Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Der stille Beifall soll, die Theilnahm', ihm genügen; Ihr aber wollt dazu ein glänzend Zeichen fügen. Das was kein König thut, habt ihr zu thun den Muth, Mit Ausdruck innren Werths zu stempeln äußres Gut. Das ist ein höhrer Sinn, ein reicherer Gewinn, Und stolz empfind' ich mich, wie schön belohnt ich bin. Des Dichters Selbstgefühl soll das zu Thaten treiben, Um würdig, wie ihr ihn befunden habt, zu bleiben. 35. Ihr meine Nachbarn einst, nicht meine Nachbarn mehr, Aus eurer Nachbarschaft weht noch ein Duft mir her. Ein Duft der Herzlichkeit, ein Duft der Lebenstreue; Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue. Wie sollt' ich Bündnisse im Alter neue schließen, Da ich die Jugend sah in euerm Bund verfließen! Zerflossen ist der Thau in scharfer Morgenluft, Und nur aus euerm Gau weht der Erinnrung Duft. Der ſtille Beifall ſoll, die Theilnahm', ihm genuͤgen; Ihr aber wollt dazu ein glaͤnzend Zeichen fuͤgen. Das was kein Koͤnig thut, habt ihr zu thun den Muth, Mit Ausdruck innren Werths zu ſtempeln aͤußres Gut. Das iſt ein hoͤhrer Sinn, ein reicherer Gewinn, Und ſtolz empfind' ich mich, wie ſchoͤn belohnt ich bin. Des Dichters Selbſtgefuͤhl ſoll das zu Thaten treiben, Um wuͤrdig, wie ihr ihn befunden habt, zu bleiben. 35. Ihr meine Nachbarn einſt, nicht meine Nachbarn mehr, Aus eurer Nachbarſchaft weht noch ein Duft mir her. Ein Duft der Herzlichkeit, ein Duft der Lebenstreue; Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue. Wie ſollt' ich Buͤndniſſe im Alter neue ſchließen, Da ich die Jugend ſah in euerm Bund verfließen! Zerfloſſen iſt der Thau in ſcharfer Morgenluft, Und nur aus euerm Gau weht der Erinnrung Duft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0298" n="288"/> </l> <lg n="4"> <l>Der ſtille Beifall ſoll, die Theilnahm', ihm genuͤgen;</l><lb/> <l>Ihr aber wollt dazu ein glaͤnzend Zeichen fuͤgen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Das was kein Koͤnig thut, habt ihr zu thun den Muth,</l><lb/> <l>Mit Ausdruck innren Werths zu ſtempeln aͤußres Gut.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Das iſt ein hoͤhrer Sinn, ein reicherer Gewinn,</l><lb/> <l>Und ſtolz empfind' ich mich, wie ſchoͤn belohnt ich bin.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Des Dichters Selbſtgefuͤhl ſoll das zu Thaten treiben,</l><lb/> <l>Um wuͤrdig, wie ihr ihn befunden habt, zu bleiben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>35.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ihr meine Nachbarn einſt, nicht meine Nachbarn mehr,</l><lb/> <l>Aus eurer Nachbarſchaft weht noch ein Duft mir her.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ein Duft der Herzlichkeit, ein Duft der Lebenstreue;</l><lb/> <l>Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie ſollt' ich Buͤndniſſe im Alter neue ſchließen,</l><lb/> <l>Da ich die Jugend ſah in euerm Bund verfließen!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zerfloſſen iſt der Thau in ſcharfer Morgenluft,</l><lb/> <l>Und nur aus euerm Gau weht der Erinnrung Duft.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [288/0298]
Der ſtille Beifall ſoll, die Theilnahm', ihm genuͤgen;
Ihr aber wollt dazu ein glaͤnzend Zeichen fuͤgen.
Das was kein Koͤnig thut, habt ihr zu thun den Muth,
Mit Ausdruck innren Werths zu ſtempeln aͤußres Gut.
Das iſt ein hoͤhrer Sinn, ein reicherer Gewinn,
Und ſtolz empfind' ich mich, wie ſchoͤn belohnt ich bin.
Des Dichters Selbſtgefuͤhl ſoll das zu Thaten treiben,
Um wuͤrdig, wie ihr ihn befunden habt, zu bleiben.
35.
Ihr meine Nachbarn einſt, nicht meine Nachbarn mehr,
Aus eurer Nachbarſchaft weht noch ein Duft mir her.
Ein Duft der Herzlichkeit, ein Duft der Lebenstreue;
Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue.
Wie ſollt' ich Buͤndniſſe im Alter neue ſchließen,
Da ich die Jugend ſah in euerm Bund verfließen!
Zerfloſſen iſt der Thau in ſcharfer Morgenluft,
Und nur aus euerm Gau weht der Erinnrung Duft.
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