Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.1. An einem Bache steht ein junger Rosenstrauch, Und wiegt sein blühendes Gezweig im Frühlingshauch. Die Wurzel streckt er tief, kühl in die Flut hinein, Und wandelt, was er saugt, in rothen Wangenschein. Und wenn den Purpurglanz abbleichte Sonnenglut, Die welken Blätter streut er wieder auf die Flut. Froh sieht er auf der Flut die welken schwimmen nieder, Und sauget wohlgemut für frische Rosen wieder. Am Abend flüstern ihm Betrübtes Lüfte vor;
Doch er, in Duft gehüllt, leiht ihnen kaum ein Ohr. 1. An einem Bache ſteht ein junger Roſenſtrauch, Und wiegt ſein bluͤhendes Gezweig im Fruͤhlingshauch. Die Wurzel ſtreckt er tief, kuͤhl in die Flut hinein, Und wandelt, was er ſaugt, in rothen Wangenſchein. Und wenn den Purpurglanz abbleichte Sonnenglut, Die welken Blaͤtter ſtreut er wieder auf die Flut. Froh ſieht er auf der Flut die welken ſchwimmen nieder, Und ſauget wohlgemut fuͤr friſche Roſen wieder. Am Abend fluͤſtern ihm Betruͤbtes Luͤfte vor;
Doch er, in Duft gehuͤllt, leiht ihnen kaum ein Ohr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0189" n="[179]"/> <div n="2"> <head>1.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>n einem Bache ſteht ein junger Roſenſtrauch,</l><lb/> <l>Und wiegt ſein bluͤhendes Gezweig im Fruͤhlingshauch.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Wurzel ſtreckt er tief, kuͤhl in die Flut hinein,</l><lb/> <l>Und wandelt, was er ſaugt, in rothen Wangenſchein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und wenn den Purpurglanz abbleichte Sonnenglut,</l><lb/> <l>Die welken Blaͤtter ſtreut er wieder auf die Flut.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Froh ſieht er auf der Flut die welken ſchwimmen nieder,</l><lb/> <l>Und ſauget wohlgemut fuͤr friſche Roſen wieder.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Am Abend fluͤſtern ihm Betruͤbtes Luͤfte vor;</l><lb/> <l>Doch er, in Duft gehuͤllt, leiht ihnen kaum ein Ohr.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[179]/0189]
1.
An einem Bache ſteht ein junger Roſenſtrauch,
Und wiegt ſein bluͤhendes Gezweig im Fruͤhlingshauch.
Die Wurzel ſtreckt er tief, kuͤhl in die Flut hinein,
Und wandelt, was er ſaugt, in rothen Wangenſchein.
Und wenn den Purpurglanz abbleichte Sonnenglut,
Die welken Blaͤtter ſtreut er wieder auf die Flut.
Froh ſieht er auf der Flut die welken ſchwimmen nieder,
Und ſauget wohlgemut fuͤr friſche Roſen wieder.
Am Abend fluͤſtern ihm Betruͤbtes Luͤfte vor;
Doch er, in Duft gehuͤllt, leiht ihnen kaum ein Ohr.
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