Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.3. Wenn du nicht ausziehn kannst den Fehler der Natur, In eine Tugend such' ihn umzubilden nur. Nicht mein' ich ihn mit Schein der Tugend zu bedecken, Für Kinder hängt man Frücht' an unfruchtbare Hecken; Doch nie wird Heuchelei des Gärtners Fleiß geschimpft, Der edle Reiser auf unedlen Stamm geimpft. Wie man des starren Bergs rauh unfruchtbare Warten Zu Rückhalt wählt und Schirm dem angelegten Garten. Wie, wo des Stroms Gewalt Trotz bietet aller Hemmung, Man zur Bewässerung benutzt die Ueberschwemmung. 3. Wenn du nicht ausziehn kannſt den Fehler der Natur, In eine Tugend ſuch' ihn umzubilden nur. Nicht mein' ich ihn mit Schein der Tugend zu bedecken, Fuͤr Kinder haͤngt man Fruͤcht' an unfruchtbare Hecken; Doch nie wird Heuchelei des Gaͤrtners Fleiß geſchimpft, Der edle Reiſer auf unedlen Stamm geimpft. Wie man des ſtarren Bergs rauh unfruchtbare Warten Zu Ruͤckhalt waͤhlt und Schirm dem angelegten Garten. Wie, wo des Stroms Gewalt Trotz bietet aller Hemmung, Man zur Bewaͤſſerung benutzt die Ueberſchwemmung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0191" n="181"/> <div n="2"> <head>3.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wenn du nicht ausziehn kannſt den Fehler der Natur,</l><lb/> <l>In eine Tugend ſuch' ihn umzubilden nur.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht mein' ich ihn mit Schein der Tugend zu bedecken,</l><lb/> <l>Fuͤr Kinder haͤngt man Fruͤcht' an unfruchtbare Hecken;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch nie wird Heuchelei des Gaͤrtners Fleiß geſchimpft,</l><lb/> <l>Der edle Reiſer auf unedlen Stamm geimpft.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie man des ſtarren Bergs rauh unfruchtbare Warten</l><lb/> <l>Zu Ruͤckhalt waͤhlt und Schirm dem angelegten Garten.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wie, wo des Stroms Gewalt Trotz bietet aller Hemmung,</l><lb/> <l>Man zur Bewaͤſſerung benutzt die Ueberſchwemmung.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [181/0191]
3.
Wenn du nicht ausziehn kannſt den Fehler der Natur,
In eine Tugend ſuch' ihn umzubilden nur.
Nicht mein' ich ihn mit Schein der Tugend zu bedecken,
Fuͤr Kinder haͤngt man Fruͤcht' an unfruchtbare Hecken;
Doch nie wird Heuchelei des Gaͤrtners Fleiß geſchimpft,
Der edle Reiſer auf unedlen Stamm geimpft.
Wie man des ſtarren Bergs rauh unfruchtbare Warten
Zu Ruͤckhalt waͤhlt und Schirm dem angelegten Garten.
Wie, wo des Stroms Gewalt Trotz bietet aller Hemmung,
Man zur Bewaͤſſerung benutzt die Ueberſchwemmung.
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