Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Die wechselseitige Erinnrung ist geschwunden, Doch hält auf Erden sie des Himmels Macht verbunden. Vom Ost zum Westen ist die Sonne stets gezogen, Und zwischen Süd und Nord gespannt ein Regenbogen. 59. Laß dich nicht das Gewirr der Volksmundarten wirren, Die durcheinander, selbst sich unverständlich, schwirren. Vom heiligen Sanskrit sind Wörter, wie du weißt, In allen, doch es ist ein andrer Grund und Geist. Drei Sprachenstämme gibts des menschlichen Vereins, Semitisch und Sanskrit, und alles Uebrig' eins. Semitisch zeichnet aus tief innerliche Regung, Sanskritisch äußerer Gegliedertheit Bewegung, Den dritten Stamm der Unbeweglichkeit Erstarrung,
Gleichfern von Bildsamkeit und sicherer Beharrung. Rückert, Lehrgedicht VI. 10
Die wechſelſeitige Erinnrung iſt geſchwunden, Doch haͤlt auf Erden ſie des Himmels Macht verbunden. Vom Oſt zum Weſten iſt die Sonne ſtets gezogen, Und zwiſchen Suͤd und Nord geſpannt ein Regenbogen. 59. Laß dich nicht das Gewirr der Volksmundarten wirren, Die durcheinander, ſelbſt ſich unverſtaͤndlich, ſchwirren. Vom heiligen Sanskrit ſind Woͤrter, wie du weißt, In allen, doch es iſt ein andrer Grund und Geiſt. Drei Sprachenſtaͤmme gibts des menſchlichen Vereins, Semitiſch und Sanskrit, und alles Uebrig' eins. Semitiſch zeichnet aus tief innerliche Regung, Sanskritiſch aͤußerer Gegliedertheit Bewegung, Den dritten Stamm der Unbeweglichkeit Erſtarrung,
Gleichfern von Bildſamkeit und ſicherer Beharrung. Ruͤckert, Lehrgedicht VI. 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0227" n="217"/> </l> <lg n="8"> <l>Die wechſelſeitige Erinnrung iſt geſchwunden,</l><lb/> <l>Doch haͤlt auf Erden ſie des Himmels Macht verbunden.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Vom Oſt zum Weſten iſt die Sonne ſtets gezogen,</l><lb/> <l>Und zwiſchen Suͤd und Nord geſpannt ein Regenbogen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>59.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Laß dich nicht das Gewirr der Volksmundarten wirren,</l><lb/> <l>Die durcheinander, ſelbſt ſich unverſtaͤndlich, ſchwirren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vom heiligen Sanskrit ſind Woͤrter, wie du weißt,</l><lb/> <l>In allen, doch es iſt ein andrer Grund und Geiſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Drei Sprachenſtaͤmme gibts des menſchlichen Vereins,</l><lb/> <l>Semitiſch und Sanskrit, und alles Uebrig' eins.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Semitiſch zeichnet aus tief innerliche Regung,</l><lb/> <l>Sanskritiſch aͤußerer Gegliedertheit Bewegung,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Den dritten Stamm der Unbeweglichkeit Erſtarrung,</l><lb/> <l>Gleichfern von Bildſamkeit und ſicherer Beharrung.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ruͤckert</hi>, Lehrgedicht VI. 10</fw><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0227]
Die wechſelſeitige Erinnrung iſt geſchwunden,
Doch haͤlt auf Erden ſie des Himmels Macht verbunden.
Vom Oſt zum Weſten iſt die Sonne ſtets gezogen,
Und zwiſchen Suͤd und Nord geſpannt ein Regenbogen.
59.
Laß dich nicht das Gewirr der Volksmundarten wirren,
Die durcheinander, ſelbſt ſich unverſtaͤndlich, ſchwirren.
Vom heiligen Sanskrit ſind Woͤrter, wie du weißt,
In allen, doch es iſt ein andrer Grund und Geiſt.
Drei Sprachenſtaͤmme gibts des menſchlichen Vereins,
Semitiſch und Sanskrit, und alles Uebrig' eins.
Semitiſch zeichnet aus tief innerliche Regung,
Sanskritiſch aͤußerer Gegliedertheit Bewegung,
Den dritten Stamm der Unbeweglichkeit Erſtarrung,
Gleichfern von Bildſamkeit und ſicherer Beharrung.
Ruͤckert, Lehrgedicht VI. 10
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |