Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Und nicht der Einzelne soll nur allein sich schwingen Dorthin, er soll auch hier die Menschheit weiter bringen. Mein Sohn, alt ist der Wahn und allgemein verbreitet, Daß diese Welt durch vier Weltalter abwerts schreitet; Daß in Verschlechterung sie immer tiefer sinkt, Und rettungslos zuletzt den Kelch des Todes trinkt. Die Ansicht von der Welt muß werden umgedreht, Daß sie, auch nicht im Kreis, daß sie stets aufwerts geht; Daß nicht gewaltsam sie zuletzt aus ihrem Kloben, Vielmehr versöhnend aus der Zwiespalt wird gehoben; Daß ihr, nach endlicher der Gegensätz' Ausgleichung, Ein Reich des Friedens blüht, wie fern auch der Erreichung, Wo mit erneutem Sinn die ganze Brüderschaar Lebt, wie im Anbeginn das erste Menschenpaar. Mein Sohn, sowenig als des eignen Heiles Glauben, Laß diesen dir ans allgemeine Weltheil rauben. Und nicht der Einzelne ſoll nur allein ſich ſchwingen Dorthin, er ſoll auch hier die Menſchheit weiter bringen. Mein Sohn, alt iſt der Wahn und allgemein verbreitet, Daß dieſe Welt durch vier Weltalter abwerts ſchreitet; Daß in Verſchlechterung ſie immer tiefer ſinkt, Und rettungslos zuletzt den Kelch des Todes trinkt. Die Anſicht von der Welt muß werden umgedreht, Daß ſie, auch nicht im Kreis, daß ſie ſtets aufwerts geht; Daß nicht gewaltſam ſie zuletzt aus ihrem Kloben, Vielmehr verſoͤhnend aus der Zwieſpalt wird gehoben; Daß ihr, nach endlicher der Gegenſaͤtz' Ausgleichung, Ein Reich des Friedens bluͤht, wie fern auch der Erreichung, Wo mit erneutem Sinn die ganze Bruͤderſchaar Lebt, wie im Anbeginn das erſte Menſchenpaar. Mein Sohn, ſowenig als des eignen Heiles Glauben, Laß dieſen dir ans allgemeine Weltheil rauben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0215" n="205"/> </l> <lg n="3"> <l>Und nicht der Einzelne ſoll nur allein ſich ſchwingen</l><lb/> <l>Dorthin, er ſoll auch hier die Menſchheit weiter bringen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mein Sohn, alt iſt der Wahn und allgemein verbreitet,</l><lb/> <l>Daß dieſe Welt durch vier Weltalter abwerts ſchreitet;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Daß in Verſchlechterung ſie immer tiefer ſinkt,</l><lb/> <l>Und rettungslos zuletzt den Kelch des Todes trinkt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die Anſicht von der Welt muß werden umgedreht,</l><lb/> <l>Daß ſie, auch nicht im Kreis, daß ſie ſtets aufwerts geht;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Daß nicht gewaltſam ſie zuletzt aus ihrem Kloben,</l><lb/> <l>Vielmehr verſoͤhnend aus der Zwieſpalt wird gehoben;</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Daß ihr, nach endlicher der Gegenſaͤtz' Ausgleichung,</l><lb/> <l>Ein Reich des Friedens bluͤht, wie fern auch der Erreichung,</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Wo mit erneutem Sinn die ganze Bruͤderſchaar</l><lb/> <l>Lebt, wie im Anbeginn das erſte Menſchenpaar.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Mein Sohn, ſowenig als des eignen Heiles Glauben,</l><lb/> <l>Laß dieſen dir ans allgemeine Weltheil rauben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [205/0215]
Und nicht der Einzelne ſoll nur allein ſich ſchwingen
Dorthin, er ſoll auch hier die Menſchheit weiter bringen.
Mein Sohn, alt iſt der Wahn und allgemein verbreitet,
Daß dieſe Welt durch vier Weltalter abwerts ſchreitet;
Daß in Verſchlechterung ſie immer tiefer ſinkt,
Und rettungslos zuletzt den Kelch des Todes trinkt.
Die Anſicht von der Welt muß werden umgedreht,
Daß ſie, auch nicht im Kreis, daß ſie ſtets aufwerts geht;
Daß nicht gewaltſam ſie zuletzt aus ihrem Kloben,
Vielmehr verſoͤhnend aus der Zwieſpalt wird gehoben;
Daß ihr, nach endlicher der Gegenſaͤtz' Ausgleichung,
Ein Reich des Friedens bluͤht, wie fern auch der Erreichung,
Wo mit erneutem Sinn die ganze Bruͤderſchaar
Lebt, wie im Anbeginn das erſte Menſchenpaar.
Mein Sohn, ſowenig als des eignen Heiles Glauben,
Laß dieſen dir ans allgemeine Weltheil rauben.
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