Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.64. Du mußt dich der Natur mit einem Schwung entschwingen, Und der Geschichten Flur mit einem Sprung entspringen. Weißt du, worin Natur sich und Geschichte ründen? Im Gottgefühle nur, das lern' in dir ergründen. 65. Abschließen mußt du für dich selbst einmal die Welt, Deswegen offen bleibt für andre doch das Feld. Nur blöde Weisheit denkt (du aber sei gescheiter): Weil ich nicht weiter kann, gehts überhaupt nicht weiter. 66. Philosophie, wenn sie an der Religion Geheimnis rührt, zergeht es oder sie davon; Ob es begreiflich werd', ob unbegreiflich sie, Ob es zum Mythos, ob sie zur Mythologie. 64. Du mußt dich der Natur mit einem Schwung entſchwingen, Und der Geſchichten Flur mit einem Sprung entſpringen. Weißt du, worin Natur ſich und Geſchichte ruͤnden? Im Gottgefuͤhle nur, das lern' in dir ergruͤnden. 65. Abſchließen mußt du fuͤr dich ſelbſt einmal die Welt, Deswegen offen bleibt fuͤr andre doch das Feld. Nur bloͤde Weisheit denkt (du aber ſei geſcheiter): Weil ich nicht weiter kann, gehts uͤberhaupt nicht weiter. 66. Philoſophie, wenn ſie an der Religion Geheimnis ruͤhrt, zergeht es oder ſie davon; Ob es begreiflich werd', ob unbegreiflich ſie, Ob es zum Mythos, ob ſie zur Mythologie. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0161" n="151"/> <div n="2"> <head>64.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du mußt dich der Natur mit einem Schwung entſchwingen,</l><lb/> <l>Und der Geſchichten Flur mit einem Sprung entſpringen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Weißt du, worin Natur ſich und Geſchichte ruͤnden?</l><lb/> <l>Im Gottgefuͤhle nur, das lern' in dir ergruͤnden.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>65.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Abſchließen mußt du fuͤr dich ſelbſt einmal die Welt,</l><lb/> <l>Deswegen offen bleibt fuͤr andre doch das Feld.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur bloͤde Weisheit denkt (du aber ſei geſcheiter):</l><lb/> <l>Weil ich nicht weiter kann, gehts uͤberhaupt nicht weiter.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Philoſophie, wenn ſie an der Religion</l><lb/> <l>Geheimnis ruͤhrt, zergeht es oder ſie davon;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ob es begreiflich werd', ob unbegreiflich ſie,</l><lb/> <l>Ob es zum Mythos, ob ſie zur Mythologie.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [151/0161]
64.
Du mußt dich der Natur mit einem Schwung entſchwingen,
Und der Geſchichten Flur mit einem Sprung entſpringen.
Weißt du, worin Natur ſich und Geſchichte ruͤnden?
Im Gottgefuͤhle nur, das lern' in dir ergruͤnden.
65.
Abſchließen mußt du fuͤr dich ſelbſt einmal die Welt,
Deswegen offen bleibt fuͤr andre doch das Feld.
Nur bloͤde Weisheit denkt (du aber ſei geſcheiter):
Weil ich nicht weiter kann, gehts uͤberhaupt nicht weiter.
66.
Philoſophie, wenn ſie an der Religion
Geheimnis ruͤhrt, zergeht es oder ſie davon;
Ob es begreiflich werd', ob unbegreiflich ſie,
Ob es zum Mythos, ob ſie zur Mythologie.
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