Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
29.
Du stehest überall an der Gedanken Gränze,
Und halb ist alles, was ich nicht durch dich ergänze,
Du Anfang nicht allein und Ende meines Seyns,
Auch Mitte du, darin ich mit mir selbst bin eins.
Ich mit mir selbst bin eins, wo ich mich find' in dir;
Und wo ich dich verlor, kam ich abhanden mir.

30.
Ihr sollt mir, sprach der Herr, ein Volk von Priestern seyn,
Mein ewiges Gesetz in euern Herzen rein.
Kein priesterlicher Stamm, und keine Priesterkaste,
Daß der Erwählten Joch schwer auf Verworfnen laste.
Verworfen ist vor mir, wer sich hält auserwählt,
Und auserwählt nur, wen der Liebe Geist beseelt.

29.
Du ſteheſt uͤberall an der Gedanken Graͤnze,
Und halb iſt alles, was ich nicht durch dich ergaͤnze,
Du Anfang nicht allein und Ende meines Seyns,
Auch Mitte du, darin ich mit mir ſelbſt bin eins.
Ich mit mir ſelbſt bin eins, wo ich mich find' in dir;
Und wo ich dich verlor, kam ich abhanden mir.

30.
Ihr ſollt mir, ſprach der Herr, ein Volk von Prieſtern ſeyn,
Mein ewiges Geſetz in euern Herzen rein.
Kein prieſterlicher Stamm, und keine Prieſterkaſte,
Daß der Erwaͤhlten Joch ſchwer auf Verworfnen laſte.
Verworfen iſt vor mir, wer ſich haͤlt auserwaͤhlt,
Und auserwaͤhlt nur, wen der Liebe Geiſt beſeelt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0204" n="194"/>
        <div n="2">
          <head>29.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Du &#x017F;tehe&#x017F;t u&#x0364;berall an der Gedanken Gra&#x0364;nze,</l><lb/>
              <l>Und halb i&#x017F;t alles, was ich nicht durch dich erga&#x0364;nze,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du Anfang nicht allein und Ende meines Seyns,</l><lb/>
              <l>Auch Mitte du, darin ich mit mir &#x017F;elb&#x017F;t bin eins.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ich mit mir &#x017F;elb&#x017F;t bin eins, wo ich mich find' in dir;</l><lb/>
              <l>Und wo ich dich verlor, kam ich abhanden mir.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>30.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Ihr &#x017F;ollt mir, &#x017F;prach der Herr, ein Volk von Prie&#x017F;tern &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Mein ewiges Ge&#x017F;etz in euern Herzen rein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Kein prie&#x017F;terlicher Stamm, und keine Prie&#x017F;terka&#x017F;te,</l><lb/>
              <l>Daß der Erwa&#x0364;hlten Joch &#x017F;chwer auf Verworfnen la&#x017F;te.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Verworfen i&#x017F;t vor mir, wer &#x017F;ich ha&#x0364;lt auserwa&#x0364;hlt,</l><lb/>
              <l>Und auserwa&#x0364;hlt nur, wen der Liebe Gei&#x017F;t be&#x017F;eelt.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0204] 29. Du ſteheſt uͤberall an der Gedanken Graͤnze, Und halb iſt alles, was ich nicht durch dich ergaͤnze, Du Anfang nicht allein und Ende meines Seyns, Auch Mitte du, darin ich mit mir ſelbſt bin eins. Ich mit mir ſelbſt bin eins, wo ich mich find' in dir; Und wo ich dich verlor, kam ich abhanden mir. 30. Ihr ſollt mir, ſprach der Herr, ein Volk von Prieſtern ſeyn, Mein ewiges Geſetz in euern Herzen rein. Kein prieſterlicher Stamm, und keine Prieſterkaſte, Daß der Erwaͤhlten Joch ſchwer auf Verworfnen laſte. Verworfen iſt vor mir, wer ſich haͤlt auserwaͤhlt, Und auserwaͤhlt nur, wen der Liebe Geiſt beſeelt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/204
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/204>, abgerufen am 23.11.2024.