wär verschrien von allen.
Nun macht die Augen, was sie suchten und nicht finden,
Auch für das Schöne, das sich wirklich fand, erblinden.
Gern ließ' ich euern Mann das was er werth ist gelten;
Weil ihr ihn überschätzt, muß ich ihn leider schelten.

66.
Der Bauern Sprichwort ſagt, mein Sohn: wenn auf dem Sand
Die Ernte gut geraͤth, iſt Theuerung im Land.
Warum? weil auf dem Sand der Segen nur bekommt
Von ſoviel Regen, als nicht beſſerm Boden frommt.
Wir haben ſchlimmen Stand dahier auf unſerm Sand;
Was wuͤnſchen wir uns ſelbſt? und was dem andern Land?
Ein ſchlimmer Wunſch: Weh' uns, daß andern wohl es gehe!
Und noch ein ſchlimmerer: Uns wohl, und allen wehe!

67.
Die Gegend koͤnnte mir ganz anſpruchlos gefallen,
Wenn ſie als uͤberſchoͤn nicht waͤr verſchrien von allen.
Nun macht die Augen, was ſie ſuchten und nicht finden,
Auch fuͤr das Schoͤne, das ſich wirklich fand, erblinden.
Gern ließ' ich euern Mann das was er werth iſt gelten;
Weil ihr ihn uͤberſchaͤtzt, muß ich ihn leider ſchelten.

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[307/0317] 66. Der Bauern Sprichwort ſagt, mein Sohn: wenn auf dem Sand Die Ernte gut geraͤth, iſt Theuerung im Land. Warum? weil auf dem Sand der Segen nur bekommt Von ſoviel Regen, als nicht beſſerm Boden frommt. Wir haben ſchlimmen Stand dahier auf unſerm Sand; Was wuͤnſchen wir uns ſelbſt? und was dem andern Land? Ein ſchlimmer Wunſch: Weh' uns, daß andern wohl es gehe! Und noch ein ſchlimmerer: Uns wohl, und allen wehe! 67. Die Gegend koͤnnte mir ganz anſpruchlos gefallen, Wenn ſie als uͤberſchoͤn nicht waͤr verſchrien von allen. Nun macht die Augen, was ſie ſuchten und nicht finden, Auch fuͤr das Schoͤne, das ſich wirklich fand, erblinden. Gern ließ' ich euern Mann das was er werth iſt gelten; Weil ihr ihn uͤberſchaͤtzt, muß ich ihn leider ſchelten.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/317>, abgerufen am 28.11.2024.